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Goldener Reiter: Roman (German Edition)

Goldener Reiter: Roman (German Edition)

Titel: Goldener Reiter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weins
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Rudi Kargus hat das Poster unterschrieben. Auf dem Poster sieht man, wie Rudi Kargus durch die Luft fliegt und einen Ball fängt. Seine langen Haare fliegen. Rudi Kargus hat ein HSV-Trikot an. Rudi Kargus spielt nicht mehr beim HSV. Der Torwart vom HSV heißt Uli Stein.
    Mark?, frage ich.
    Ja, sagt Mark.
    Warum hängt das Poster von Rudi Kargus da?
    Rudi Kargus war der beste Bundesligatorwart, sagt Mark.
    Du interessierst dich nicht für Fußball, sage ich.
    Mark guckt mich an. Mein Vater hat mir das Poster geschenkt.
    Aha, sage ich.
    Wir gucken Fische.
     
    50
    Kannst du es mir zeigen?, frage ich.
    Mark und ich sitzen auf dem Fußboden. Wir haben Die drei Fragezeichen und der schreiende Wecker gehört. Mark steht auf und holt den Plan aus dem Regal. Er legt ihn vor uns auf den Teppich. Im Plan stehen die An- und Abfahrtszeiten von allen Bussen, U-Bahnen und S-Bahnen. Mit dem Plan weiß man, wann irgendein Bus an irgendeinem Ort in der Stadt losfährt. Mark will so etwas wissen. Er legt sich neben mich und blättert. Er schaut auf die Uhr an seinem Handgelenk. Es ist eine Digitaluhr, die jede Stunde piepst. Das Gegenteil von Digitaluhr ist Dünneberg-Uhr. Das ist ein Witz. Ich trinke Apfelsaft, den wir aus der Küche geholt haben.
    Mark steht auf. Er nimmt ein Blatt Papier von seinem Schreibtisch. Er zieht ein Buch aus seinem Regal. Es ist ein großes Buch. Ein Buch über Raumschiffe und über Astronomie. Er legt sich auf den Teppich und benutzt das Buch als Schreibunterlage. Er blättert im Plan und schreibt mit einem Kugelschreiber Notizen auf das Papier. Ich trinke Apfelsaft, Mark murmelt vor sich hin. Langenhorn und elf Uhr siebenundvierzig, murmelt er. Er sagt, wenn du den 191er um elf Uhr einundzwanzig nimmst, dann bist du um elf Uhr neunundzwanzig bei Hagenbecks Tierpark.
    Aha, sage ich, elf Uhr neunundzwanzig.
    Mark blättert und notiert. Ich trinke mein Glas leer. Ich beobachte die Fische im Aquarium. Mark stupst mich an. So, sagt er. Ich habe dir die ganze Strecke mit sämtlichen Verbindungen aufgeschrieben. Das müsstest du eigentlich schaffen. Ich lese es dir lieber nochmal vor. Mark liest es mir noch einmal vor. Es sind sehr viele Namen und Zahlen. Kannst du dir das merken?, fragt er.
    Ja, sage ich. Ich weiß nicht.
    Mark blättert auf die letzte Seite vom Plan. Er zeigt mir die Strecke mit dem Finger auf dem Streckenplan. Ich schaue seinem Finger zu, der auf dem Streckenplan durch die halbe Stadt wandert. Ich komme mir wie ein Forscher vor. Wie ein Streckenforscher. Ich muss allein mit allen U-Bahn-Linien fahren. Das habe ich noch nie gemacht. Ich merke mir die Farben von den U-Bahn-Linien. Dann weiß ich, in welcher Reihenfolge ich umsteigen muss. Rot, Gelb, Blau. Das kann ich mir merken.
    Du musst dir einen eigenen Plan kaufen, sagt Mark. Damit du lernst, wie man so eine Fahrt plant. Damit du in Zukunft deine Fahrten selber planen kannst.
    Stimmt, sage ich. Ich schaue aus dem Fenster. Draußen regnet es, das heißt, dass ich eine Regenjacke anziehen muss.
     
    51
    Ich sitze in der U-Bahn. Ich habe meine Regenjacke an. Die Regenjacke ist dunkelblau und hat drei weiße Streifen. Drei weiße Streifen bedeutet Adidas. Unter meinen Beinen steht die Tasche für meine Mutter. Sie steht halb unter der Sitzbank. In der Tasche fährt die Unterwäsche meiner Mutter herum. Ich muss aufpassen, dass niemand die Unterwäsche klaut. Schräg gegenüber sitzt ein Mann. Der Mann trinkt Bier aus einer Dose. Das Bier riecht. Auf dem Boden rollt eine leere Dose hin und her. Der Mann hat nur wenige Haare auf dem Kopf. Die Haare sind über seinen Kopf gelegt. Der Mann schaut mich an. Ich beobachte, wie die Dose hin und her rollt. Ich sehe mich im U-Bahn-Waggon sitzen. Ich sehe mich von oben. Ich sehe mich durch das Fenster. Mit der Tasche unter den Knien. Ich werde kleiner in meinem Blick. In einer U-Bahn sitzt ein Junge mit einer Tasche unter den Knien. Die letzte Station war Fuhlsbüttel. Das bedeutet, dass es noch fünf Stationen bis Ochsenzoll sind. Die nächste Station ist Flughafenstraße. Das darf ich nicht verpassen. Ich muss wissen, ob ich noch richtig bin. Ich sitze in der U1. Das ist die blaue Linie. U-Bahn steht für Untergrundbahn, aber wir fahren nicht im Untergrund. Wir fahren an Gärten vorbei. Ich kann Leute in den Gärten erkennen. Ein Frau steht vor einer Hecke. Ein Mann hat einen Schirm in der Hand. Ein Planschbecken steht im Regen. Ich sitze ganz hinten in der Ecke. Ich habe den ganzen Wagen vor mir. Ich

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