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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Tricks. Ich wohne im Domhotel, dort könnt ihr mir jederzeit eine Nachricht hinterlassen, oder ihr findet mich hier.«
    »Ja, danke, Papa.«
    Philipp wollte ihm die Hand geben, um sich zu verabschieden, aber Papa legte ihm seine Hand auf die Schulter und drückte sie fest. Fast hatte er den Eindruck, er wollte ihn umarmen. Und fast hätte er das gerne gehabt.
    Laura streichelte er die Haare.
    Sie sah aus, als gefiele es ihr.
    Oh, sie hatten heute Abend viel, so viel zu beraten.
    War doch noch ein kolossal guter Tag geworden, nicht?

Brennende Seide
    Der Wirbel der Gedanken
Gehorcht dem Willen nicht.
Der Wahnsinn naht und locket
Unwiderstehlich hin.
     
    Novalis, Es gibt so bange Zeiten
    Charnay lief unruhig in seinem Zimmer auf und ab, unfähig, auch nur eine Minute still zu sitzen. Ebenso schwer fiel es ihm, seine Gedanken auf sein Vorhaben zu fixieren. Immer wieder schweiften sie ab, immer wieder drängten sich Gefühle zwischen die logischen Schritte, die er zu machen hatte.
    Es war alles schiefgelaufen. Erbärmlich schiefgelaufen. Was hatte er übersehen? Er war doch so sorgfältig vorgegangen.
    Hatte jemand Verbindungen hergestellt, die er nicht kontrollieren konnte? War es reines Pech gewesen? Hatte er eine unbedachte Äußerung getan?
    Er hatte über Helene die Bekanntschaft mit Arianes Tante, dem dummen Huhn von Elenz, gepflegt. Ja, er hatte der albernen Gans sogar einen Kredit gewährt, nachdem er erfahren hatte, dass die Kusan sie extrem kurz hielt. Die überschäumende Dankbarkeit der alten Schnepfe hatte ihm reiche Informationen über die beiden Bälger verschafft. Gespenstergeschichten liebten sie, und der unvergleichliche Kormann hatte von einem verfallenen Spukhaus gewusst. Er war es auch, der einen Straßenlümmel angestellt hatte, den Köder auszulegen. Bis dahin war noch alles gut gegangen. Die Kinder hatten ihn bereitwillig geschluckt, Kormann hatte sie in dem alten Haus eingesperrt, und er hatte bereits den höflichen, jedoch anonymen Brief geschrieben,
in dem er die besorgte Mutter aufforderte, für das Wohl ihrer Sprösslinge einen nicht unbeträchtlichen Betrag zu opfern. Die Kusan, da war er sich sicher, würde stracks zu ihrem Verlobten rennen und ihn um das Geld bitten. Es hieß ja, dass sie sehr an den Kindern hing. Kormann hätte die Abwicklung übernommen. In solchen Dingen war der Kammerdiener wirklich gewitzt gewesen.
    Und dann waren die Gören morgens einfach verschwunden. Wie in Luft hatten sie sich aufgelöst.
    Wer hatte sie befreit?
    Wer hatte gewusst, dass sie sich in diesem aufgelassenen Hof befanden?
    Hatte der Lümmel von Ferdi sie da rausgeholt?
    Seine linke Wange zuckte schon seit geraumer Zeit wieder, und entnervt presste er die Hand darauf.
    Müßig, nach Antworten zu suchen, es war geschehen.
    Weit schlimmer war es, dass Kormann letzte Woche umgekommen war. Nicht nur, dass er mit ihm einen kompetenten Handlanger verloren hatte, er selbst war auch in das Visier der Polizei geraten. Nicht als Schuldiger, natürlich nicht, sondern als Leidtragender. Das war er wirklich, denn das Geld, das der Kammerdiener bei sich trug, war perdu. Lediglich zwei Zahlungen hatte er von LouLou erhalten. Dummerweise hatte er Kormann auch diese gesamte Abwicklung überlassen, und so konnte er kurzfristig nicht auf die Schlägertruppe zurückgreifen, die dieser angeheuert hatte, ohne in den falschen Kreisen auffällig zu werden.
    Wer hatte den Mann umgebracht? Hatte er alte Feinde? Bestimmt. Oder war es ein zufälliger Straßenraub gewesen, gestört durch Passanten? Auch möglich. Oder hatte ihn jemand gezielt wegen der Schutzgeldforderungen ermordet? Eigentlich kaum denkbar. Andererseits – könnte LouLou über Beziehungen zu Verbrechern und Mördern verfügen? Vielleicht doch nicht so völlig ausgeschlossen. Eine Hure wie sie kannte mit Sicherheit genügend Ganoven.

    Ein noch viel verheerenderer Gedanke beschlich ihn. Hatten womöglich sie und die Kusan einen Verdacht geschöpft? Hatten sie herausgefunden, dass er ihnen auf der Fährte war? Sie gluckten ja häufig genug zusammen. Und die missglückte Entführung der Kinder, die schwatzhafte Elenz, der Straßenlümmel, die Schlägertruppe …
    Ja, das musste es sein. Sie hatten irgendetwas herausgefunden. Sie hatten seine Pläne vereitelt. Wever war ja auch zugeknöpft, was sein Angebot an Rohseide betraf. Gestern noch hatte er sich verleugnen lassen. Dahinter mussten die beiden Weiber stecken.
    Der Zorn ließ ihn an der schäbigen Bettdecke

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