Goldfalke (German Edition)
ohne Vorwarnung in Kianas Gedanken und brachte das Grauen zurück. „So abwegig ist Farids Meinung auch wieder nicht, Nesrin. Ich habe sie gesehen, Damons Armee. Skorpionkrieger bis zum Horizont, dicht an dicht gedrängt. Selbst wenn Tausende von ihnen getötet werden, rücken Abertausende nach. Die Ghule und Menschenfresser sind nicht das Problem.“
„Hör bloß auf, so zu reden!“ Nesrins Hände machten hektische Wischbewegungen. „Sonst komme ich noch auf die Idee, wir wären voll im Arsch.“
„Was ist mit dem Volk deines Ziehvaters, zu dem Miro unterwegs ist? Sind sie Damons Armee gewachsen?“
„Die Simurgh könnten echt was rausreißen, aber Miro braucht ungefähr acht Tage da hin und dürfte …“, sie hob ihren Daumen und kippte ihn hin und her, „… übermorgen oder so um den Dreh rum dort ankommen. Und dann werden die Simurgh erst mal alles durchdiskutieren. Und selbst wenn Miro sie anheuern kann, was noch fraglich ist, werden sie zu spät kommen.“
„Und die Leute aus den umliegenden Städten, die Damkina herholen soll?“
„Das sind ein paar hundert, vielleicht ta usend.“
„Zu wenige. Wer kann uns noch he lfen?“
Nesrin legte den Kopf schief. „Ich muss gerade an die Helfer denken, die wir letztes Mal hatten.“
„ Letztes Mal?“
„ Was haben die Menschenfresserärsche blöd geguckt, als eine Horde kreischender Qalakar-Freaks über sie hergefallen ist!“
„Die Ifrit und Afrit.“ Nachdenklich befingerte Kiana das Glasfläschchen um ihren Hals. „Sie würden unter Damons Armee bestimmt einige Verwirrung stiften.“
„Hey, Ki, das war nur ein Witz! Du denkst doch nicht ernsthaft , wir sollten …“
„Nein!“, fiel Kiana ihr ins Wort. „N atürlich nicht. Die Ifrit und Afrit würden sich kein zweites Mal von dir überlisten lassen.“
„ Obwohl …“, Nesrin nahm sich noch eine Dattel und fuchtelte damit in der Luft herum. „Die Vorarbeit habe ich ja schon in Qalakar geleistet, als ich den Freaks weismachen wollte, ihre Stadt wäre bedroht.“
Dunkel erinnerte sich Kiana. „Ja, als Gegenleistung dafür, dass die Ifrit und Afrit uns in die Bibliothek bringen, wolltest du ihnen von dieser großen Bedrohung erzählen, die ihre Stadt gefährdet. Bewundernswert, was du dir immer alles aus den Fingern saugst, während ich vor Angst kein Wort rausbringen würde! Welche Bedrohung wolltest du den Dschinns verkaufen? Damon?“
„ Klar, wen sonst? So nach dem Motto: Er bedroht die gesamte Klare Welt - logisch, dass er auch euer Kaff nicht verschont, versunken oder nicht. Aber dann mussten wir ja abhauen, bevor ich denen die Story reindrücken konnte.“
„Sie würden nie wieder auf irgendeine Geschichte von dir reinfallen oder sich gar in deinen Zaubertopf sperren lassen. Und wie sonst könnten wir sie zu Damon bringen, ohne dass sie uns unterwegs zerfleischen?“
„ Außerdem wissen wir gar nicht, ob das Gierige Töpfchen noch da liegt, wo ich es hingeschmissen habe.“
Mit dem Zeigefinger tupfte Kiana einen Tro pfen Milch ab, der am Rand ihres Glases hing. „Diese Dschinns sind viel zu unberechenbar. Wenn wir zu ihnen gehen würden, was wir natürlich nicht tun …“
Nesrins Locken flogen, als sie heftig den Kopf schü ttelte. „Nein, ganz sicher nicht!“
„ Denn wenn wir es täten, dann würden sie uns bestimmt töten, bevor wir noch das erste Wort an sie richten könnten. Immerhin haben wir uns nicht gerade in Freundschaft von ihnen getrennt. Wir würden sinnlos unser Leben riskieren.“
„Was ja mal was ganz Neues wäre.“
„ Aber wen könnten wir sonst zu Hilfe holen? Was könnten wir sonst tun?“
„Zu Frage eins: keine Ahnung. Zu Frage zwei: siehe Antwort von Frage eins.“ Nesrin sprang auf. „Oh Scheiße, Ki, die Qalakar-Freaks sind unsere einzige Chance!“
„Dann sollten wir uns besser überlegen, wie wir sie einsammeln.“
Eine halbe Stunde später flogen Nesrin und Kiana durch die Wüste. Kiana saß auf ihrem Pfeilteppich, den Ava ihr vorhin zusammen mit einem Proviantkorb in die Hand gedrückt hatte, und Nesrin hatte einen der Ersatzteppiche der Palastkrieger erhalten. Beide Mädchen trugen Krummdolche an ihren Gürteln. Vor der Sonne schützten sie sich mit langen, sandfarbenen Umhängen und hauchdünnen Kopftüchern. Baski saß vor ihrer Herrin auf deren Tasche und schaute munter nach vorn.
Kiana lenkte ihren Teppich neben den Nesrins. „Hätten wir nicht doch besser Amir mitne hmen sollen?“
„ Nein!“, erwiderte Nesrin
Weitere Kostenlose Bücher