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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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„Sie kommt!“, rief irgendeiner.
    „Wurde auch Zeit!“, knurrte Ali Shah.
    Tahiramis zeigte auf Basidamesch. „Was soll das denn?“
    Basidamesch klopfte beidhändig auf die Sessellehnen. „Ist doch gediegener, als wie vorher im Gras zu liegen! Seht her!“ Er zog an einer Kordel, und aus dem Baldachin über ihm fiel ein Vorhang herab, der den gesamten Sessel einhüllte. „Und nun zurück!“, hörte man Basidameschs Stimme, und sogleich rollte sich der Vorhang wieder auf. „Wenn mir all die schönen Frauen in Zukunft zu Füßen sitzen“, er grinste breit, „oder auf meinem Schoß, dann kann ich ihnen etwas Abgeschiedenheit bieten.“
    Tahiramis stemmte die Hände in die Hüften. „Angesichts der G eschwindigkeit, mit der die Mädchen und Frauen des Palastes in den letzten Tagen vor deiner Zudringlichkeit geflüchtet sind, erscheint mir dieser Aufwand überflüssig.“
    Ungerührt zuckte Basidamesch die Schultern. „Die waren nur vorübergehend verstört wegen diesem drohenden Krieg. Und außerdem: Was verstehst du schon vom Liebesleben, Schwester? Da fällt mir ein: Ki, bitte lass bei mir die Versteinerung nur bis zu den Knien gehen! Höchstens bis Mitte Oberschenkel. Auf keinen Fall höher, hörst du?“
    „Bei uns auch !“, rief der linke der drei jungen Männer, die vor ihrer Befreiung neben dem Fischwesen gestanden hatten. Die anderen beiden kicherten albern.
    Ungeduldig trat Kiana in die Mitte der Lichtung, wollte es hinter sich bringen, wollte etwas sagen, obwohl sie nicht wusste, was. Wollte etwas tun, obwohl sie noch weniger wusste, was. Hauptsache, das hier endete!
    „Jemand muss Tahmasp stü tzen“, bemerkte Hussein, der Gelehrte. „Andernfalls wird er in dieser unwürdigen Haltung versteinert.“
    „Und wer soll das sein?“, warf Kemal ein. „Wenn Kiana mit der Verfluchung anfängt, wird der, der dann Tahmasp stützt, dies auf ewig tun.“
    „Aziz, mach du das!“, befahl Ali Shah dem anderen Schwarzen.
    Dieser war nun nicht mehr ärmlich gekleidet wie einst, sondern so erlesen wie der Durchschnitt der Palastbewohner. „Mach es doch selbst!“, schnauzte er zurück.
    Auch wenn es kaum möglich war, so schien Ali Shahs schwarzes Gesicht noch dunkler zu werden. „Wie kannst du es wagen, Sklave?!“
    Atemlos kam Bakko angerannt, noch immer mit dem Esel im Schlepptau. „Befreit mich en dlich von dem Scheusal!“
    „Ich bin nicht mehr dein ve rdammter Sklave, Ali!“, platzte Aziz heraus.
    „ Wie nur verbannt man dieses Untier ins Tal der Dschinns?“, keuchte Bakko.
    „Können wir beginnen?“, versuchte Kiana.
    „Schweig , Aziz!“ Ali Shah bebete vor Empörung. „Mein Vater hat dich mir rechtmäßig geschenkt!“
    „Ja“, fauchte der Zurechtgewiesene, „nachdem seine Soldatenhorden mein Dorf überfallen, meine Eltern getötet und meine Schwester und mich mit sich gezerrt hatten. Und falls es dir entgangen sein sollte: Die Sklaverei ist in der Klaren Welt schon seit zweitausend Jahren abgeschafft. Kiana, bevor du den Fluch wiederherstellst, möchte ich mich bei dir bedanken und mich verabschieden. Ich werde nicht einen Tag länger hier herumstehen neben einem Tyrannen, der in mir nur den Sklaven sieht, zu dem sein nichtswürdiger Vater mich gemacht hat. Lieber wähle ich ein sterbliches Leben und ziehe von dannen, um zu entdecken, wozu ich wirklich geboren wurde.“
    „Wo willst du denn schon hin?“, fragte Ali Shah höhnisch. „Du hast doch nichts anderes gelernt, als mir zu dienen. Was könntest du sonst schon tun?“
    „Das werde ich einfach herausfi nden.“
    „Und ich gehe mit dir!“, rief das Mädchen mit dem Federumhang, den sie zusammengelegt über ihrem Arm trug. Sie stellte sich dicht vor Hatim, den Dichter, und funkelte ihn böse an. „Seit Anbeginn habe ich dich geliebt. Deine Worte waren für mich wie der süßeste Honig, und selbst die leichteste Bewegung deines Armes war für mich schöner als der Aufgang des vollen Mondes über den Wipfeln der Palastgärten. Doch du hast immer nur nach Tahiramis gelechzt!“
    Verdutzt riss Hatim die Augen auf. „Oh teure Sine, ich hatte ja keine Ahnung!“
    „Keine Ahnung fürwahr“, zischte Sine. „ Innig und tief war meine Liebe, doch du hast mich nie auch nur eines Blickes gewürdigt.“
    „Aber du standest immer hinter mir, in meine m Rücken. Wie konnte ich da …?“
    „Ich stand schräg hinter dir. Wäre es wirklich zu viel verlangt gewesen, hin und wieder den Kopf zu drehen? Aber das ist nun einerlei.

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