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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ihn nicht heiraten. Ich werde wohl so weitermachen wie bisher.«
    »Er zeigt seine Gefühle nicht sehr offen, aber ich gebe zu bedenken, dass er dennoch welche besitzt. Du bist die erste Frau, die ihm so viel bedeutet, dass er sie über seine Arbeit stellt.«
    »Was verlangst du von mir? Soll ich Drago gleich wieder fortschicken?«
    »Das könntest du gar nicht, nehme ich an.«
    Nein, das konnte ich nicht. Nicht jetzt, nicht nach der Sonntagnacht, nicht nachdem er Philipp und Laura kennengelernt hatte.
    Ich legte meine Hände in den Schoß und sah meine Freundin an.

    »Kannst du mich nicht verstehen?«
    »Doch, das kann ich. Ich möchte dich nur daran erinnern, dass du Gernot möglicherweise größeren Schmerz zufügst, als du dir bisher vorstellst.«
    »Ja, das werde ich vermutlich, und ich weiß nicht, wie ich es verhindern kann. Ich werde mir selbst durch mein Handeln ja auch Schmerzen zufügen. Ach, was für eine verfahrene Situation.«
    Draußen ertönte das alarmierende Läuten der Sturmglocke, und wir beide fuhren auf.
    »Es brennt im Viertel«, sagte LouLou.»Seit das Komödienhaus abgebrannt ist, habe ich immer Angst um mein Theater. Es gibt so vieles, was leicht entflammt.«
    »Und daher bist du doch vermutlich besonders vorsichtig.« »Natürlich. Aber in der letzten Zeit...«
    Sie sprang auf und ging zum Fenster.
    Irgendwas stimmte nicht mit ihr.
    »Was ist in der letzten Zeit? Hat es Probleme gegeben?«
    Hatte sie nicht neulich auch recht zurückhaltend auf Gernots Bitte, einen Teilbetrag des Kredits zurückzuzahlen, reagiert?
    »Ja, ja, es hat Probleme gegeben. Darum habe ich Angst.«
    »Dann gehen wir jetzt am Theater vorbei und schauen, ob alles in Ordnung ist, LouLou.«
    Im Grunde war ich froh, ihr nicht weiter Rede und Antwort stehen zu müssen, was mich, Drago und ihren Bruder anbelangte. Ich warf mir einen Umhang über, und LouLou nahm ihre Tasche auf. Die Zeughausstraße, in der sich mein Atelier befand, war nur eine Parallelstraße entfernt von der alten Burgmauer, und als wir aus der Tür traten, hörten wir schon das Geschrei der Leute, die Eimerketten zu bilden versuchten.
    Gleichzeitig mit LouLou raffte ich meine Röcke, und mit weit ausholenden Schritten gingen wir los, von bösen Ahnungen getrieben. Und richtig, kaum bogen wir in die Straße
an der alten Burgmauer ein, sahen wir schon, dass es tatsächlich den Salon Vaudeville getroffen hatte.
    »Nein, o nein!«, stöhnte LouLou.
    Ihre Tasche flog an eine Hauswand, sie rannte los. Ich kam kaum hinterher, zumal immer mehr Menschen auf die Gasse traten. Irgendwo in der Ferne kam ratternd die Feuerspritze herbei. Aber ob die tapferen Wehren noch helfen konnten?
    Ich schaffte es, wieder an LouLous Seite zu kommen, und starrte entsetzt auf das Inferno.Aus den Fenstern im Erdgeschoss loderten bereits die Flammen. Schwarzer Qualm stand über dem Haus, und verzweifelt schütteten freiwillige Helfer Eimer um Eimer Wasser in das Feuer. Völlig sinnlos, wie mir schien. Denn drinnen befanden sich so viel Holz und Stoff, Pappe und Petroleumlampen, das musste ein wahres Fressen für die Flammen sein.
    »Aber ich habe sie doch bezahlt«, murmelte LouLou immer wieder und klammerte sich zitternd an mich.
     
    Nona kam mühsam zu sich. Ihr Kopf schmerzte unbeschreiblich, und vor ihren Augen drehte sich alles. Mühsam versuchte sie sich zu erinnern. Das Raupenhaus? Das war nicht das Raupenhaus. Das war doch der Kostümfundus im Theater. Aber warum war Monsieur hier?
    Mühsam richtete sie sich auf.
    Ja, Kostümfundus. Sie hatte Flickarbeiten gemacht. Ganz alleine.
    Und dann war da jemand gekommen.
    Der Weinhändler.
    Wieso dachte sie, es sei Monsieur Charnay?
    Sie versuchte, sich auf die Knie zu erheben, aber ihr wurde so schwindelig, dass sie sich wieder hinlegen musste.
    In ihrem benommenen Geist aber regte sich ein kleiner, feiner Alarm.
    Es roch nach Rauch.
    Rauch kroch durch die Ritze unter der Tür.

    Draußen hörte man Schreie.
    Sie nahm alle ihre Kräfte zusammen. Es brannte im Theater. Ja, das musste es sein. Es brannte unten.Wie konnte das geschehen? Sie hatte doch alle Lampen gelöscht. Wieder kam sie auf die Knie, erhob sich wankend und stolperte zur Tür. Einen Moment lang musste sie sich an die Wand lehnen, dann aber öffnete sie sie.
    Rauch, heißer Rauch zog sofort hinein, schon flammten die Treppenstufen auf, griff das tosende Feuer nach ihrem Rocksaum.
    Sie floh vor dem wilden Untier, das sich knisternd in den Raum fraß. Todesangst packte

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