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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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wohlklingender Männerstimme g esprochen, fuhren in Kiana wie Klingen. Sie wollte aufspringen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht, sie wollte den Falken schicken, doch der brachte nur zwei lahme Flügelschläge zustande, die ihn nicht einen Fingerbreit vom Boden heben konnten, sondern nur Sand schaufelten. Und selbst das nur halbherzig.
    Der Schreckliche Sultan hatte seinen Teppich ein paar Meter entfernt auf dem Boden aufgesetzt. Nach wie vor konnte Kiana sein Gesicht nicht sehen. Er war nur eine hochgewachsene, breitschultrige Schwärze vor dem Hintergrund surrender Brandpfeile und schwelender Feuer. Geschmeidig wie ein Löwe kam er auf Kiana zu. Jetzt erst recht unfähig zu irgendeiner Bewegung starrte sie ihn an wie eine Maus den hungrigen Kater. Der Sand knirschte unter seinen mitleidlosen Stiefeln. Würde es hier enden?
    Würde es so enden?
    Damon würde nur einen weiteren Feuerstoß brauchen. Nur noch einen.
    Auf einmal erfüllte ein Brausen die Luft, und eine a ndere Art von Feuer loderte durch die Nacht. Fast taghell blendete dessen Schein Kianas Augen. Ein heißer Luftzug traf sie und wirbelte Sand auf, als der brennende Adler zwischen ihr und Damon landete und sich sogleich verwandelte. Im Gegensatz zu Kianas Falken spaltete sich der Adler-Dschinn dabei nicht von seinem Herrn ab, sondern wurde einfach zu Farid.
    S chon war es schlagartig wieder dunkel. Kiana kniff die Augen zusammen, um die hellen Flecken, die vor ihnen tanzten, wegzublinzeln.
    Ein leichtes Glühen hing noch immer in Farids nackenlangem Haar, das er jetzt unbedeckt und nicht wie sonst unter einem Turban verborgen trug. „Du rührst sie nicht an!“ Auch seine Stimme besaß noch die fauchende Schärfe von Feuer. „Das war die Abmachung. Dass niemand zu Schaden kommt. Jetzt aber sind mindestens drei Palastkrieger tot.“
    „Das ist nicht meine Schuld!“, schnappte Damon. „Die haben mit dem Töten angefangen. Sie haben meine Vorhut massakriert und meine Offiziere mit brennenden Pfeilen beschossen. Und jetzt geh mir aus dem Weg, Sohn!“ Er machte einen Schritt. „Ich muss ein Problem beseitigen, um das ich mich längst hätte kümmern müssen.“
    Farid hob die Hand. „Halt! Du lässt Kiana in Ruhe, oder du bereust es!“
    Kiana konnte nicht glauben, was sie da erlebte: Ein Sohn, der sich dem Vater w idersetzte!
    Ja, mehr noch, der dem Vater drohte!
    Ja, mehr noch, der dem Schrecklichen Sultan drohte! Und alles nur, um … was?
    Damon sprach ihr fast aus der Seele, als er erwiderte: „Warum? Wegen ihr? Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, was du da riskierst, mein Sohn?“
    Farids linke Faust ballte sich. „Es ist mir er nst … Vater! “ Das letzte Wort knallte wie ein Hammerschlag durch die Nacht.
    Sch wer schnaufend zwang sich Kiana, Kraft in ihren Körper hinein zu atmen und sich aufzurichten. Sie schaffte es bis auf ihre Knie, aber nicht weiter, während sich die beiden Männer schweigend gegenüberstanden. Der eine jung, aufsässig und auf eine seltsam traurige Art wütend, der andere erfahren, machtvoll und gnadenlos. Und beide waren sich so unglaublich ähnlich. Eine brutale Weile lang starrten sie sich an, mit angespannten Schultern und leicht gesenktem Kopf. Wie Raubtiere vor dem Angriff.
    Eine neue Salve von Sorayas Blitzen erhellte die Nacht und erschütterte die Eherne Festung. Damon fiel in den Sand, kam aber strauchelnd auf die Beine. Sein Teppich stieg in die Luft und gabelte Damon fast wie eine Schaufel auf. Der schwarze Umhang wehte, als der Schreckliche Sultan davon sauste, auf seine Festung zu.
    In Farid war noch immer etwas von dem brennenden Adler, als er sich zu Kiana umdrehte und vor ihr in die Hocke ging. Glut glomm in seinen Nasenlöchern und knisterte in seinem Haar. Die Berührung seiner Hand auf ihrer Schulter war heiß wie der Wüstenwind bei Mittag und doch sanft wie eine Federschwinge. „Offensichtlich war das deine erste Dschinn-Wandlung“, sagte er. „Bleib sitzen, sonst klappst du zusammen, du Anfängerin!“
    Kiana s Verschmelzung mit ihrem Dschinn schien Farid im Gegensatz zu ihr nicht zu überraschen. Unwillkürlich kamen ihr die Worte ins Bewusstsein, die er ihr damals in der Ehernen Festung gesagt hatte. Dass sie keinen Teppich zum Fliegen brauchen würde. Hatte er instinktiv in ihr die Fähigkeit erkannt, die er selbst besaß? Wenngleich bei ihm die Verwandlung in den Dschinn anders ablief als bei Kiana.
    „Du … hast mich beschützt“, brachte Kiana endlich heraus. Es hätte ein

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