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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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ihn.
    Mürrisch vor Erschöpfung zog Nesrin einen Schmollmund. „Das war keine Fata Morg ana!“
    „Das werden wir sehen .“ Dschamal klang noch ungläubiger als Kassim. „Die Wüste hat schon manch ein Auge betrogen.“
    Ohne diese Diskussion zu beachten trat Amir vor Sayed. „Friede sei mit dir, Herr! Verzeih mir, Herr, ich will nicht respektlos sein, aber darf ich offen sprechen? Murat und ich haben uns etwas überlegt.“
    „ Zuerst nimm Platz, mein Sohn, und höre mit an, was Nesrin und Kiana zu berichten haben!“ Mit einer ausschweifenden Geste lud Sayed alle ein, sich zu denen, die bereits saßen, auf die ausgelegten Sitzkissen niederzulassen. Alle kamen dieser Aufforderung nach. Währenddessen kamen zwei Ausfertigungen von Avas Dschinn zur Haupttür herein. Der eine servierte Tee, der andere Fladenbrot mit Käse und roten Beeren, die Kiana nicht kannte. Da sie sicher war, vor Müdigkeit keinen Bissen herunter zu kriegen, griff sie nur zum Tee. Dann probierte sie doch die roten Beeren, die säuerlich und süß gleichzeitig schmeckten. Wo sie schon mal dabei war, nahm sie sich auch etwas von dem Käse.
    Unterdessen rasselte Nesrin einen kurzatmigen, wirren Bericht herunter, der kopflos wie ein aufgescheuchtes Huhn zwischen Qalakar, der Karawanserei und der Oase hin- und hersprang. Den Gesichtern der Palastoberen war anzusehen, dass sie dem Wenigsten davon geistig folgen konnten, und dass sie davon auch nur die Hälfte glaubten.
    Wenn überhaupt soviel.
    Als Nesrin Luft holte, meldete sich Amir zu Wort: „Darf ich jetzt sprechen, Herr?“
    Auf Sayeds Zustimmung hin schaute Amir unsicher in die Runde. Vor all diesen wichtigen Erwachsenen das Wort zu ergreifen, schüchterte ihn sichtlich ein. Dennoch sprach er mit entschlossener Stimme: „Murat und ich sollten diejenigen sein, die ausziehen, um Kianas Mutter zu finden. So etwas ist zu gefährlich für Mädchen. Nesrin und Kiana sollten hier im Palast bleiben. In Sicherheit.“
    „ Blödes Gequatsche!“, erwiderte Nesrin verärgert. „Zufällig kommen Ki und ich gerade von einer echt gefährlichen Tour zurück, und zwar erfolgreich, falls du das noch nicht mitgekriegt hast. Und ganz ohne deine Hilfe.“
    Amir funkelte sie wütend an . Kiana kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich vor den anderen dadurch herabgesetzt fühlte, dass ein Mädchen ihn öffentlich zurechtwies. „Eine Gefangene des Schrecklichen Sultans zu befreien ist etwas anderes, als ein paar Dschinns in einer Bücherei zu überlisten“, stieß er hervor.
    Nesrin stemmte die Hände in die Hüften. „ Dich hätte ich sehen mögen bei den Ifrit und Afrit, Alter! Du hast keine Ahnung, was da alles abging!“
    „Offenbar nicht genug, um dein Mundwerk zum Schweigen zu bringen!“, schoss er zurück. „Hast du nicht gelernt, den Mund zu halten, wenn Männer etwas zu besprechen haben und dich keiner was gefragt hat?“ Dieser Satz, den er von Onkel Abdullah übernommen hatte, war in Kianas bisherigem Leben immer dazu benutzt worden, sie oder Madina daran zu erinnern, dass ihre Meinung weder erwünscht noch etwas wert war.
    Nesrin holte tief Luft, da hob Ava die Hände. „Bitte, Kinder! Die Lage ist zu ernst für Gezänk!“                           
    Um Nesrin nicht noch mehr unnötige Aufmerksamkeit zuzugestehen, wandte Amir seinen Blick zu Sayed. „Wurde ich nicht von euch hierher geholt, um Kiana zu beschützen? Am besten beschützt ist sie, wenn sie im Palast bleibt. Ich habe verstanden, dass die Palastkrieger zu auffällig wären, um Elina zu suchen. Deshalb lasst mich und Murat gehen, Herr!“
    „ Murat ist zweifellos ein mutiger, fähiger Kämpfer.“ Sayed nickte Kassim anerkennend zu. „Doch als Sohn des Befehlshabers der Palastkrieger würde er womöglich erkannt werden.“
    Nesrin hob die Hand. „Äh, hallo?! Ki und ich haben heute bewiesen, dass wir prima ohne Hilfe klarkommen, schon vergessen?“
    Amir beachtete sie nicht. „Dann lasst mich allein ziehen, Herr! Mich kennt niemand. Und wenn ich nicht gleichzeitig auf zwei Mädchen aufpassen muss ...“
    „Warte!“, stoppte ihn de r Großwesir. Alle Anwesenden verharrten reglos, bis Sayed sprach: „Nun öffne das mittlere Fenster, mein Sohn!“
    Verblüfft erhob sich Amir, und nachdem er das Fenster aufgemacht hatte, taumelte er e rschrocken zurück, als sich ihm eine große gelbe Hand entgegenstreckte und ihm etwas Längliches reichte. Auch der dazugehörige gelbe Riesenkopf erschien

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