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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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seine Muttersprache. Sofort glätteten sich die Falten auf seiner Stirn, und er sah fast menschlich aus.
    »Sie haben also meine Nachricht erhalten, Monsieur Dufour? Wie außerordentlich erfreulich.«
    »Ah, Sie sind Madame Kusan selbst. Erfreut, sehr erfreut, Madame. Ich hatte gehofft, einen Termin mit Ihnen vereinbaren zu können, um Ihnen meine Musterbücher vorzulegen.«

    »Jederzeit, Monsieur.Wann passt es Ihnen?«
    Wir verabredeten uns für den kommenden Nachmittag, und ich bat Nona, dabei zu sein, um diffizilere Tatbestände zu übersetzen.
    Als die Tür hinter ihm zugefallen war, erlaubte ich mir ein anhaltendes, befreiendes Kichern.
    Zweimal Mops im Paletot war fast zu viel für mich gewesen.
     
    Am nächsten Tag lernte ich dann Eustache näher kennen, der sich als wohlgenährtes Hündchen von phlegmatischem Gemüt entpuppte und der, als er mit meiner Erlaubnis die Paletot-Tasche verlassen hatte, gemächlich den Teppich nach Spuren – vermutlich denen von Captain Mio – untersuchte. Armand Dufour erwies sich als unerschöpfliche Quelle schöner, leichter Stoffe, und ich konnte mich kaum entscheiden, welche ich ordern sollte.Vermutlich war meine Einkaufsliste länger als nötig, aber mir schossen dermaßen viele Ideen für ihre Verwendung durch den Kopf, dass ich einfach nicht widerstehen konnte, immer noch eine Länge aufzuschreiben.
    Nona als Dolmetscherin erwies sich als sehr hilfreich, und so entschied ich, den angenehmen Geschäftsabschluss mit einem Glas Wein zu begießen. Beflissen erbot sich Nona, die Gläser und Flasche aus der Küche zu holen, und setzte sich auf meine Bitte hin wieder zu uns an das kleine runde Tischchen im Anprobenzimmer. Eustache erhielt eine Schüssel Wasser und schlürfte lautstark sein Quantum daraus.
    »Ein hübsches kleines Atelier haben Sie hier, Madame Kusan. Und so geschmackvoll eingerichtet.«
    »Etwas abseits liegt es zwar, aber es hat sich inzwischen herumgesprochen, wo ich zu finden bin.«
    Noch immer betrachtete Dufour den Seidenteppich mit einem gewissen Staunen im Blick. Er nippte an seinem Wein und räusperte sich dann.
    »Wäre es sehr unverschämt nachzufragen, woher dieser Teppich stammt, Madame?«

    »Aber nein. Mein verstorbener Gatte brachte ihn mit in die Ehe. Er hatte ihn von einem Verwandten erhalten, der zu seiner Zeit als Teppichhändler tätig war. Wir haben auch noch einen sehr schönen Perser von ihm bekommen. Dieser hier stammt jedoch aus China. Und meine Kinder waren mir reichlich böse, als ich ihn entführte. Sie müssen wissen, dass er ihnen als Szenario für wilde Seereisen diente.«
    Dufour lachte nur kurz, ging aber nicht darauf ein, sondern schüttelte nur verwundert den Kopf.
    »Aus China stammt er ganz gewiss, und er ist hierzulande ein höchst seltenes Exemplar. Was mich aber viel mehr überrascht, Madame – und deswegen habe ich gestern auch sicher sehr unhöflich gewirkt -, ist die Tatsache, dass wir zu Hause über das Gegenstück verfügen. Ich fühlte sozusagen einen leichten Schwindel, als ich auf genau demselben Teppich stand, der heute in unserem Salon liegt. Wer war gleich der Händler, von dem Sie ihn erhielten?«
    »Servatius Kusan, der Pate meines Gatten.«
    »Kusan – mon dieu – natürlich. Ich erinnere mich an ihn.«
    »Sie kannten ihn?«
    »Sicher. Er war oft bei uns zu Gast. Lassen Sie mich überlegen. Ja, ich muss so um die zwölf, dreizehn gewesen sein, als Vater mit ihm ins Geschäft kam. Er hatte unser Haus vergrößert und wollte zwei Zimmer mit besonders edlen Teppichen ausstatten. Der Händler wurde uns empfohlen, und eines Tages kam er mit einer Wagenladung seiner Ware zu uns. Meine Mutter war hingerissen von diesem Seidenteppich. Mein Vater stimmte ihr zu, und sie feilschten recht lange, und wie mir schien, mit großem Genuss. Monsieur Kusan war ein unterhaltsamer Mann, der lebhaft von seinen ausgedehnten Reisen in den Orient zu erzählen wusste.Vater gab ihm den Auftrag, bei seiner nächsten Reise weitere interessante Teppiche mitzubringen, und ein halbes Jahr später kehrte er wieder mit neuer Ware zurück. Aber an diesen Seidenteppich reichte nichts heran. Sie sind nicht zufällig gewillt, ihn zu verkaufen, Madame?«

    Ich musste ihm zugestehen, versuchen durfte er es. Mit einem kleinen Lächeln antwortete ich ihm: »Monsieur, wären Sie vielleicht gewillt, den Ihren mir zu verkaufen?«
    »Touché, Madame!«, erwiderte er gelassen und nahm seine Niederlage wie ein Mann.
    »Der Handel mit China beginnt

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