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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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liebes Mütterchen, doch leider kann ich nicht mitgehen, denn wir haben Besuch und …“
    „Du wirst wieder zurück sei n“, unterbrach Fatima, „bevor das Abspülwasser kocht. Ich kann die Zeit wählen, in die ich dich hier wieder absetze. Hast du das noch nicht begriffen?“
    Woher wusste Fatima von dem A bspülwasser? Und wie konnte man Zeit wählen?
    Das Gesicht der Alten wirkte angespannt. „Du musst sofort mitkommen, sonst passiert ein großes Unglück. Wir können es nur verhindern, indem wir Kräfte entfesseln, die wir nur in der Klaren Welt finden. Ich gebe dir mein Wort, dass du rechtzeitig wieder hier sein wirst, ohne dass jemand etwas bemerkt hat. Aber nur, wenn du jetzt aufsteigst, bevor man mich entdeckt.“
    „Aber … aber du wolltest doch erst Erledigungen machen“, versuchte Kiana, Zeit zu schinden.
    Die Alte machte eine schneidende Handbewegung. „Das ist längst geschehen. Also steig auf den Te ppich!“
    Noch immer zögerte Kiana, was Fatima ungeduldig aufstöhnen ließ. „Du willst etwas über deine Mutter erfahren, oder?“
    Kiana zuckte zusammen. „Was weißt du über meine Mutter?“
    „Antworten gibt es nur in der Klaren Welt. Komm endlich, oder du wirst nie die Wahrheit über deine Mutter hören!“
    Davon erpresst stieg Kiana auf den Pfeilteppich und hoffte innig, dass die alte Frau die Wahrheit sprach. Los ging der Flug den Hang hinunter. Plötzlich stoppten beide Teppiche so abrupt, dass Kiana heruntergefallen wäre, hätte Fatima sie nicht festgehalten.
    „Warte einen Augenblick!“, meinte die alte Frau. „Ich kann so etwas einfach nicht mit ans ehen.“
    Kiana folgte der Blickrichtung ihrer Begleiterin nach unten, wo ein dürrer Mann mit einem Stock schimpfend auf einen ebenso dürren Esel einprügelte. Das Tier war über und über mit Schlehdornästen beladen und weigerte sich, seine riesige Last auch nur einen Schritt weiterzutragen.
    Fatima deutete mit dem Zeigefinger auf den Mann. Auf einmal schwebte dessen Prügelstock in der Luft, und einen Wimpernschlag später schlug der Stock den Mann. Die Schlehdornäste lösten sich vom Rücken des Esels und droschen ebenfalls auf den Mann ein, der ein Riesengeschrei anstimmte. Niemand von den Leuten dort unten bemerkte Kiana oder Fatima. Alle achteten nur auf den Schlehdornsammler. Der von seiner Last befreite Esel trabte gemächlich davon.
    Fatima lächelte befriedigt. „So gefällt mir das schon viel besser.“
    Sogleich setzten sich die Teppiche wieder in Bewegung, wurden schneller und schneller. Kurz vor dem Zusammenprall mit der magischen Mauer öffnete sich Kianas Mund zu einem Schrei, doch beide Teppiche stoppten unmittelbar vor dem alten Plakat des Präsidenten.
    „Diese Tür wird für dich offen bleiben und dir stets Durchlass gewähren“, sagte Fatima. „Wenn ich nicht dabei bin, lässt du das Durchfliegen erst einmal sein! Das ist nur etwas für geübte Grenzgänger. Mach es so, wie ich es dir letztes Mal gezeigt habe. Na los, versuche es! Geh voran!“
    Letztes Mal - war das Stunden her oder erst Min uten? Kiana wusste es nicht. Ihr Zeitgefühl war ihr irgendwo zwischen den beiden Seiten dieser Mauer abhanden gekommen. Sie stieg ab, holte angestrengt alle Einzelheiten des letzten Males in Erinnerung und berührte mit ihren Handflächen das Plakat. Es fühlte sich an, wie verwittertes, blödes Papier sich eben anfühlte.
    „Drücke mit der Brust dagegen!“, befahl die alte Frau. „Das Tor spricht an auf deinen Willen. Zur Not genügt aber auch die Melodie deines Herzens, die bei jedem Menschen den Hauch einer Idee anders ist.“
    Kiana drückte mit der Brust gegen das Tor und spürte, wie es nachgab. Das ermutigte sie, einen Schritt nach vorn zu machen, in die Mauer hinein. Als die Enge des Mauerwerks sie zu zerquetschen drohte, strampelte sie panisch und landete auf ihrem Hintern. Im Freien.
    Die Farben, Stimmen und Düfte des Bunten Basars dra ngen mit Macht in ihre Sinne ein. Sie stand auf, schaute sich um und duckte sich reflexartig, als eine aufgebrachte Biene an ihr vorbeibrummte. Die anderen Bienen, so konnte Kiana sehen, hingen wieder traulich auf der seltsamen Honighändlerin. Eines der eingestürzten Verkaufszelte wurde durch das gemeinsame Anpacken von drei Männern, einer Frau und einem großen ockerfarbenen Zottelwesen wieder aufgerichtet. Kiana hoffte inständig, dass keiner sie bemerkte.
    Fatima tauchte hinter ihr auf, gefolgt von den Tepp ichen. „Möchtest du dich beim Fliegen wieder mit dem

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