GOLDAUGEN (German Edition)
näherkommen als ich.
Er ist wirklich ein lieber Kerl, der bis zu dem Tag, als wir euch kennenlernen durften, auch nicht gerade vom Glück geküsst wurde. In meinen ersten Lebensjahren wuchs ich ohne Mutter und ohne jegliche Zuneigung bei einem Mann auf, der mich hasste wie die Pest. Bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr drohte er mir täglich damit, mich in ein Heim zu stecken. Er schürte diese Angst äußerst massiv, aber mit einer sonderbar-psychisch aufgebauten Grausamkeit.
Er schlug mich nie, nicht ein Mal.
Ich musste ihm anders dienen. Wieder nicht so, wie Sie jetzt vielleicht denken …«
Celine schaute ihn entsetzt an, sie dachte wirklich falsch.
» Nein, er verging sich nicht an mir. Ich musste in Mädchen- sprich Frauenkleidern den kompletten Haushalt führen.
Freunde, Schulkameraden waren verboten, er hielt mich wie einen weiblichen Sklaven. Ich war der Ersatz für meine Mutter. Er erzählte mir täglich die wüstesten Geschichten, wie Kinder in so einem Erziehungsheim misshandelt werden würden. So perfide und pervers, eigentlich habe ich wohl Glück gehabt, dass er nicht an mir herumfummelte. Seine Videosammlung, die ich erst fand, als er schon tot war, zeugte von dieser pädophilen Neigung. Zu meinem fünfzehnten Geburtstag durfte ich uns einen Kuchen backen. Dieser Tag änderte alles …
Ich nahm einen Teigroller und schlug ihn mit diesem auf den Kopf, immer wieder … zwei Wochen konnte er nicht zur Arbeit gehen. Dann ging er mir aus dem Weg, er hatte wirklich Angst vor mir. Das war ein erhabenes Gefühl. Er legte mir regelmäßig Geld hin, ich lebte bis zu seinem Ableben endlich ein fast normales Leben. Diese Jahre haben mich gestählt, ich lernte nichts Liebevolles kennen. Vertrauen? Wem und worauf denn? Die Zeit danach war natürlich besser. Ich hatte ein bezahltes Mehrfamilienhaus, Mieteinnahmen und einen Grundstock an Geld und viele Bücher. Diese Leidenschaft bedeutet mir etwas und half mir, mein weiteres Leben einigermaßen in den Griff zu bekommen.
Leider habe ich auch in der Liebe nicht so viel Glück gehabt, meine längste Beziehung dauerte mal zwei Jahre.
Ich bin halt verstört und kaputt. Dann kam die Nummer mit unserer Vergangenheit, ich war irgendwie stolz und maßlos enttäuscht zugleich. Ich weiß nicht, wieso ich auf diesen düsteren Plan kam. Ich habe mir das mit der kleinen Inszenierung als eine Art Rache ausgedacht und nicht Malcolm.
Er konnte mir natürlich nicht widersprechen, geschweige es mir ausreden. Ich bin so ein Idiot! Celine, alles ist natürlich keine Entschuldigung für mein Verhalten. Ich bin so geprägt und konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es auf dieser abgefuckten Welt Menschen gibt, denen man vertrauen kann, und die so viel Gutes in ihren Herzen verborgen haben. Ich habe zu Malcolm am Telefon gesagt, ich habe bei Ihnen Atlantis gefunden. Das ist abstrakt, aber es hat sich in meinen Gedanken manifestiert. Ich möchte meine neue Familie behalten, es geht mir nicht mehr um all den Luxus, den Ihr mir ermöglicht. Das meine ich zur Abwechslung mal wirklich ehrlich.
Können Sie mir helfen, Celine ?«
Ce line hätte George am liebsten in den Arm genommen und getröstet, aber so leicht konnte sie ihn nicht davonkommen lassen.
» Sie haben mich angerufen und wollten mich persönlich sprechen. Hier bin ich.
Dem Wunsch folgte ich gern, weil ihre schöne Geburtsstadt einen festen Platz in meinem Herzen hat und Sie mir persönlich sympathisch sind. Was habe ich aber nun zu hören bekommen? Einen neuen Verrat und eine berührende Geschichte aus Ihrer Jugendzeit. Nun verstehe ich Franck und Heinz, die beide Ihrer Person gegenüber gehörige Zweifel eingeräumt haben.
Ich muss vorausschicken, dass die beiden, so auch Hassan Houkri, eine außergewöhnliche Gabe besitzen. Sie können Menschen „lesen“. Sie würden es vielleicht als weitreichende Menschenkenntnis und Erfahrung deuten. Sicherlich auch, aber das ist es nicht unbedingt. Sie können tiefere, emotionale Schwächen, aber auch Stärken auftun.
A lle Drei meinen, Sie hätten eine gute Wurzel, aber wären von einer vielleicht nicht zu kontrollierenden Unruhe beseelt.
Ich denke, sie haben Ihre Gemütslage recht gut eingeschätzt. Ich möchte aber nicht, dass, wenn wir uns von Ihnen zurückziehen, Sie gänzlich in ein schwarzes Loch fallen.
Also überlasse ich Ihnen die Entscheidung - Verantwortung zu übernehmen.«
»Was soll ich tun, Celine ?«
» Sie wussten genau, dass Ihnen ein
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