Goldfalke (German Edition)
Teuerste! Ein Werk von literarischer Größe wird nicht in ein paar Tagen geschaffen. Sag an, wen hast du uns da mitgebracht?“
Nesrin stellte sich in die Mitte dieser … Versammlung. „Das ist Ki, oder genauer gesagt, Ki ana, Elinas Tochter, und sie hat eine Frage an euch.“
„Friede sei mit euch !“, grüßte Kiana. „Ich hörte von eurer großen Weisheit und bitte um die Erlaubnis, näher treten zu dürfen.“
„Wie höflich sie ist!“ Der Liegende richtete sich auf, soweit es ihm möglich war, und reckte neugierig den Kopf. „Willkommen in unserer erlauchten Runde, Ki! Miro erzählte uns b ereits von deiner Ankunft. Und von deiner besonderen Beziehung zu Apfelbäumen, die man aus dem herzlichen Willkommen herauslesen konnte, das du einem von ihnen hast angedeihen lassen.“ Er grinste breit.
„ Wie war es bei Sahmaran?“, fragte ein Mann mit Vollbart und grünem Turban. „Geht es ihr gut? Hat sie von mir gesprochen? Mein Name ist Tahmasp.“
Da alle Kiana erwartungsvoll anstarrten, stellte sie sich neben Nesrin und sagte: „Sahm aran geht es gut. Sie hat den Namen Tahmasp leider nicht erwähnt, tut mir Leid. Ich war aber auch nur sehr kurz bei ihr. Wo meine Mutter ist, wollte ich wissen, und Sahmaran hat mir seltsame Rätsel aufgegeben. Nesrin denkt, dass ihr sie lösen könnt. Daher bitte ich um eure Hilfe.“
„Rätsel zu lösen ist unsere Stärke“, behauptete der Li egende. „Mein Name ist Basidamesch, und ich bin dir jetzt schon verfallen, meine Hübsche. Tritt doch näher, damit ich dich besser sehen kann!“
Um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen, bewegte sich Kiana auf ihn zu, allerdings nur einen schüchternen Schritt. „Ich freue mich sehr, euch alle kennen zu lernen.“
„Lass sie in Ruhe, Basid!“, forderte die Frau neben ihm. Ihr Lede rharnisch bedeckte kaum die üppigen Brüste. Das Schwert an ihrem Gürtel schmiegte sich eng an den Felssockel, aus dem die Frau ragte. Auf ihrem Rücken trug sie Bogen und Pfeilköcher. Eine Kriegerin. „Kiana ist nicht hier, um mit dir anzubandeln, Dummkopf, sondern um eine Frage zu stellen.“
„Dann weiß sie sicherlich, was eine Antwort bei uns kostet.“ Das kam von dem dicken Herrn. Sein Gewand zeugte von großem Reichtum - Seide, Goldborten, aufgestickte Juwelen - und sein Turban war der größte, den Kiana jemals gesehen hatte.
„Nein, weiß sie noch nicht“, erwiderte Nesrin. „Denn eigentlich hatte ich gehofft, dass das Lösen von Sa hmarans Rätsel euch genug spannende Unterhaltung bieten würde, und dass ihr deshalb auf Bezahlung verzichtet. Wir sind nämlich ziemlich in Zeitdruck.“
Basidamesch lachte auf. „Zeit ist das Einzige, was hier niemanden drückt , meine Schöne.“
„Ein Rätsel ist immer von Interesse“, meinte ein Mann mit Fes und Ziegenbart, woraufhin der dicke Mann drängte: „Und dennoch bestehen wir auf Bezahlung. Du kennst die Regel, Nesrin: Wer etwas von uns wissen will, muss uns zuerst eine Geschichte liefern.“
„Na schön.“ Nesrin ließ sich ins Gras plumpsen. „Los, Ki, erzähle von deinem Besuch bei Sahmaran!“
Kiana begann zu erzählen.
„Und seither trage ich das Amulett mit Sahmarans Haar bei mir“, schloss Kiana ihren B ericht. Inzwischen saß sie neben ihrer Freundin im Gras, an einen verwitternden Baumstumpf gelehnt.
Der Mann in dem schlichten Hemd, den Nesrin Hatim genannt hatte, hob die A rme. „Die schlängelnde Gefahr selbst dem Tapferen das Fürchten lehrt. Wessen Mut schneller gleitet, ist des Heldenruhmes wert.“
„Schöner Vers“, lobte Nesrin. „Aber um zu unserer Frage zu kommen: Was bedeutet das, was Sahmaran da gesagt hat? Eins geschenkt, zwei gefunden - wie war das noch mal, Ki?“
Kiana hatte sich jedes von Sahmarans Worten in Gedanken immer und immer wieder vorg esagt, um ja nichts zu vergessen. „Eins gegeben, zwei entdeckt, indes nur die acht finden alle neun Teile einer Persönlichkeit.“
Nesrin betrachtete den Mann mit dem grünen Turban. „Tahmasp, du hast Sahmaran doch gekannt, oder? Kannst du uns verraten, wie sie das gemeint haben könnte?“
Tahmasp schüttelte bedauernd den Kopf. „Solches vermag ich le ider nicht.“
„Die neun Reiche der Persönlichkeit.“ Der Mann mit dem Fes kraulte seinen Ziegenbart. „Schon lange haben wir darüber nicht philosophiert. Seit mindestens tausend Jahren nicht. Kein Wunder, dass unser vergesslicher Freund Tahmasp sich dessen nicht entsinnt.“
„Wir haben darüber noch nie gesprochen, Hu
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