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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Löwenmaultor abstanden. Es war der kristallbesetzte Schleier aus weißer Spitze, zu dessen Kauf sich Nesrin nicht hatte durchringen können. Nun hing er am Tor der Todesburg wie eine Fahne.
    Kiana ließ das Fernglas sinken. Sie konnte nicht sprechen. Noch nicht mal etwas denken, das über den lähmenden Schmerz hinausging, den die zerstörte Karawanserei ihr entgegenschrie.
    Nesrin nahm das Fernglas entgegen und steckte es in ihre Tasche. „Wir müssen Zabibie warnen.“ Sie keuchte das nur heraus, als würde das Entsetzen, das in ihren Gesichtszügen stand, auf ihre Lunge drücken.
    Unwillkürlich duckte sich Kiana enger an den schützenden Felsen. „Sie werden uns sehen, wenn wir da vorbeifliegen.“ Ihre Stimme klang dünn und zittrig. Wie die einer Kranken.
    „Nicht, wenn wir uns im Sichtschutz dieser Düne halten.“ Nesrin deutete auf eine Sandverwerfung, die wie ein langgezogener Wellenkamm an dem Leichnam der Karawanserei vorbeizog. Bäuchlings legte sie sich neben Baski auf ihren Teppich und flog los, langsam, bodennah, immer an der Düne entlang.
    So gut sie konnte, tat Kiana es ihrer Freundin gleich. Sie flogen schweigend. Auch als sie eine Ewigkeit später kurz anhielten, um ihr letztes Wasser zu teilen, sprachen sie kein Wort. Es war, als würde die Wüste jeden Gedanken vertrocknen.
     
    Gerade als der Durst wieder unmenschlich wurde, kam die Klingende Oase in Sicht. Die Erwartung von Wasser machte Kiana kribbelig, holte letzte Kräfte aus ihr heraus. Mit Höchstgeschwindigkeit erreichten die Mädchen die Oase, hatten nur Augen für das märchenhaft glitzernde Blau des Teichs und landeten direkt auf dem Wasser. Mit etwas Mühe gelang es Kiana, ihren Teppich wie Nesrin den ihren als Floß auf der Oberfläche schwimmen zu lassen und ihr brennendes Gesicht in das herrliche Nass zu halten. Sie trank, bis sie nicht mehr konnte.
    Als sich Nesrin wieder aufrichtete, wurde Baski von einigen Spritzern getroffen und schüttelte sich entrüstet. Schließlich paddelten die Mädchen mit ihren Händen ans Ufer, zogen ihre nassen Teppiche an Land und setzten sich ins saftige Gras. Kiana hatte ganz vergessen, wie gut sich Schatten anfühlte.
    Die große Palme, die hier alles überra gte, neigte sich und ließ einige ihrer Datteln entlang eines ihrer Palmwedel geradewegs in Nesrins Hand gleiten.
    „ Oh danke!“ Überrascht stopfte Nesrin ein paar Datteln in ihren Mund und bot Kiana den Rest an. Doch als Kiana danach griff, schnellte ein Palmwedel auf sie zu, und schon lag sie zusammen mit den Datteln im seichten Uferwasser.
    „He y, was soll das!“, schimpfte Nesrin. „Hat Zabibie dich zu stark gedüngt, oder was?“ Dann duckte sie sich blitzschnell und entging so knapp einem weiteren Schlag desselben Palmwedels.
    Gestikulierend kam die Herrin der Oase aus einem der kleineren Zelte gerannt. „Lass gefälligst meine Gäste in Ruhe!“ Sie half Kiana aus dem Wasser. „Verzeiht meiner launischen Palmenschwester und seid mir willkommen!“ Ihr Lächeln wich einem eindringlichen Blick. „Eure Haare sehen aus, als wärt ihr in einen Sandsturm geraten. Ist alles in Ordnung?“
    Eilig stolperte Nesrin außer Reichweite der Palme. „Wir mussten uns vorhin an dem Trümmerhaufen vorbeischleichen, den Damons Horrorarmee aus der Karawanserei gemacht hat, und das war nur eines der Highlights des Tages.“ Ihr Stimme klang bitter. „Daher könnte es schon sein, dass das alles unserer Frisur etwas geschadet hat.“
    „Was ist mit der Karawanserei?“ Zabibies Gesichtsau sdruck schwankte zwischen Unglauben und … Unglauben.
    Nesrin setzte Baski auf ihre Schulter. „Wir sind gekommen, um dich vor Damon zu warnen. Deine Oase ist in Gefahr.“
    „Aber bisher hat der Löwen-Sultan mich nicht behelligt, außer dass er seine Skorpionkrieger ab und zu herschickt, um ein paar Fässer Wasser zu holen.“
    „Die von der Karawanserei haben auch gedacht, sie wären sicher. Doch offenbar macht Damon jetzt vor nichts mehr Halt. Keiner dort hat überlebt.“
    „ Wie ist das möglich? Die hohen Wehrmauern der Karawanserei - wer könnte sie überwinden? Die Kanonen und Blitzwerfer - wer würde es wagen, sich dem zu stellen?“
    „Wir haben es erlebt.“ Nesrins Finger zeigte in die Richtung, aus der sie und Kiana gekommen waren. „Und wenn du genau hinschaust, kannst du es auch sehen.“
    Zabibie blickte zwischen den Zelten und Sträuchern hindurch. „Ja, ich habe mich schon gefragt, was das für ein Rauch da hinten ist. Und das

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