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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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mal jemand diese Tür auf?«, rief Blatt. »Und hilft mir, dieses Schwert freizubekommen?«
    »Einen Moment noch, Fräulein Blatt«, antwortete Doktor Scamandros ihr durchs Fenster. »Bitte erlaube meinem Kollegen –«
    Er hörte auf zu reden, denn Susi hob ein Ende des Querbalkens hoch, wodurch er gezwungen war herunterzuspringen, wobei er mit Giac zusammenstieß, der darauf gewartet hatte, seinen Platz einzunehmen.
    »Ihr könnt Euer Geistiges-Sehen-Dings genauso gut bei offener Tür machen«, sagte Susi. Sie nahm den Balken ganz ab und legte ihn zur Seite.
    »’nen halben Moment noch, Blatt!«, rief sie, während sie den zweiten Balken hochhob. »Muss das hier alles aufmachen!«
    Argwöhnisches Gemurmel und schlurfende Schritte hinter ihr riefen Susi ins Gedächtnis, dass der Gang mit bewaffneten Buchbindern und Soldaten vollgestopft war. Nachdem sie den letzten Balken auf den Boden gelegt hatte, stellte sie sich darauf und wandte sich an die Menge.
    »Alles in Ordnung!«, rief sie. »Es ist nur Arthurs zweite rechte Hand … äh … die sterbliche … hmm … Admiral Blatt! Ihr könnt also alle wieder hochgehen. Wer hat den Schlüssel für diese Tür?«
    »Den hab ich«, meldete sich Horrybig. Er sah Digby an; der nickte. Horrybig schien überrascht, steckte aber den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um, bevor er hastig zurücktrat.
    Susi öffnete die Tür und ging hinein. Sie erkannte Blatt, die in einer Nische lehnte und sich am Heft eines Schwertes festhielt, das, soweit Susi es erkennen konnte, in der Mauer feststeckte. Die Kreatur, auf die Doktor Scamandros sich bezogen hatte, war ein bisschen imposanter, als Susi erwartet hatte: Sie nahm die gesamte hintere Hälfte des Raums ein, und ihre Tentakel waren auf dem Boden zusammengerollt wie seltsame, unförmige Töpfe.
    »Susi! Du bist es!«, sagte Blatt. »Ist Arthur hier? Er muss dieses Schwert aus dem Vordereingang holen!«
    »Arthur ist nicht hier«, antwortete Susi. Sie trat näher und hatte dabei ein wachsames Auge auf das Biestwurz. »Was ’n das für ’n Ding? Und wie biste überhaupt der neue Leutnant Hüter geworden?«
    »Das hier ist Daisy«, stellte Blatt vor. »Sie ist ein Biestwurz. Der Schnitter – das ist einer von Sonntags Jungs – hat sie auf die Erde gebracht. Nur hat er sie dort zurückgelassen, als er mich in den Vordereingang geschleppt hat. Er sollte mich Lord Sonntag übergeben, aber wir machten Halt, um dem alten Leutnant Hüter zu helfen, und … er lag im Sterben. Er gab mir sein Schwert und … na ja, anscheinend bin ich jetzt der Leutnant Hüter. Aber der will ich nicht sein!«
    »Mieser Job«, pflichtete Susi ihr bei. »Zu viel Arbeit.«
    »Wem sagst du das!« Blatt sah an Susi vorbei. »Doktor Scamandros! Vielleicht können Sie mir helfen?«
    »Ich werde tun, was ich kann!«, versicherte Doktor Scamandros ihr. Er stellte sich neben Susi und sah sich Blatts Rock genau an; er war offenbar fasziniert von der Beschaffenheit der Ärmel. Tätowierungen kleiner Webstühle erschienen auf seinem Gesicht, Weberschiffchen flogen hin und her, und Rollen blauen Tuchs stürzten kaskadenartig über seine Nase. »Wie kann ich dir behilflich sein?«
    »Zuerst will ich dieses Schwert aus dem Vordereingang kriegen!«, sagte Blatt und unterstrich ihren Wunsch, indem sie wieder einmal daran zerrte.
    »Oje!«, sagte Doktor Scamandros. »Das liegt außerhalb meiner Fähigkeiten.«
    »Indessen nicht, so will ich meinen, außerhalb meiner«, ertönte eine kalte und machtvolle Stimme hinter ihm. Susi und Scamandros zuckten zusammen, wohingegen Daisy versuchte, auf ihren vielen Beinen noch tiefer in den Raum zurückzuweichen, wobei sie einen hohen Ton der Furcht oder der Pein ausstieß.
    »Dame Primus!«, sagte Blatt argwöhnisch. »Hallo.«

KAPITEL SIEBZEHN

    Es war halb zwölf. Die Ketten, die Arthur an die Uhr fesselten, waren geschrumpft und hatten ihn zur zentralen Nabe zurückgezogen. Mit jeder Minute, die verstrich, strafften sie sich mehr und zogen ihm die Hände hinter den Rücken.
    Auf die Ankunft des Mariners hatte bisher nichts hingedeutet. Arthur mochte nicht darüber nachdenken, wie lange der Kapitän in der Vergangenheit gebraucht hatte, um ihm – oder Blatt – zu Hilfe zu kommen. Er hatte gehofft, dass der Mariner dieses Mal vielleicht nicht allzu weit entfernt war, nach kosmischen Maßstäben.
    Jetzt musste er sich mit der sehr realen Möglichkeit auseinandersetzen, dass ihn in vierzig Minuten zwei entsetzliche Puppen seiner

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