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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Kemal legte seine Hand in ihren Nacken, packte ziemlich grob zu und zog ihr Gesicht zu seinem hin. Dann küssten sie sich wild.
    „ Ich sagte doch: nur bis zu den Knien!“, beschwerte sich Basidamesch, dessen Thron soeben mit ihm versteinerte.
    Als Tahmasp von der Hüfte abwärts zu Fels geworden war und dadurch allein stehen konnte, ließ Kiana ihn los, trat einen Schritt zurück und sah sich um. Jeder der Stehenden Weisen verwandelte sich. Bei einigen wie Ali Shah hatte die Versteinerung gerade die Knie erreicht, bei anderen wie Tahmasp oder Basidamesch hatte sie sich bereits bis zur Hüfte fortgesetzt.
    Und Hatim forderte: „Mach alles rückgängig! Sofort! Ich kann hier nicht bleiben!“ Die Versteinerung hatte ihn offenbar genau in dem Moment erfasst, als er an der großen Eiche in der Mitte vorbeigekommen war. Nun stand er hinter ihr mit dem Gesicht zum Stamm.
    „Es ging nicht anders“, erwiderte Kiana, die sich von allen am meisten darüber wunderte, dass die Rückverwandlung der Stehenden Weisen tatsächlich geklappt hatte.
    Hussein hob die rechte Hand. „Im Namen aller danke ich dir, G eweissagte!“
    „Ich bin erleichtert, dass ich helfen konnte“, entgegnete Kiana und fühlte jedes einzelne Wort. „Ich muss jetzt gehen. Friede sei mit euch!“
    „ Halt! “, schrie Hatim. „Du willst mich doch hier nicht so stehen lassen? Mit nichts als Baumrinde in meinem Blick!“
    Doch Kiana wusste nicht, wie sie seine Lage ändern konnte, außer: „Vielleicht kann man den Baum absägen. Später.“
    Sehr viel später.
    Während sie sich in Bewegung setzte, hörte sie Hussein fragen: „Bist du nun wieder genesen, Tahmasp?“
    „Ja, zum Glück!“, war die Antwort.
    Woraufhin Tahiramis bemerkte: „Sahmaran hat dich wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen, als du reumütig bei ihr angekrochen kamst.“
    „ Wir haben uns wohl einfach während der Jahrtausende auseinandergelebt.“
    „ Oder es liegt daran“, meinte die Kriegerin, „dass du sie damals an die verraten hast, die sie zerstückelt haben, um an ihre Weisheit zu gelangen.“
    „Wer wäre denn so nachtragend?“, hörte Kiana Ta hmasp erwidern, dann hatte sie den Hain verlassen. Nur Hatims Protestgeschrei war noch zu hören.
     
    Körperlich und nun auch geistig ausgelaugt huschte Kiana durch die Arkaden an der hinteren Palastwand und schlüpfte durch den Hintereingang in die Küche. Dankbar dafür, dass hier kein Mensch zu sehen war, sondern nur vier von Avas Dschinns, sank Kiana auf die breite Fensterbank und rückte gleich in die Ecke, die von außen nicht eingesehen werden konnte. Dort draußen auf der Terrasse, wie den Geräuschen nach auch drinnen in der großen Halle, hielten sich etliche Menschen beim Abendessen auf. Und Kiana wollte niemanden sehen.
    Wenigstens für einen Moment.
    Sie wusste, dass es angesichts der Bedrohung durch Damons Armee ein trügerisches Gefühl war, doch einen kurzen, gestohlenen Augenblick lang genoss sie den Frieden hier, wo sie von Avas fleißig arbeitenden Dschinns völlig ignoriert wurde. Wo keiner von ihr erwartete, seine Probleme zu lösen. Wo sie mal nicht die Geweissagte war.
    Doch nur wenige tiefe Atemzüge später holte die Anspannung sie wieder ein und verleitete sie, durch die Augen des Falken zu sehen, der noch immer am Himmel segelte. Der späte Abend hatte die Sicht nun merklich eingetrübt, und der Falke musste näher an das Ziel von Kianas Besorgnis heranfliegen, um Einzelheiten erkennen zu können.
    Den Palastkriegern war es gelungen, Damons Vorhut au fzuhalten. Anscheinend hatte Kianas Gespräch mit dem Befehlshaber bewirkt, dass seine Leute nun gezielt die Skorpione angriffen, die einen toten Artgenossen auf dem Rücken trugen. Somit konnte die Bildung einer Rampe aus Skorpionleichen verhindert werden. Ein Stein fiel von Kianas Seele, als sie Amir sah, unversehrt und mit ungebrochenem Kampfeseifer. Während ein Palastkrieger, der Figur nach eine Frau, den Kopf eines besonders großen Skorpions mit einem Pfeilhagel eindeckte, brauste Amir von hinten heran und trennte mit dem Vierklingendolch den Stachel des Skorpionschwanzes ab, woraufhin ein weiterer Palastkrieger dem verletzten Feind den Krummsäbel ins Gesicht stieß. Dann wandte sich das Trio dem nächsten Skorpion zu.
    Der Falke stieg höher und nahm Damons Haupta rmee ins Visier. Diese war schon sehr nah, oh Gott, wie nah sie schon war! In spätestens zwei oder drei Stunden würde sie am Palast ankommen. Und ihn

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