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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Schlüssel einfach abtreten …
    Ein Klirren riss ihn aus seinen Gedanken. Arthur ertappte sich dabei, dass er die Hände im Overall hatte und im Begriff stand, den Atlas herauszuholen. Wütend schob er das Buch wieder nach unten.
    »Alles, was ich Euch gesagt habe, ist wahr, Arthur«, sagte Lord Sonntag und nahm die Hand vom Siebten Schlüssel. »Ich werde zurückkommen, bevor die Uhr schlägt, um Eure Antwort zu hören. Enttäuscht mich nicht!«
    Arthur erwiderte nichts. Seine Gedanken wirbelten durcheinander; er war unfähig, sich für einen klaren Weg nach vorn zu entscheiden, unfähig, das abzuwägen, was Lord Sonntag ihm erzählt hatte, gegen das, was er bereits wusste oder zu wissen glaubte.
    Er hörte die Libelle davonfliegen und blickte ihr nach, bis sie nur noch ein dunkler Punkt war. Als er sie aus den Augen verlor, kam Elefant hinter dem Blumenstrauch hervor und eilte auf ihn zu. Arthur blickte erstaunt drein, denn Elefant war größer als zuvor, und überdies waren ihm beeindruckende Stoßzähne gewachsen. Einer davon war mit etwas Grünem befleckt.
    Wichtiger war aber, dass sein getreuer Begleiter einen Gegenstand in seinem Rüssel hielt, eine Scheibe, die im Sonnenlicht glitzerte, bis sie in Arthurs gewölbte Hand fiel.
    Es war das Medaillon des Mariners. Arthur hielt es ganz fest, während er Elefant unter seinen Arm zog und liebevoll drückte und ihm seinen Dank für eine weitere ausgezeichnet durchgeführte lebensrettende Mission zuflüsterte.
    Dann hob er das Medaillon hoch, blickte tief hinein und erinnerte sich daran, was ihm Sonnenstich einst auf der Grenzsee gesagt hatte: Sobald er in das Medaillon spräche, würde der Mariner es hören.
    »Kapitän!«, sagte Arthur. »Ich brauche Ihre Hilfe! Ich werde von Lord Sonntag auf einem Hügel in den Unvergleichlichen Gärten festgehalten, gefesselt an eine Uhr wie der Alte. Ich brauche Sie und Ihre Harpune, um meine Ketten zu sprengen. Bitte kommen Sie, so schnell Sie können!«

KAPITEL FÜNFZEHN

    Lass mich runter!«, befahl Blatt und zog mit aller Kraft an der Leine des Biestwurz. Entweder hörte die Kreatur das Zittern in ihrer Stimme nicht, oder es war ihr egal, da Blatt nun mal die Leine hielt: Sie gehorchte und ließ das Mädchen mit ihren Tentakeln sanft zu Boden.
    »Lass mich los!«, sagte Blatt, und die Tentakel zogen sich zurück.
    »Braves Mädchen!«, lobte Blatt. Sie lag auf dem Boden, schloss die Augen und meinte ihr Herz tausendmal pro Minute schlagen zu spüren. Dabei umklammerte sie die Leine mit der linken Hand, als ob das dünne Band das kostbarste Gut der Welt sei – was es im Moment auch war, soweit es Blatt betraf. Sie versuchte, nicht an den Schwertgriff zu denken, an dem ihre rechte Hand noch immer klebte, oder daran, dass das Schwert selbst im Vordereingang feststeckte.
    »Blatt!«
    Blatt rollte sich herum. Hinter dem gepanzerten Mannschaftswagen rief Major Penhaligon ihren Namen.
    »Ja, ich bin’s«, antwortete sie schwach.
    »Geht’s dir gut? Ich hab einen Flammenwerferpanzer angefordert, aber er ist noch eine Stunde weit weg, und wir konnten keinen –«
    »Nein, ich … ich glaube, mir geht’s gut.« Blatt stand langsam auf und versuchte, eine Körperhaltung zu finden, in der sie sich nicht albern vorkam – mit einem Schwert, das ihr in der einen Hand klebte, und in der andern eine Leine, die sie nicht loslassen durfte. »Es ist nur … Ich werd sozusagen wieder reingehen müssen in … die … äh … andere Dimension.«
    »Was?«, fragte Major Penhaligon. Höchstwahrscheinlich hatte er sie mit dem Schnitter durch die Kliniktür gehen sehen, nicht aber durch den Vordereingang des Hauses, denn den konnten die meisten Sterblichen ja nicht sehen. Allerdings musste es schon ein ziemlich merkwürdiger Anblick gewesen sein, wie sie einfach so durch die geschlossene Tür gegangen waren …
    »Das ist ein bisschen schwer zu erklären«, sagte Blatt. »Schräge Sachen, wissen Sie? Ich meine echt schräg –«
    Sie wurde plötzlich vom Schwert unterbrochen, das an Blatt zerrte, bis Heft und Hand wieder im Inneren des Vordereingangs waren. Sie spürte, wie die Waffe sich ruckweise hin und her bewegte. Sie kämpfte gegen jemanden … oder etwas … auf der andern Seite!
    »Ich muss gehen!«, rief Blatt. »Und ich nehme … Daisy … mit! Helfen Sie den Schläfern in der Klinik!«
    »Wo gehst du hin? Was ist mit deinem Schutzanzug passiert?«, rief Major Penhaligon zurück. »Warte!«
    Seine Stimme wurde abgeschnitten, als Blatt

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