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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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einem kleinen Teil.
    Das Zimmer, in dem sie sich befand, sah wie ein Arbeitszimmer oder eine kleine Bibliothek aus, denn die Wände wurden von Regalen voller Bücher gesäumt. Das Holzding, das sie zertrümmert hatte, war ein Stuhl, einer von dreien, die in Nischen zwischen den Regalen standen. Das Portal vom Vordereingang war in der mittleren Nische, weshalb Blatt auch genau auf dem Stuhl gelandet war.
    Das Biestwurz hatte ein ganzes, vom Boden bis zur Decke reichendes Regal zerschmettert, stand jetzt in einem Bücherhaufen und versperrte Blatt die Sicht auf den Großteil des Zimmers. Sie stand auf und zupfte an der Leine.
    »Geh da rüber, Daisy!«, sagte sie und zeigte auf die andere Seite des Raums. Das Biestwurz gehorchte.
    Jetzt konnte Blatt sehen, dass es in der Wand gegenüber eine Tür gab – eine außerordentlich stabile Tür für eine Bibliothek. Sie war mit eisernen Bolzenköpfen von der Größe kleiner Teller beschlagen; im oberen Drittel war ein schwer verriegeltes Fenster eingelassen. Als Blatt genauer hinschaute, sah sie, wie sich dahinter ein Bürger mit Kapuze wegduckte. Dann hörte sie gedämpfte Rufe, denen kurz darauf das Läuten einer Glocke und das Lärmen gepanzerter Bürger folgten, die sich offenbar im Laufschritt durch den Gang hinter der Tür näherten.
    »Jetzt geht das wieder los!« Blatt seufzte und zerrte am Schwert, das sich hartnäckig weigerte freizukommen.

KAPITEL SECHZEHN

    Wie ist es Ihnen ergangen, Doc?«, fragte Susi, als sie Giac in Doktor Scamandros’ vorläufigen Arbeitsraum, ein ehemaliges Papierlager, führte. Der Zauberer blickte von seinem Pult auf, legte seinen Pfauenfederkiel nieder und lüftete seinen neuesten Hut vor Susi. Es war ein orangefarbener Fez, und als er ihn abnahm, fielen mehrere Gegenstände heraus. Einige davon huschten unter den Tisch, bevor Susi erkennen konnte, was genau sie waren, aber einer rollte ihr vor die Füße. Sie hob die glatte Metallkugel vorsichtig auf und gab sie Doktor Scamandros zurück. Als er danach griff, klappte das Ding ein Dutzend gelenkiger Metallbeine aus, sprang davon und gesellte sich zu seinen Geschwistern in den dunklen Winkeln unter dem Mobiliar.
    »Es ist mir leidlich gut ergangen«, antwortete Doktor Scamandros, aber die sich bewegenden Tätowierungen auf seinem Gesicht erzählten eine andere Geschichte, in der kleine, pelzige Tiere vorkamen, die den Kopf in den Sand steckten oder sich unter Geröllhaufen versteckten. »In Anbetracht der Umstände.«
    »Das hier ist Oberst Giac, mein Adjutant«, sagte Susi. »Er ist auch Zauberer.«
    »Oh, ich war bloß Zauberkundiger Zaungast!«, wandte Giac bescheiden ein.
    Doktor Scamandros strahlte und schüttelte ihm die Hand.
    »Was auch ich geworden wäre, wenn ich geblieben wäre«, entgegnete er. »Ich nehme an, es war etwas Politisches.«
    »Etwas Politisches?«
    »Dass Ihr durch die Prüfungen gefallen seid!«, rief Scamandros aus. »Ach, es ist lange her, dass ich mich mit einem Kollegen unterhalten habe! Ob Ihr mir wohl Eure Meinung über diese Zauber sagen würdet, die ich gerade vorbereite? Es handelt sich um verstärkende Papiere, die über kleinere Nichtseruptionen gekleistert werden sollen, aber ich fürchte, sie werden nicht allzu lange halten, sodass sie möglicherweise nichts taugen. Selbstverständlich sind die Schlüssel nötig, um das Nichts wirksam einzudämmen, daher können wir nur hoffen –«
    »Doc!«, unterbrach Susi ihn. »Dame Primus schickt uns: Wir müssen Blatt aus dem Vordereingang holen. Sie ist der neue Leutnant Hüter. Anschließend müssen wir ins Obere Haus und jede Menge Aufzugsschächte öffnen!«
    »Wie? Was!«, sagte Doktor Scamandros. Die Pelztiertätowierungen gruben sich tiefer ein, bis nur noch ihre Füße zu sehen waren, die sich hektisch hin und her bewegten. »Blatt ist der neue Leutnant Hüter?«
    »Denkt jedenfalls die olle Primel«, erklärte Susi. Giac blickte nervös um sich und kreuzte die Finger, als Susi »Primel« sagte.
    »Anscheinend ist Sonntags Abenddämmerung losgezogen und hat sie von ihrer Welt geholt, aber dann muss irgendwas im Vordereingang passiert sein, und auf einmal war sie der neue Hüter.«
    »Ach je!«, sagte Doktor Scamandros. »Ich fürchte, das ist ein weiteres Zeichen.«
    »Zeichen wofür?«, wollte Susi wissen.
    »Dass das Haus sich zu schnell auflöst!«, flüsterte Doktor Scamandros. »Wir haben die Fernen Weiten, das Untere Haus und das Große Labyrinth verloren, und die Grenzsee ist von Nichts

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