Goldfalke (German Edition)
können. Also mussten die glitzernden Partikel wohl Salzkristalle sein.
Eine rasche Bewegung ließ die Mädchen zusammenzucken und hinter einem mannshohen Felsbrocken in Deckung gehen. Sie sanken zu Boden und kauerten sich an den rauen Stein. Kiana befreite den Falken und schickte ihn hoch in den Himmel.
Nesrin stieß sie an und raunte: „Hey, was ist los mit dir, Ki? Du bist so … starr!“
„Lass mich, Nesrin! I ch sehe durch die Augen des Falken.“
„ Echt? Hammer, hey! Und was siehst du?“
Es überraschte Kiana selbst, dass sie gleichzeitig mit ihrem menschlichen Mund reden und mit ihren Falkenaugen sehen konnte. „Da sind zwei Dschinns, die sich auf einen Skorpionkrieger stürzen, der wohl noch nicht ganz tot ist. Andere Dschinns kommen dazu, viele andere, und jetzt sieht es aus wie ein Haufen Aasgeier, die etwas zerfleischen, was hoffentlich inzwischen doch schon tot ist.“
„Vielen Dank, aber die Info ‚ Da sind viele Ifrit und Afrit’ hätte durchaus gereicht!“ Nesrins Ton wurde weicher. „Und du kannst echt mit deinem Dschinn sehen? Wow!“
Kianas Bewusstsein kehrte wieder ganz in ihren eigenen Körper zurück. Deutlich konnte sie das vergnügte Kreischen der Dschinns hören. Und anschließend Geknurre und Gekeife, vermutlich weil sie sich beim Gedränge um die Beute in die Wolle bekamen.
Erschaudernd drückte Nesrin Baski an sich. „Wie war gleich noch mal Plan B?“
„Wir haben keinen Plan B. Solange die Dschinns beschäftigt sind, sollten wir nach dem Zaubertopf suchen.“
„Okay, also Plan A.“
Einen Gesteinsbrocken nach dem anderen als D eckung nehmend umrundeten die Mädchen zu Fuß die Felswand. Auf der anderen Seite war niemand zu sehen, weshalb sie es wagten, auf die Teppiche zu steigen und weiterzufliegen. Bis sie etwas Rosageblümtes in der graubraunen Eintönigkeit des Steins wahrnahmen.
„ Sieh mal, Ki, mein Teppich!“ Mit einem Sprung landete Nesrin auf der steinigen Erde und schnippte gegen ihren rosa Teppich, der noch immer wie ein Brett den Eingang zur Felsgrotte versperrte. Augenblicklich löste sich der Teppich ab, rollte sich ein und schnellte, als Nesrin den Arm hob, unter ihre Achsel. Im selben Moment sprang Baski ebenfalls auf den Boden und schlug mit der Pfote nach etwas Metallischem. Kiana flog zu Baski, stieg ab und hob den Zaubertopf auf.
Fünf Schritte weiter fand Nesrin den Topfdeckel. „Teil 1 von Plan A wäre damit schon geschafft.“
„Dann kann uns ja nichts mehr passi eren.“
„Wer hätte gedacht, dass du auch witzig sein kannst, Ki !“
„Warum saugt der Topf eigentlich jetzt nichts an?“ Kiana kippte Sand aus dem Topf und zog sich zu ihrer Freundin in den Schatten der Fel swand zurück.
„Wir müssen nur den Deckel draufsetzen, dann ist das Ding wieder scharf gemacht. Wenn man dann den Deckel abnimmt, saugt der Topf, was das Zeug hält.“ Aus den Tiefen ihrer Tasche kramte Nesrin ein Tuch aus Goldbrokat, drei Rubinbroschen und ein paar Perlenketten heraus. Geschickt umhüllte sie das Töpfchen mit dem Goldbrokat, schmückte es mit den Ketten und befestigte alles zusammen mit den Broschen. Zum Schluss betrachtete sie es zufrieden und setzte den Deckel darauf. „Müsste eigentlich gehen. Probieren wir es aus!“
Sie gingen hinein in die Grotte, tranken ein paar Schlucke Wasser und schoben sich dann vorsichtig hinaus auf den Felsvorsprung, der zur Salzmeerseite führte. Beklommen drückten sie sich gegen das Gestein und schauten hinab. Die Ifrit und Afrit hatten von ihrem Opfer abgelassen und waren dabei, sich wieder über die Ebene zu verstreuen. Weit über ihnen kreiste der Falke.
„ Oh verdammt, Ki, es sind mehr als ich dachte! Das müssten so ziemlich alle sein, die wir aus Qalakar mitgebracht haben. Sie sind einfach hier geblieben.“
„Sehr gut!“, zwang sich Kiana zu sagen. Und zu glauben. „Um bei Damons Heer was ausz urichten, brauchen wir viele Dschinns. Sehr, sehr viele. Mit zehn, zwanzig brauchen wir gar nicht erst aufzukreuzen.“
„Schon klar.“ Nesrins Miene hellte sich auf. „Hey, eigentlich müssten die hier reichen! Wenn wir die alle einkassieren, brauchen wir die restlichen in der Versunkenen Stadt ja gar nicht mehr.“
Rasch holte sich Kiana den Anblick von Damons Armee ins Gedächtnis. „Doch, wir bra uchen sie alle.“
„ Verdammt, Ki, in was für eine Scheiße reiten wir uns da schon wieder rein? Wenn ich jetzt diese Freaks sehe, muss ich wieder dran denken, wie fies die zu uns waren und wie
Weitere Kostenlose Bücher