GOLDAUGEN (German Edition)
haben unsere Studenten natürlich Wege gefunden, um kleinere Streitigkeiten, die in der Natur der Menschen liegen, dort auszutragen, wo wir sie nicht mitbekommen.
Diese kleine Geschichte steht in keiner Akte, sie hat sich aber zugetragen. Steven Sarkos hat wohl seit seiner Jugend ein kleines Problem mit seiner Körperlänge.
Darunter litt er oder leidet vielleicht noch heute sein Selbstvertrauen. Er hält sich mit einem Meter Sechsundsechzig für kleinwüchsig. Vielleicht versteht er nicht, dass menschliche Größe sich nicht über die Körperlänge definiert.
Er trägt Schuhe, die speziell für ihn angefertigt werden und ihn quasi unsichtbar, zehn Zentimeter größer machen. Fast jeder n eigt doch dazu, sich ein wenig größer darzustellen oder nicht?
Erst einmal kann ich nichts Verwerfliches daran feststellen . Vielleicht fehlte ihm nur ein wenig Humor oder erhabenes Denken, um über dieser Lächerlichkeit zu stehen.
Na , jedenfalls hat ein Zimmerkamerad von ihm dieses Geheimnis entdeckt und die Schuhe etwas umgebaut. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Er hat an den Hacken, stelzenähnliche Hölzer festgenagelt und Fotos, mit einer Beschreibung über die Anwendung in Umlauf gebracht. Stevens Größe plus zehn plus zwanzig Zentimeter ergeben einen Meter sechsundneunzig, so groß war nämlich jener Student. Da soll es ein kleines Handgemenge gegeben haben, mehr als Andeutungen sind auch nicht zu mir durchgedrungen. Die Fotos verschwanden natürlich, die Geschichte war schnell vergessen. Steven Sarkos kam mir aber nach dem Vorfall noch verschlossener vor. Vier Jahre später verstarb der junge Mann, der ihn geärgert hatte, bei einem Surf-Unfall am Strand von Hawaii. Sarkos war der Einzige aus dem Studien-Jahrgang, der nicht bei der Beerdigung anwesend war.
Sehen Sie es mir bitte nach. Wenn Sie meinen, dass sein Buch „Lebe den amerikanischen Traum“, das ich natürlich gelesen habe, solch eine Auszeichnung verdient, dann melde ich leichte Bedenken an. Das ist aber nur meine persönliche Meinung, die sicherlich nicht als repräsentativ zu sehen ist. Dieses Buch ist einfach nur oberflächlich.“
Ich bedankte mich höflich und freute mich über diese kleine und recht amüsante Episode aus Sarkos´ Leben.
Dieses kurze Telefonat hat mehr über seine Persönlichkeit h ochgespült als alle Quellen zuvor.
Steven Sarkos hat Minderwertigkeitskomplexe und vielleicht noch tieferliegende psychische Probleme. Über seine Macht, sein Geld und seine Statussymbole profiliert er sich. Abweisungen und Kränkungen kann er nicht wegstecken. Wie obsessiv das Ganze geht, vermag ich nicht zu sagen. Ich wiederhole mich, er könnte eine äußerst große Bedrohung - für uns alle werden. Ob er was mit dem Sportunfall seines Kumpels zu tun hatte? Wer weiß? Auch diese Unfallakte sollten wir uns mal anschauen. Die Detektei, die wir auf ihn angesetzt haben, liefert in der Regel gute Ergebnisse ohne Frage. Aber in diesem speziellen Fall sollten wir umdenken.
Ich denke , wir müssen sein Umfeld infiltrieren. Einen richtig guten Mann auswählen, der dazu in der Lage ist und gegebenenfalls die letzte Konsequenz für uns ausführt. Unsere Sicherheitsleute können wir jetzt nicht mehr in den Staaten einsetzen. Sebastian wäre, genau wie Claude und Maurice, der Richtige, aber sie dürften ihm schon bekannt sein. Sarkos Beziehungsgeflecht ist sehr weitreichend, er wird es nutzen.«
Jetzt herrschte kurze Stille.
Franck räusperte sich.
» Ihr habt beide recht, abwarten und zögern wäre fatal und würde, wie meistens – grauenhaft bestraft werden. Wir suchen mit niemandem Streit, was treibt ihn an? Geht es wirklich nur um gekränkte Eitelkeit? Auch wir haben kein absolutes Wissen, um solch ein krankes Verhalten verstehen zu können. Also sind wir uns einig. Die präferierte Option ist natürlich die, ihm mit juristischen Mitteln beizukommen, sollte diese sich bieten, nutzen wir sie.
Sollten wir sein weiteres zu erwartendes Handeln nicht verhindern oder ihm strafbare Handlungen nicht nachweisen können, dann ziehen wir die letzte Option!
Dann werden wir ab sofort, für alle, die Sicherheitsmaßnahmen verstärken. Auch d ie von Homer T., obwohl er rund um die Uhr vom Secret Service bewacht wird. Was ich überhaupt nicht verstehe, ist sein Nazi-Geschwafel und der Hinweis auf diesen Charly?
Ich kann mich nicht erinnern, dass wir mal mit einer Person solchen Namens zu tun hatten.
Das könnte aber auch ein Spitzname sein, es wäre
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