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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bis eine niedliche Rothaarige mir ihre Dienste anbot. Ich war gerade dabei, mit hochroten Ohren und schweißfeuchten Händen die Modalitäten auszuhandeln, als mir jemand schwer auf die Schulter schlug. Das Mädchen sah erschrocken auf und wollte weglaufen, aber der Fremde hielt sie fest. ›Schauen Sie sie sich gut an, junger Mann, und dann blicken Sie einmal dort drüben zum Hauseingang.Was sehen Sie dort?‹
    Im Schatten des Durchgangs stand ein Mann, der uns offensichtlich die ganze Zeit beobachtet hatte und jetzt versuchte, sich unsichtbar zu machen. Der Fremde klärte mich über das
Zusammenspiel von Zuhälter und Hure in einigen wenigen, sehr einprägsamen Worten auf und warnte mich speziell vor der Roten Rosa und ihrem Luden, die er bereits vor Gericht gesehen hatte. Sie waren bekannt dafür, dass sie die Freier beraubten und, wenn sie sich wehrten, auch schon mal mit Gewalt und gezieltem Einsatz von Messern zwangen, ihre Wertgegenstände zu opfern. Das Mädchen wurde von Panik erfasst und riss sich los. Er ließ sie laufen. Und ich war, ehrlich gesagt, nur erleichtert. Meinen Dank wischte er mit einem Lachen beiseite und fragte mich, ob ich noch ein Glas Bier mit ihm trinken wolle. Das kam mir sehr entgegen, und so lernte ich den Assessor Drago Kusan kennen, der die letzte Phase einer juristischen Ausbildung in Münster absolvierte.Wir verstanden uns gut, und so lud ich ihn, nachdem wir uns ein paarmal verabredet hatten, nach Hause ein. Auf dieses Weise lernte Ariane ihn kennen, und das Schicksal nahm seinen Lauf.«
    »Ein Jurist? Ich kenne nur verknöcherte Rechtsanwälte und Notare. Er muss ungewöhnlich gewesen sein.«
    »Soweit ich weiß, hat er das Studium der Rechte seinem Vater zuliebe gewählt, nicht unbedingt aus eigenem Antrieb.Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, dass er den Bettel so einfach hingeworfen hat, als sich ihm eine andere Möglichkeit auftat, sein Leben zu führen.«
    »Die Erbschaft, Monsieur Leander?«
    »Ja, Nona, die Erbschaft. Er hatte einen Paten, der sich wohl in seiner Jugend viel um ihn gekümmert hat, dann aber nach China gegangen ist, um dort sein Glück zu machen. Ich weiß wenig von ihm. Er muss eine seltsam abenteuerliche Gestalt gewesen sein. Vermutlich war sein Einfluss auf Drago groß, aber sicher nicht immer der beste. Jedenfalls kam die Nachricht von seinem Tod, und in seinem Testament vermachte er Drago seine Anteile an dem Handelshaus, an dem er beteiligt war. Mehr habe ich von Ariane nicht erfahren.«
    »Und nun ist er tot?«
    »Sie wiederholt es immer wieder, ja.«

    »Woher weiß sie es? Ob sie einen Brief bekommen hat?«
    »Sie war verstört, schon an dem Tag, nachdem sie bei Madame Mira war. Ich glaube, da hat sie es erfahren.«
    »Aber von wem, Nona?«
    »Vielleicht hatte ihre Tante es erfahren oder eine Nachricht bekommen.«
    »Ich fürchte, ich muss unserer Tante Caro wohl einen Besuch abstatten. Ich bin zwar in Ungnade gefallen, genau wie Ariane, aber sie wird mir schon Rede und Antwort stehen.«
    »Sie hat diese Packen mitgebracht, Monsieur Leander. Ich habe sie in das Nähzimmer geräumt.Vielleicht finden wir darin eine Botschaft?«
    »Himmel, Nona, das sagst du jetzt erst? Ja, kommt, lasst uns nachschauen, was sich darin befindet.«
    Sie hatten die Verschnürung bald aufgebracht, und – welche Schätze barg das Paket! Viola aber war die Erste, die erkannte, worum es dabei ging.
    »Im Theater hatten wir mal orientalische Kostüme. Die sahen so ähnlich aus. Aber die hier sind echt, Leander. Das könnten chinesische Kleidungsstücke sein. Sie muss jemanden getroffen haben, der in Asien war.«
    »Im Haus von Tante Caro?«
    »Bei Madame Mira.«
    »Ich suche die alte Dame morgen früh gleich auf, Monsieur. Sie kennt mich, und ich glaube, sie mag mich auch.«
    »Dann tu das, Nona. Ich will mich jetzt für eine Weile an Arianes Bett setzen.«
    »Leander?«
    »Ja,Viola?«
    »Wenn deine Schwester vom Tod ihres Mannes erfahren hat und sie in ihren Fieberträumen von ihm spricht, dann muss er ihr sehr viel bedeutet haben.«
    »Warum meinst du das?«
    »Es ist acht Jahre her. Männer, die ich vor acht Jahren kannte – ah pah, an deren Gesichter erinnere ich mich nicht mal
mehr, geschweige denn an ihre Namen. Leander, wenn sie wach ist, dann erzähl ihr von diesem Drago. Du hast ihn gekannt. Hilf ihr bei ihrer Trauer.«
    »Meinst du, dass es das nicht schlimmer macht?«
    »Nein, Monsieur, das wird es nicht. Sprechen Sie mit ihr über diesen Mann. Damit er

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