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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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weshalb er dich von deiner Welt entführt hat?«
    Der plötzliche Themenwechsel brachte Blatt einen Moment lang aus der Fassung.
    »Nein – er hat nur gemeint, dass Lord Sonntag gern viele Werkzeuge in seinen Besitz bringt, bevor er mit einer Arbeit beginnt.«
    »Interessant!«, sagte Dame Primus. »Ich frage mich …«
    Sie sah zur Decke hoch, doch ihr Blick war abwesend und schien durch die Hartgipsornamente der Buchfrüchte, die an Wortreben wuchsen, hindurch und in weite Ferne zu schweifen. Dann senkte sie den Kopf wieder und herrschte Blatt an.
    »Auf jeden Fall gibt es keine Zeit zu vergeuden! General Susi Blau!«
    »Ich bin hier«, sagte Susi. Lautlos ergänzte sie etwas, was Blatt verdächtig wie »du alte Fledermaus« vorkam.
    »Dein Trupp muss noch in dieser Stunde zuschlagen und binnen einer weiteren Stunde wenigstens zwanzig Aufzugsschächte ins Obere Haus öffnen!«
    »Zwanzig, , Milady?«, stieß Doktor Scamandros aus. Die Tätowierungen auf seinem Gesicht wurden zu Feuerrädern, die Funken schlugen, als sie über seine Wangen trudelten und ineinander krachten. »In einer Stunde ? Selbst wenn sie nur blockiert worden sind, wird es mich beträchtlich mehr Zeit kosten, die Sperren zu lösen und –«
    »Ihr habt doch einen Kollegen«, schnitt Dame Primus ihm das Wort ab und zeigte auf Giac. »Setzt ihn an die Arbeit!«
    »Selbst zu zweit –«
    »Tut es!«, befahl Dame Primus. Ihre Stimme zerfetzte die Bücher in dem Regal, das ihr am nächsten war; Buchrücken purzelten zu Boden, als hätte sich ein ganzes Schlangennest gleichzeitig gehäutet. »Begreift Ihr es nicht? Uns bleibt keine Zeit! Ohne Arthur in unserer Mitte wird das Mittlere Haus bald untergehen und nach ihm das Obere Haus. Nur die Unvergleichlichen Gärten können fortbestehen, und deshalb müssen wir so schnell wie möglich in ihnen sein!«
    Susi blinzelte und wischte sich Papierstaub vom Gesicht. Dann salutierte sie. »Alles klar! Komm, Blatt! Lass uns unser Rollkommando suchen!«
    Wie betäubt bückte sich Blatt nach dem Schwert des Leutnant Hüters und hob es auf. Es sprang ihr förmlich in die Hand und verscheuchte augenblicklich die verbliebene Gefühllosigkeit und das Kribbeln. Jedoch, so fiel Blatt auf, konnte sie nicht mehr wahrnehmen, was im Vordereingang vor sich ging.
    »Dame Primus!«, rief sie. Das Vermächtnis, das bereits im Gehen begriffen war, blieb stehen und drehte sich um. »Der Vordereingang … es sind jede Menge Nichtlinge darin, und überall dringt Nichts ein! Er muss verteidigt werden!«
    »Ja«, sagte Dame Primus. »Er muss verteidigt werden, für die kurze Zeit, die noch bleibt. Ich werde Freitags Morgengrauen und eine Truppe Vergoldeter Jünglinge in Marsch setzen. Es ist unwahrscheinlich, dass der Pfeifer versuchen wird, den Vordereingang zu benutzen. Das hat er nicht nötig, jetzt, wo er schon im Oberen Haus ist.«
    »Da fällt mir ein«, sagte Susi leise, nachdem Dame Primus hinausstolziert war. »Habt Ihr diese Dinger besorgt, hinter denen ich her war, Doc?«
    »Was?«, fragte Doktor Scamandros, der bereits in eine technische Erörterung zum Thema Aufzugszauberei mit Giac vertieft war, der wieder einmal über die Rückkehr seines lang vergessenen Wissens staunte. »Ach so, ja!«
    Doktor Scamandros kramte in seinem Mantel und gab Susi eine große braune Papiertüte, die aussah, als enthielte sie jede Menge Murmeln. Oder Eicheln. Susi stopfte sie in ihre eigene Jackentasche, obwohl darin, genau wie in der Manteltasche des Doktors, nicht genug Platz für so eine große Tüte zu sein schien.
    »Was ist da drin?«, wollte Blatt wissen. »Und wieso hast du mich ›Admiral‹ genannt?«
    »Ohrenstöpsler«, antwortete Susi. »Damit der Pfeifer uns nicht noch mal schnappt. Was den Admiral angeht, ich schätze, um hier irgendwas erledigt zu kriegen, muss man schon ein hohes Tier sein. Obwohl du das als Leutnant Hüter von der Vorderen Tür sowieso schon bist …«
    »Nur bis Arthur die Dinge wieder in Ordnung gebracht hat!«, wandte Blatt ein. »Und mich nach Hause!«
    »Zuerst müssen wir aber noch ein paar Schlachten schlagen!«, meinte Susi mit unverhohlenem Vergnügen.
    Blatt schüttelte den Kopf und folgte Susi schweigend, als das Pfeiferkind an den Reihen der Soldaten und Buchbinder vorbeistürmte.
    »Nun macht schon, Giac, Doc!«, rief Susi an der nächsten Kreuzung. »Beeilung! Wir müssen einen Aufzug kriegen!«
    Scamandros und Giac holten sie ein, als Susi gerade am Fuß irgendeiner Treppe ankam und die

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