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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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sein?“
    „Vielleicht so eine Art Berufsbezeichnung. Wie Heilerin bei deiner Mu tter.“
    „Aber daran ist nichts Geheimes.“
    Ungeduldig wedelte Nesrin mit der Hand. „Ich kann mir sowieso nicht vorstellen, wie uns ein Name, geheim oder nicht, helfen kann, deine Mutter aus Damons habgierigen Grapschhänden zu reißen. Gehen wir noch mal zurück zur Weltseele. Fällt dir dazu was ein?“
    „Der Anteil der Seele an der Welt?“ , schlug Kiana unsicher vor.
    Nesrins „Hm m?“ klang nicht überzeugt, bis Kiana etwas Besseres in den Sinn kam: „Die Weltseele ist das, was die Seele eines Menschen der Welt gibt. Oder so. Meine Mutter hat mit all den Menschen, die sie geheilt hat, der Welt ihren Stempel aufgedrückt.“
    „ Und was bringt uns das? Dass wir bei der Suche nach deiner Mutter darauf achten müssen, irgendwo die Auswirkungen ihrer Heilkräfte zu erkennen, wussten wir eh schon.“ Nesrins Handrücken fegte über den Papyrus. „Dieser ganze Gelehrten-Scheiß enthält gar nichts Neues, das wir verwenden könnten.“
    Verbissen klammerte sich Kiana an die Hof fnung, die sie in sich spürte, seit sie die richtige Schriftrolle gefunden hatte. „Wenn all diese klugen Leute - Sahmaran, der Großwesir, die Haushofmeisterin, die Herrscherin - wenn sie alle darauf bestanden haben, dass wir diese Schriftrolle finden, dann muss doch etwas Wichtiges drin stehen!“
    „Da nn kann das nur dieses eine Wort sein, das ich nicht entziffern kann, denn der Rest ist Schrott. Ich bin mir sicher, dass Sayed Keilschrift lesen kann. Und wenn nicht er, dann einer der Stehenden Weisen oder Dschamal, der Palast-Bibliothekar. Einer von denen wird dieses Wort knacken können. Sollen die sich damit rumschlagen!“ Achtlos packte sie die Rolle zurück in ihre Tasche.
    Im Gegensatz zu ihrer Freundin aß Kiana ihren Obsts alat, obwohl auch ihr nicht nach Essen zumute war. Frisches Obst war in Tante Shabnams Haushalt Mangelware gewesen und nur selten für Kiana übrig geblieben. Etwas Derartiges abzulehnen war undenkbar.
    Zabibie trat unter das Vordach .
    „Schon fertig? “, fragte Nesrin verblüfft. „Wo ist dein Gepäck? Als ich dir sagte, nicht zu viel einzupacken, meinte ich nicht, dass du gar nichts einpacken darfst.“
    „Ich reise nicht mit euch. Das hatte ich nie vor. Ich habe nur schnell mit meinem Dschinn die äußeren Zelte abgebaut, um die Fläche der Oase zu verkleinern.“
    Nesrin stand auf . „Warum kommst du nicht mit?“
    „Ich kann meinen Bruder nicht allein la ssen.“
    „ Ach ja, den hab ich ganz vergessen. Nimm ihn einfach mit!“
    „Er ist zu zart für eine Reise durch die Wüste.“ Zabibie streckte den Arm aus, und ein kleiner brauner Vogel landete auf ihrem Handrücken. „Keine Sorge, Brüderchen“, sprach sie zu dem Tier. „Das mute ich dir nicht zu.“
    Kianas Augen wurden groß. „Dein Bruder ist ein Vogel?“
    „Eine Nachtigall, um genauer zu sein.“ Zärtlich stric h Zabibies Fingerspitze über das Gefieder. „Du wunderst dich darüber?“
    Während Kiana keine Antwort einfiel, räumte Nesrin ein: „Irgendwie ist es schon schräg, das musst du zugeben. Aber was soll ich da sagen? Ich habe ja schließlich einen Vogel als Ziehvater. Und du hast eben einen Vogel als Bruder adoptiert.“
    „Er ist nicht adoptiert. Einst war er ein Mensch. Aber meine Stiefmutter und mein geiste skranker Vater töteten ihn und setzten ihn sich zum Essen vor. Es blieb nichts von meinem Bruder übrig außer den Knochen. Die sammelte ich ein und floh. Über Umwege landete ich hier in der Oase und bestattete die Knochen. An der Stelle wuchs ein Baum, und eine Nachtigall sang in seinen Ästen. Und ich fühlte in meinem Herzen, dass diese Nachtigall etwas vom Geist meines Bruders in sich trägt.“ Als der Vogel aufflog und im Ufergebüsch verschwand, wurde Zabibies Lächeln schwermütig. „Macht euch um uns keine Sorgen! Wir kommen zurecht. Bijan beschützt uns. Seht!“
    Kiana und Nesrin folgten ihrer Wirtin zum Teich und beobachteten, wie besagter Dschinn bunte Zeltplanen ordentlich aufeinander stapelte. Nur noch das Hauptzelt und das Badezelt standen aufrecht.
    Zabibie brachte vier leere Einliterflaschen aus durchsichtigem, schon leicht angeknautschtem Plastik und drückte sie Kiana in die Hand. „Die dürften euch für den Weg zum Schimmernden Palast reichen.“
    Während sich Nesrin und Kiana ans Ufer knieten und die Plastikflaschen mit Wasser füllten, sang die Nachtigall ein wunderschönes Lied. Hier in der

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