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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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überrennen.
    „Beunruhigend, was du beobac htest?“
    Diese Frage riss Kiana zurück in ihren Körper. Aufkeuchend schlug sie ihre eigenen Augen auf und erkannte, dass jemand neben ihr auf der Fensterbank hockte. Jemand sehr Besonderes. Respektvoll sprang Kiana auf und neigte den Kopf. „Friede sei mit dir, ehrenwerte Seherin!“
    „Nur die Ruhe, Töchterchen ! Setz dich wieder hin und komme zu Atem! Was du da eben mit den Stehenden Weisen gemacht hast, war ganz erstaunlich. Wirklich erstaunlich.“
    Kiana nahm wieder Platz. „Du hast es ges ehen?“
    „Ich sehe ….“, Fatima machte eine kurze, aber wirkungsvolle Pause, „… so manches. Du hast die Erwartungen aller übertroffen, was mich hoffen lässt, dass du auch den anstehenden Gefahren mit dem verblüffenden Geschick begegnen wirst, das du bei deinen letzten Aufgaben ins Feld führen konntest. Desgleichen hat dein Dschinn eine gewaltige Entwicklung durchgemacht, die ihm niemand zugetraut hätte.“
    Noch immer stand Kiana das Bild von der anrückenden Hauptarmee vor Augen. Sie war sich sicher, es nie wieder aus ihrem Kopf zu kriegen. „Ich wünschte nur, mein Dschinn würde etwas mehr können. Wenn er schon ein Vogel sein muss, kann er dann nicht so sein wie Farids Feueradler? Der könnte bei dem Skorpionheer, das da anrückt, wirklichen Schaden anrichten.“
    „Unterschätze nicht deine Möglichkeiten, Töchterchen! Der Adler mag groß, stark und beeindruckend sein, aber der Falke ist von allen Lebewesen, die es gibt und die es jemals gegeben hat, das schnellste. Wer beklagt, was ihm fehlt, verliert auch das, was ihn auszeichnet. Weise ist nur der, der dankbar seine Stärken nutzt.“ Sie nahm Kiana die Schriftrolle aus der Hand, gab sie einem von Avas Dschinns und befahl ihm: „Bring das in die Halle des Wissens!“ Der Dschinn nahm die Schrift an sich und verschwand durch den Hinterausgang.
    Aus der gegenüberliegenden Tür, die zur großen Halle führte, wehte Nesrin mit Baski in die Küche. „Ach, hier bist du, Ki! Hallo, Fatima!“
    „ Komm, Kindchen, setz dich zu uns! Bevor ihr beide wieder losfliegt, solltet ihr zuerst etwas essen und trinken. Wenn Damons Schergen anrücken, nützt euch die beste Kriegslist nichts, wenn ihr vor Entkräftung vom Teppich fallt.“ Fatima winkte einen der hellblauen Dschinns heran. „Bring uns etwas Stärkendes und Tee!“ Dann drehte sie sich Kiana zu. „Wo waren wir stehen geblieben?“
    „Bei den Dschinns“, antwortete Kiana.
    „Ach ja. Besinne dich also auf den Vorteil, den nur dein Dschinn dir bieten kann!“
    Nesrin setzte sich im Schneidersitz vor der alten Frau auf den Boden und nahm Baski auf den Schoß. „Was ist eigentlich mit deinem Dschinn, Fatima? Stimmt es, was ich gehört habe? Dass es der Himmelsstier ist?“
    Avas hellblauer Helfer stellte ein volles Tablett zwischen Kiana und Fatima auf die Fensterbank. Die Seherin nahm eines der drei Teegläser in beide Hände. „In der Tat.“
    „Wow! So wie im Gilgamesch-Epos? Hast du deinen Dschinn nach diesem Vorbild entwickelt?“
    Ein Lächeln zog sich durch die Runzeln der Greisin. „Oder es war umgekehrt. Wer weiß das schon noch nach all der Zeit? Auf jeden Fall hast du gut aufgepasst, als dein Ziehvater dich die alten Geschichten lehrte.“
    „Wenn dein Dschinn nur halb so cool ist wie der Hi mmelsstier im Gilgamesch-Epos, kann er den Skorpionen ordentlich einheizen.“ Nesrin pickte sich ein Teigröllchen vom Tablett, was Kiana daran erinnerte, was für einen Riesenhunger sie verspürte. So nahm sie auch eines der Röllchen. Es war frisch frittiert, mit Schafskäse und Spinat gefüllt und schmeckte köstlich.
    „ Was ist eigentlich Sorayas Dschinn?“, fragte Nesrin kauend. „Sicher auch so ein Hammer wie deiner oder der von Kassim. Immerhin ist sie die Herrscherin!“
    Die alte Frau beäugte Nesrin streng. „Bei den Furunkeln auf dem Hintern eines wurmverseuchten Ziegenbocks! Nun bist du schon ein Jahr im Schimmernden Palast und weißt noch immer nicht, welchen Dschinn die Frau hat, die hier alles am Leben erhält?“
    Nesrin schluckte hörbar. „Wie auch? Soraya war ständig krank. Wahrscheinlich hängt ihr Dschinn die ganze Zeit halbtot irgendwo rum. Auf jeden Fall hab ich ihn nie gesehen. Jedenfalls nicht bewusst, ich meine, vielleicht bin ich im Tal der Dschinns mal dran vorbeigelaufen, aber da dösen viele Dschinns. Da kann man nicht …“
    „ Du siehst ihn ständig“, unterbrach Fatima. „Er ist die ganze Zeit vor deiner

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