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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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kandierte Datteln an.
    Kurz darauf kam Tante Shabnam, um beides zu h olen. „Wie läufst du denn herum, Kiana? Kannst du nicht mal Tee zubereiten, ohne dich schmutzig zu machen? Und das ausgerechnet heute! Muss ich dir wirklich erst erklären, was für dich auf dem Spiel steht? Geh sofort hoch und zieh deine andere Burka an!“
    Verwundert tat Kiana, wie ihr geheißen, und stieg die Holztreppe hoch in den Schla fbereich der Familie. Sie öffnete den rostigen Metallschrank, der die Kleidung der weiblichen Familienmitglieder beherbergte. Das unterste Fach gehörte Kiana. Nachdem sie sich versichert hatte, dass kein Mann sie beobachtete, legte sie ihre Burka ab und suchte darauf den Schmutz, der die Tante so erzürnt hatte. Kiana fand ihn am vorderen Saum. Es war der Abdruck eines Ziegenfußes.
     
    Angetan mit ihrer Ersatz-Burka, die bis letzte Woche, als Onkel Abdullah den Besuch der Rustamis angekündigt hatte, noch ihre einzige Burka gewesen war, ging Kiana nach unten. Auf der Treppe kam ihr Mustafa entgegen, ihr Cousin, das Handy am Ohr. Er unterbrach sein Gespräch, bis er an ihr vorbei in den Schlafraum gestiegen war. Dort hörte sie ihn leise murmeln.
    Was wollte er da oben, mitten am Tag?
    Offenbar hatte er einen Anruf bekommen und wollte ihn unten im Wohnzimmer nicht entg egennehmen. Aus Höflichkeit, um die Gäste nicht zu stören? Nein, dazu wäre er einfach vor die Tür gegangen. Dazu hätte er sich nicht die Treppe hochschleichen müssen. Außer Hörweite der anderen. Wozu die Geheimniskrämerei?
    Kiana begab sich in die Küche , wo sie Wasser zum Abspülen aufsetzte. Seit Mustafas Ausbildung bei den heiligen Kriegern im Norden war er stiller und verschlossener geworden. Mehr als sowieso schon. Gestern erst war er von dort zurückgekommen.
    Nachdenklich legte Kiana Brennmaterial nach. Es war eine Mischung aus Treibholz und alten Kartons, die der Fluss angeschwemmt hatte. Kiana und Madina hatten es mit Onkel Abdullah letzte Woche am Ufer gesammelt.
    Als der Onkel seinen einzigen Sohn zu den heiligen Kriegern geschickt hatte, waren beide fast geplatzt vor Stolz. Der schmächtige Neunzehnjährige, bisher von seinem Vater als Schwächling abgetan, wurde plötzlich von ihm mit Respekt behandelt. Auch Amir war voll der Bewunderung und hatte schon gestern mehrmals nach Mustafa gefragt. Doch der hatte Amir nur kurz empfangen, die Fragen seiner Eltern einsilbig beantwortet und sich dann in den Schlafbereich zurückgezogen. Um sich von den Anstrengungen der langen Reise zu erholen, hatte Tante Shabnam geschlossen, doch Kiana hatte gehört, wie er lange in sein Handy gesprochen hatte. Das Handy, das er von seinen heiligen Kriegerfreunden bekommen hatte, denn leisten konnte er sich so etwas nicht. Auch hatte er ein kleines Musikgerät zum Umhängen mit Kopfhörern mitgebracht, um damit, wie er seiner Mutter erklärt hatte, heilige Texte zu hören. Nicht mal Onkel Abdullah hatte ein Telefon, geschweige denn ein Handy. Oder gar ein Musikgerät.
    Seit Mustafas Ankunft schlich ein ungutes Gefühl um ihn herum. Nicht nur wegen seiner langen, geraunten Telefonate. Es war diese eigentümliche Mischung aus Entschlossenheit und Angst, die er ausstrahlte. Irgendetwas ging vor in ihm, das spürte Kiana.
    Irgendetwas Schlimmes.
    Heute im Morgengrauen, als Kiana Fladenbrot gebacken hatte, war Mustafa zu ihr in die Küche gekommen, um einen Becher Wasser zu trinken. Da hatte sie ihn gefragt, ob es ihm gut ginge im Norden und was er dort erlebt hatte. Die Fragen waren an ihm abgeglitten wie Wasser von gut gegerbtem Schafsleder. Dass sie sich keine Sorgen machen musste, hatte er geantwortet. Mehr nicht. Er hatte sein Wasser ausgetrunken und war zurück ins Bett gegangen.
    Plötzlich erinnerte sie sich an die Tasse, in der sie Fatima das Wasser gebracht hatte, und ging nach draußen zum Brunnen. Gerade als sie nach der Tasse greifen wollte, wehte ein Windstoß an ihr vorbei zum Haus. Ein gleichzeitiges Flirren in der Luft verhieß nichts Gutes.
    Als hätte die Windböe sie ausgespuckt, erschien Fatima am hinteren Hauseck auf ihrem Teppich. „Komm her, Mädchen! Wir müssen zurück in die Klare Welt.“ Sie warf eine Rolle in die Luft, die sich sogleich entfaltete und auf Kiana zu schwebte. Der Pfeilteppich.
    Kiana hatte gehofft, weder ihn noch die alte Frau jemals wieder zu sehen. Jetzt schon gar nicht. Beunruhigt schaute Kiana sich um, konnte keine möglichen Beobachter entdecken und trat zu der Alten. „Dein Besuch ehrt mich,

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