Goldaktien
doch Mr. Lam, der Mann, der Ölland verkaufen wollte! Sagen Sie mal, Mr. Lam — wie macht sich denn die Sache?«
»Bestens«, antwortete ich.
Er streckte mir die Hand hin. Als ich sie ergriff, schüttelte er meine übertrieben lange und sagte lächelnd: »Wie ich sehe, haben Sie geschäftlich bei der Atlee Corporation zu tan gehabt.«
Ich erwiderte: »Ich vermute, daß die Brünette Sie angerufen hat, und zw a r sofort, nachdem sie dem Geschäftsführer meine Anwesenheit gemeldet hatte.«
»Mein lieber Lam«, sagte er, »ich habe überhaupt keinen Schimmer, wovon Sie reden. Ganz zufällig begegnen wir uns, weil ich ab und zu im Restaurant hier unten esse.«
»Und weil Sie an dem Glücksspiel im ersten Stock interessiert sind«, ergänzte ich.
»Glücksspiel!« rief er. »Was denn für Glücksspiel? Was meinen Sie eigentlich?«
Ich lachte.
»Sie setzen mich sehr in Erstaunen, Mr. Lam. Hatten Sie damit sagen wollen, daß man in diesem Restaurant Glücksspiele betreibt?«
»Sparen Sie sich die Mühe«, sagte ich.
Er hielt noch immer meine Begrüßungshand. »Lassen Sie uns ins Restaurant gehen, einen Happen essen«, schlug er vor.
»Nein, danke, mir schmeckt dort der Kaffee nicht. Wollen lieber in das Lokal gegenüber gehen.«
»Aber da ist der Kaffee wirklich ganz schauderhaft.«
Meine Hand noch haltend, spähte Crumweather über seine Schulter zum Eingang des Restaurants, als erwarte er, daß da etwas passierte. Doch es geschah nichts. Zögernd gab er endlich meine Hand frei. »Sie haben mir von dem Erdöl noch gar nichts erzählt«, begann er wieder.
»Das flutscht«, sagte ich.
»Übrigens — ich habe erfahren, daß wir eine gemeinsame Bekannte haben.«
»Ja.«
»Jawohl. Miss Ashbury. Miss Alta Ashbury.. Ich habe mir erlaubt, die junge Dame für morgen nachmittag in mein Büro zu bitten. Ich weiß, sie ist sehr beliebt und daher auch viel beansprucht, so daß sie nicht einfach kommen kann, wenn es einem brummligen alten Rechtsanwalt paßt, doch Sie, Mi\ Lam, könnten ihr vielleicht plausibel machen, daß es für sie' sehr vorteilhaft wäre, zu erscheinen.«
»Falls ich sie sehe, werde ich's ihr ausrichten.«
»Na, kommen Sie doch jetzt eine Tasse Kaffee mit mir trinken.«
»Nein, danke«, sagte ich kopfschüttelnd.
»Waren Sie hier im Hause?« fragte er, auf das Gebäude neben uns deutend.
»O ja.«
Jetzt musterte er mich, als müsse er Anzeichen von Mißhandlungen an mir entdecken.
»Mein Geschäft dort drinnen«, erklärte ich, »wurde zur großen Befriedigung aller Beteiligten abgeschlossen.«
»So, so.« Sein Lächeln zog jetzt das Gesicht bis zu den Ohren in Falten. »Lam, mein Junge, Sie haben klug gehandelt. Kein Mensch wird Ihnen Böses tun, solange Sie diesen Sinn für vernünftige Zusammenarbeit beibehalten. Freut mich sehr, daß Sie die Dinge mit unseren Augen sehen. Wir können Sie gebrauchen.« Er tastete wieder nach meiner Hand, doch ich tat, als sähe ich die nicht.
»Ich muß nun gehen«, sagte ich.
»Da wir uns jetzt, glaube ich, besser verstehen, werden wir auch besser miteinander auskommen«, sagte Crumweather. »Bitte, denken Sie daran, daß ich Miss Ashbury unbedingt morgen nachmittag in meinem Büro sprechen möchte.«
»Gute Nacht«, sagte ich und kletterte ins Taxi.
Er stand, als ich dem Chauffeur Alta Ashburys Adresse nannte, noch am Rinnstein und sah mir mit strahlender Miene nach.
15
Es war 8 Uhr 40, als ich das Hotel, in dem ich Esther Clarde untergebracht hatte, wieder betrat. Vor der Schalttafel saß jetzt eine junge Telefonistin. Ich bat sie, Miss Claxon in ihrem Zimmer anzurufen und ihr auszurichten, daß Mr. Lam in der Halle auf sie warte.
»Miss Claxon hat ihr Zimmer aufgegeben«, sagte das Mädchen.
»Wie lange ist das her?«
»Muß im Laufe der Nacht gewesen sein.«
»Können Sie genau feststellen, wann?«
»Da fragen Sie lieber den Portier.«
Ich begab mich zum Empfangstisch und fragte den Mann. Er ging hinter das Schalterfenster mit der Aufschrift »Kassierer«, sortierte ein paar Karten und sagte: »Hatte im voraus bezahlt.«
»Das weiß ich«, sagte ich. »Wissen möchte ich, wann sie das Hotel verlassen hat.«
Er schüttelte den Kopf und wollte den Kasten mit Gästekarten schon wieder ins Fach stellen, als ihm eine mit Bleistift geschriebene Notiz auffiel. »Um zwei Uhr heute früh war es«, sagte er.
Ich dankte ihm und fragte, ob für mich eine Nachricht hinterlassen worden sei. Er blätterte den Stapel Post durch. »Nichts
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