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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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waren. Mit dem Zahnschmerz, den die Sackgassenportale, die ins Nichts führten, hervorriefen, war sie inzwischen schon vertraut. Aber es gab auch Eingänge ins Mittlere Haus, die Blatt, wenn sie an sie dachte, frisch gebackenes Brot riechen ließen, doch hörte das auf, sobald sie sich auf ein anderes Portal konzentrierte.
    Jemand versucht, mich dazu zu bringen, zu den Eingängen zum Mittleren Haus zu kommen, grübelte Blatt . Das muss entweder Arthur, Doktor Scamandros oder ein Feind sein.
    Blatt sah zum Biestwurz hinüber.
    Falls es tatsächlich ein Feind ist, steht ihm eine äußerst unangenehme Überraschung bevor.
    »Wir gehen zum Mittleren Haus, Daisy«, sagte Blatt. Sie ruckelte ein paarmal an der Leine und warf sich dann in Richtung des nächsten Eingangs ins Mittlere Haus, wobei sie das Schwert als Antrieb benutzte. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken gewesen, das Biestwurz irgendwie hinter sich herzerren zu müssen, wodurch ihr Arm vermutlich um einige Zentimeter länger geworden wäre, aber Daisy vollführte mit ihren zahllosen Füßen elegante Schwimmbewegungen und gelangte mühelos neben Blatt, sodass die Leine schlaff blieb.
    »Bist ein braves Mädchen«, sagte Blatt geistesabwesend. Sie war mit ihren Gedanken schon vorausgeeilt und fragte sich, ob sie den Vordereingang verlassen konnte, wenn er sich ins Haus öffnete. Sie war dem letzten Leutnant Hüter zuvor erst einmal begegnet, aber sie erinnerte sich deutlich daran, wie er auf den Türstopperhügel im Unteren Haus hinausgegangen war.
    War es tatsächlich so gewesen? Jetzt, wo sie darüber nachdachte, konnte Blatt nicht mehr sagen, wie weit er herausgekommen und wo sein Schwert gewesen war. Sie hatte eine vage und irgendwie angstvolle Halberinnerung daran, dass das Schwert des Leutnant Hüters in einer Scheide gesteckt hatte, die im Inneren des Vordereingangs geblieben war.
    Blatt runzelte die Stirn. Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern und sagte sich, dass jetzt auch keine Zeit war, es zu versuchen. Sie sollte lieber die Bewegungen der Nichtlinge verfolgen, um nicht in einen Hinterhalt zu geraten. Also konzentrierte sie sich auf Eindringlinge und stellte fest, dass sich zwar immer noch mehrere Hundert Nichtlinge im Vordereingang befanden, jedoch keiner in ihrer Nähe. Genau genommen bewegten sich alle von ihr fort, um sich um einen besonders großen Tümpel Nichts zu versammeln, das durch ein ehemaliges Portal ins Große Labyrinth durchsickerte.
    Was die wohl vorhaben?, überlegte Blatt und verspürte den starken Drang, hinzugehen und sich zu vergewissern. Aber es war ein bisschen so, als ob einem ein Elternteil sagte, dass man etwas Bestimmtes tun sollte. Blatt ignorierte das Gefühl und war nur umso entschlossener, das Schwert und mit ihm das Amt des Leutnant Hüters loszuwerden. Wie sie Arthur schon vor einiger Zeit gesagt hatte: Sie wollte keine Abenteuer mehr. Was das anbelangte, war sie bedient.
    Ein kleiner Lichtpunkt tauchte weiter vorn auf. Blatt dachte daran, sich schneller zu bewegen, und richtete die Schwertspitze direkt auf das Portal. Ihre Geschwindigkeit erhöhte sich prompt; das Biestwurz hielt mühelos Schritt. Gemeinsam beschleunigten sie auf das Portal zu, das rasch größer wurde und sich schließlich scharf als rechteckige Tür aus grellem weißem Licht abzeichnete.
    Als sie noch ein Dutzend Schritt entfernt war, fiel Blatt ein, dass es keine schlechte Idee wäre, langsamer zu machen, statt mit einer Drei-Tonnen-Kreatur im Schlepptau durch das Portal ins Mittlere Haus zu krachen.
    Aber es war zu spät. Verzweifelt schwang Blatt das Schwert nach rechts, bewirkte damit jedoch nur, dass sie gegen die Seite des Portals schlug, hindurchgeschleudert wurde und sich den Arm verrenkte. Sie rollte über einen dicken Teppich und prallte mit einem Gegenstand aus Holz zusammen, der zerbrach.
    Einen Augenblick später kam auch das Biestwurz durchs Portal und landete genau auf Blatt. Sie schrie, doch die Kreatur tanzte einfach über sie hinweg, und ihre vielen Hundert Beine drückten nicht stärker auf Blatt als ein kleines Kind – obwohl auch das genug war, dass ihr vorübergehend die Luft wegblieb.
    Das Biestwurz krachte vor Blatt in die Wand. Der Boden bebte, und von der Decke rieselte jede Menge Staub. Hustend und niesend vergewisserte sie sich, dass sie noch immer die Leine hielt, und ließ dann den Blick über ihre Umgebung schweifen. Wie sie fast erwartet hatte, steckte das Schwert noch im Vordereingang, wenn auch nur zu

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