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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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trübe Wolke Nichtspulver trieb auf Blatt zu, die sie zum Husten brachte und ihr in den Augen brannte. Wie ein Schemen tauchte plötzlich eine Neunichts aus dem Qualm auf, den Bidenhänder hoch erhoben. Blatt duckte sich weg und hieb mit dem Schwert des Leutnant Hüters nach ihr, doch die Klinge glitt wirkungslos an der Rüstung der Neunichts ab. Sie stapfte an Blatt vorbei und verschwand im Dunst, während hinter ihr noch mehr Feinde erschienen.
    Blatt presste ihren Rücken gegen das Biestwurz, das schrille Quiekser ausstieß, entweder vor Aufgeregtheit oder aus Wut, während es mit seinen Tentakeln um sich peitschte und die Neunichtse von seinem Frauchen wegschlug. Aber der Feind war zahlreich und die Pfeiferkinder inzwischen so weit über das Stockwerk verteilt, dass auch Blatt verzweifelt kämpfen musste. Ihr Handgelenk, ihr Ellbogen und ihre Schulter brannten vor Schmerz, als ihr Schwert unglaubliche Manöver ausführte, denen ihre Gelenke und Muskeln einfach nicht gewachsen waren.
    Nicht wegzulaufen war möglicherweise meine bisher dümmste Entscheidung , dachte Blatt, als sie im letzten Moment durch das Zusammenspiel von Schwert und Biestwurztentakel vor dem sicheren Tod gerettet wurde, wobei jenes einen geschleuderten Speer zur Seite lenkte, während dieses einen Neunichts von den Füßen riss und in die Überreste eines Schreibpults schmetterte.
    Vielleicht nur ein wenig dümmer, als Arthur damals im Krankenhaus zu besuchen. Wäre ich weggeblieben, wäre ich vielleicht noch zu Hause, und Tante Mango vielleicht auch, und ich wüsste, dass es dem Rest meiner Familie gut geht –
    Blatt wich einem weiteren wilden Schwerthieb aus, ließ sich fallen, stieß dem angreifenden Neunichts ins Bein und sprang wieder auf – genau in die Bahn eines durch die Luft zischenden Speers.
    Er traf sie in die rechte Schulter und explodierte in einen Schauer weiß glühender Funken. Blatt wurde zu Boden geschleudert, dass ihr Hören und Sehen verging. Sie wusste nicht einmal, was passiert war, außer dass sie nicht aufstehen konnte und ihr linker Arm nicht mehr richtig funktionierte – vielleicht war er ja gar nicht mehr da …
    Irgendwie gelang es ihr, sich in eine sitzende Position zu bugsieren und den Kopf gerade weit genug zu drehen, um festzustellen, dass der Arm. tatsächlich noch da war, auch wenn sie ihn nicht mehr spüren konnte. Der Rock des Leutnant Hüters hatte den Speer wohl abgehalten, aber die ganze linke Seite war mit Brandflecken übersät. Als Blatt versuchte, sich noch etwas aufrechter hinzusetzen, spürte sie ein Knirschen in ihrer Schulter, mit dem das schreckliche, Übelkeit erregende Gefühl gebrochener Knochen einherging.
    Keuchend legte Blatt sich zurück. Ein Neunichts sprang über sie hinweg; sie zuckte zusammen, und der Schmerz, den diese Bewegung hervorrief, raubte ihr eine Sekunde lang das Bewusstsein, vielleicht auch länger. Als sie wieder zu sich kam, sah sie noch einmal auf ihren Arm, obwohl sich ihr alles vor Augen drehte. Ihre Finger konnte sie inzwischen wieder spüren, aber gehorchen taten sie ihr nicht. Und etwas anderes stimmte auch nicht mehr, etwas, das sie momentan nicht einzuordnen vermochte.
    Ich hatte etwas in der Hand, überlegte Blatt benebelt . Ich hielt etwas fest, was wichtig war …
    In der Nähe von Blatts Hand lag ein abgerissenes Stück Leder – sie hielt Daisys Leine nicht mehr! Sie kontrollierte das Biestwurz nicht mehr!
    Kaum hatte Blatt das alles registriert, als auch schon einer von Daisys Tentakeln in ihrem Gesichtsfeld auftauchte und direkt auf sie zuschoss. Krachend schlug der Fangarm auf dem Boden neben ihr auf, glitt zurück, wickelte sich um sie und hob sie in die Luft.
    Blatt schrie, als ihr Schultergelenk sich bewegte; dann wurde sie erneut ohnmächtig.
    Als Blatt wieder zu sich kam, war der Tentakel immer noch um sie geschlungen, aber da war auch noch etwas anderes, was ihren Rücken stützte, damit sie sich nicht bewegen konnte, und das machte die Schmerzen in ihrer Schulter beinah erträglich.
    Es war vollkommen still um sie herum: Das Geschrei und das Schlachtgetöse, das Krachen der Nichtspulverwaffen und das Knistern der blitzgeladenen Speere und Schwerter waren verstummt.
    Ich bin taub!, dachte Blatt . Und obendrein wird Daisy mich umbringen!
    Aus irgendeinem Grund brachte sie das zum Lachen, ein merkwürdiges, hysterisches Lachen, mit dem sie abrupt aufhörte, als ihr klar wurde, dass sie es hören konnte, auch wenn es gedämpft und wie aus weiter

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