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Goldener Bambus

Goldener Bambus

Titel: Goldener Bambus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anchee Min
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begann Absalom seine Ausführungen. Aber sein Chinesisch war schwer zu verstehen.
    Papa verlor die Geduld. Sobald Absalom innehielt, ergriff er das Wort. »Wie kann Jesus andere beschützen, wenn er nicht einmal sich selbst beschützen konnte?«
    Absalom wedelte mit den Händen, zeigte mit den Fingern nach oben und unten und las aus der Bibel vor.
    Da beschloss Papa, dem Ausländer zu helfen. »Chinesische Götter sind viel logischer«, sagte er. »Wer sie anbetet, wird netter behandelt …«
    »Nein, nein, nein.« Wie ein trommelnder Händler schüttelte Absalom den Kopf. »Sie verstehen mich nicht …«
    »Hören Sie gut zu, Ausländer, mein Vorschlag könnte Ihnen nützlich sein. Stecken Sie Jesus in Kleider und geben Sie ihm eine Waffe. Sehen Sie sich unseren Kriegsgott an,
Guan-gong
. Er trägt eine Generalsuniform aus schwerem Eisen und ein mächtiges Schwert.«
    »Sie sind ein kluger Mann«, sagte Absalom zu Papa, »doch Ihr größter Fehler ist es, dass Sie alle Götter kennen, nur nicht den wahren Gott.«
     
    Ich fand, dass Absaloms Gesicht wie ein Opiumbett aussah und die große Nase darin wie ein Tisch in der Mitte. Seine Brauen glichen Vogelnestern über zwei klaren blauen Augen. Nach dem Gespräch mit Papa zog er weiter durch die Straßen. Ich folgte ihm.
    »Gott ist dein größtes Glück!«, verkündete er singend den Leuten, die in seiner Nähe stehen geblieben waren, um sich die Schuhe zu schnüren oder ihren Kindern den Rotz abzuwischen. Doch niemand beachtete ihn, alle gingen weiter, und Absalom warf die langen Arme wie Besen in die Luft. Als er Papa wiedersah, lächelte er. Auch Papa lächelte, doch er brauchte eine Weile, um aus Absaloms Worten schlau zu werden.
    »Wir haben unrechtmäßig Blut vergossen«, sagte Absalom, mit der Bibel vor Papas Gesicht fuchtelnd. »Auch wenn es in aller Unschuld geschah, der Schandfleck bleibt und kann von der Menschheit nur durch Gebete und gute Taten entfernt werden.«
    Ich fand heraus, dass Absalom in einem einstöckigen Ziegelsteinhaus im unteren Teil der Stadt wohnte. Seine Nachbarn waren Tagelöhner und Bauern. Ich fragte mich, warum er sich in Chinkiang niedergelassen hatte. Es gab hier zwar einen sehr alten, wichtigen Hafen, aber die Stadt war die kleinste in der Provinz Jiangsu. Vom Ufer führten gepflasterte Straßen an Läden vorbei zur Stadtmitte, wo am höchsten Punkt die britische Botschaft thronte, mit einem freien Blick auf den Jangtse.
    Absalom war zwar nicht der erste amerikanische Missionar in China, behauptete aber, bei seiner Ankunft im späten neunzehnten Jahrhundert der erste in Chinkiang gewesen zu sein. Die älteren Bewohner erzählten, dass er sich damals sofort ein Stück Land hinter dem Friedhof gekauft und eine Kirche darauf gebaut hatte. Seine Absicht war, »die Lebenden nicht zu stören«, doch die Toten zu stören ist für Chinesen noch viel schlimmer. Die Kirche warf große Schatten auf den Friedhof. Die Einwohner protestierten, und Absalom musste sich einen anderen Ort suchen. Er mietete weiter unten am Hügel einen Laden, den er zu seiner neuen Kirche machte. Sie bestand aus einem Zimmer mit niedriger Decke und hatte krumme Balken, bröckligen Putz und kaputte Fenster.
    Für die meisten Leute war Absalom ein harmloser Dummkopf. Kinder liebten es, ihm durch die Straßen zu folgen. Das Faszinierendste an ihm waren seine großen Füße. Als er sich beim örtlichen Schuhmacher ein Paar chinesische Schuhe bestellte, machte die Nachricht sofort die Runde. Die Leute kamen in den Laden, nur um zu sehen, wie viel Material der Schuster brauchte und ob er ihm das Doppelte berechnete.
    Wenn man Absalom fragte, warum er nach China gekommen war, antwortete er, er sei hier, um unsere Seelen zu retten.
    Papa lachte. »Was ist eine Seele?«
    Absalom teilte uns mit, dass die Welt untergehen und wir alle sterben würden, wenn wir Gottes Wort nicht befolgten.
    »Was für Beweise haben Sie?«, fragte Papa.
    »Es steht alles in der Bibel.« Absalom zwinkerte ihm lächelnd zu. »Dort verkündet der Herr die alleinige Wahrheit.«
    Papa fand Absaloms Beschreibung der westlichen Hölle enttäuschend. Die chinesische Hölle war viel grauenerregender. Doch er liebte es, mit Absalom in Teehäusern und Schenken zu diskutieren, erfreute sich der Menschen, die sich um sie versammelten, und seiner wachsenden Popularität. Hinter Absaloms Rücken gab er jedoch zu, dass es ihm nur ums Essen ging. Die selbstgebackenen Plätzchen von Absaloms Frau Carie hatten

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