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Goldbrokat

Titel: Goldbrokat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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für sie.«
    »In manchen Dingen bist du ziemlich blind, Ariane.«
    »Ach ja?«
    »Ich habe sie vorige Woche kennengelernt und beobachtet. Es war nicht schwer zu erkennen, dass Nona und LouLou ein Liebespaar sind.«
    Das traf mich wie ein Schlag in den Magen. Das konnte doch nicht sein. Das war doch absurd. Das …
    »Schockiert dich das etwa?«
    »Ja... nein... ich weiß nicht. LouLou, wie auch Gernot, sind... O Gott. Sie sind doch so nüchtern, so unsentimental, so... berechnend.«
    »Du bist schon ein selbstsüchtiges kleines Luder, Ariane. Du glaubst, du bist die Einzige, deren Gefühle man verletzen kann, nicht wahr?«
    Der zweite Schlag in den Magen.
    »Aber das stimmt doch gar nicht.«
    »Doch. Und es ist besser, wenn ich dich jetzt verlasse. Ich muss nämlich ein paar wichtige Maßnahmen überlegen, die einzuleiten sind. Bemüh dich nicht, ich finde selbst hinaus.«
    Fort war er, und ich spürte wieder diese grenzenlose Wut auf ihn. Dieser kaltschnäuzige Hund. Erbittert räumte ich das Geschirr zusammen. Wenn hier einer Gefühle verletzt hatte, dann doch er. Gerade eben wieder. Ich hatte einen entsetzlichen Abend hinter mir, hatte miterleben müssen, wie das Lebenswerk meiner Freundin in Trümmer fiel, wie ein hilfloser Mensch sich zu Tode stürzte, hatte Nona und LouLou ins Hospital begleitet. Hatte mit ihr dort ausgeharrt, sie getröstet, auf sie eingeredet, versucht, etwas aus den Ärzten herauszubekommen, bis sie mich rigoros nach Hause geschickt hatte.
    Ich hätte heute Abend ein wenig Zuwendung gebraucht, ein bisschen Verständnis. Aber nein, er musste nachdenken. Dabei störte ich offensichtlich nur.

    Ich wütete noch eine Weile vor mich hin, dann ging ich zu Bett und verbrachte keine besonders angenehme Nacht mit mir alleine.
     
    Bette kam wie üblich um halb sieben, um sauber zu machen. Ich gab ihr das schmutzige Kleid und sagte ihr, sie solle es waschen und für sich umarbeiten. Mit großen Augen stopfte sie es in ihre Tasche.
    »Sie waren bei dem Brand dabei, gnädige Frau?«
    »Ja, Bette.Wir waren dort.«
    »Die arme Madame LouLou. Ich bin vorhin dran vorbeigegangen. Alles ist ganz schwarz und nass.«
    »Ich weiß.«
    »Und die Leute sagen, jemand ist aus dem Fenster gesprungen.«
    »Hol bitte frisches Wasser, Bette, ich will mir die Haare waschen, sie riechen noch nach Rauch.«
    »Sehr wohl, gnädige Frau.«
    Bette war ein schlichtes Gemüt, und ich wollte nicht, dass sie über LouLou und Nona klatschte. Denn das zumindest war mir über Nacht klar geworden – Drago hatte vermutlich recht, die beiden Frauen verband mehr als nur Freundschaft. Noch hatte ich deutlich in den Ohren klingen, wie abfällig sich LouLou gegenüber Männern geäußert hatte. Sie konnte ihren Angestellten gegenüber recht bissig sein, meist aber gab sie sachlich Anweisungen. Mir gegenüber war sie freundlich und offen, manchmal zynisch, aber Nona gegenüber hatte ich sie nur sanft erlebt. Und Nona – sie war schon in den paar Wochen, die sie bei Tante Caro gelebt hatte, still und dankbar gewesen. LouLou aber hatte ihr nicht nur ein Dach über dem Kopf und regelmäßiges Essen gegeben, sondern ein Heim und Zuneigung. Es mochte sich ein engeres Band daraus entwickelt haben, als ich mir vorstellen konnte. Beide waren sie auf ihre Weise Verstoßene, beiden gebrach es in ihrem Leben an Liebe.
    Während Bette oben die Teppiche kehrte, wusch ich mir
die Haare, und die Bitterkeit kehrte zurück. Als ich mich vor zwei Tagen dieser aufwändigen Prozedur unterzogen hatte, war Drago anschließend aufgetaucht. Und wie berechnend er mich ausgenutzt hatte. Vornehm essen gehen, mich und die Kinder mit exotischen Geschichten umgarnen, Verständnis für deren kleine Sorgen zeigen und vage Versprechungen machen, das konnte er. Aber kaum brauchte ich mal ein bisschen mehr von ihm,Trost, ein wenig Einfühlungsvermögen – und schon suchte er das Weite.
    So hatte er die sorgsam errichteten Barrieren niedergerissen, es fiel mir immer schwerer, ihn auf Abstand zu halten. Und schon in der Nacht von Samstag auf Sonntag hatte ich Gernot bereits betrogen und mich selbst ins Unrecht gesetzt. Ja, Drago übte eine ungeheure Anziehungskraft auf mich aus, weit mehr, unendlich viel mehr als Gernot. Bei ihm hatte ich allenfalls keusche eheliche Pflichterfüllung zu erwarten. Aber ich hätte mich damit zufriedengegeben. Ja, das hätte ich. Um damit Sicherheit und Schutz, eine geregelte Zukunft für meine Kinder und ein ruhiges Alter zu

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