Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
Vom Netzwerk:
plötzliches Reißen in ihrem Haar, als der Riesenstachel zustach, ihren Kopf verfehlte, sich aber im Schleier verhedderte und diesen von ihrem Kopf riss.
    Kiana packte die Teppichränder über ihr noch fester, sprang vom Kopf des Skorpions, hielt direkt auf Nesrin zu . Während sich Kianas linke Faust weiterhin ins Teppichgewebe krallte, packte ihre rechte Nesrins Handgelenk. Dadurch kippte der Teppich erneut und stellte sich nun senkrecht auf wie ein Segel, doch er flog mit unverminderter Geschwindigkeit weiter, während Kiana unten dran hing und Nesrin über den Sand schleifte.
    Nesrins Gewicht schickte einen schmerzhaften Aufschrei durch Kianas Gelenke. Sandkörner knirschten zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen. Neben ihr richtete sich noch ein Riesenskorpion aus dem Sand auf, schaute sich um, erstarrte, wirkte ratlos. Diesen Moment nutzte Kiana, um an ihm vorbeizuschießen, weiter, immer weiter, bis die Kräfte in ihren Fingern erlahmten.
    Und noch weiter.
    Dann, gegen ihren verzweifelten Willen, öffneten sich ihre Finger. Nesrin glitt ihr aus der Hand. Kiana fiel halb neben, halb auf sie. Der Teppich stürzte ein paar Schritte weiter vorne in den Sand. Taumelnd kam Kiana auf die Beine und wandte sich um.
    Raubtier- Baski hatte einen der Riesenskorpione auf den Rücken gedreht und riss ihm gerade die Eingeweide heraus. Gut zehn von dessen Artgenossen umzingelten Baski, hoben ihre Stacheln, behinderten sich dabei jedoch gegenseitig.
    Nesrin streckte den Arm aus, woraufhin ihr Teppich, von vielen dürren Beinen in den Sand getrampelt, aufstieg und den Skorpion, der halb auf ihm stand, zum Straucheln brachte. Sofort nutzte Baski dessen Unachtsamkeit und biss ihm das Genick durch.
    Drei Skorpione stachen nach B aski, doch die hatte sich schon in das kleine Kätzchen verwandelt, flitzte unter den Greifscheren und Bäuchen ihrer verblüfften Gegner hindurch, hüpfte auf Nesrins Teppich und flog damit zu den Mädchen.
    „ Los, Ki! “ Mit einem Sprung landete Nesrin hinter ihrem Dschinn und schnellte steil hinauf in den Himmel. Kiana sprintete zu ihrem Teppich und flog Nesrin hinterher, bis diese in der Luft anhielt und sich zu ihr umdrehte. „Puh, Scheiße, hey! Und ich dachte schon, in Manhattan mit einem Taxi zu fahren wäre stressig.“
    F ür Kianas Geschmack waren sie noch viel zu nah bei den Riesenskorpionen, um anzuhalten. Oder zu scherzen. Oder auch nur zu atmen. „Sollten wir nicht zusehen, dass wir hier wegkommen?“
    „ Bleib locker, Ki!“ Nesrin rückte sich ihre Umhängetasche zurecht, die das Ganze wie durch ein Wunder überstanden hatte. „Die Biester können zwar schnell rennen, aber nicht hochspringen oder gar fliegen. Hier sind wir sicher. Ich will nur sehen, wie viele es sind.“ Vor ihr leckte sich Baski ungerührt das bläuliche Skorpionblut von den Pfoten.
    Widerwillig und doch zwanghaft gebannt blickte Kiana über ihren Teppichrand. Etwa zehn Meter unter und zwanzig Meter hinter ihnen starrten acht - nein, neun - Skorpionkrieger zu ihnen empor. Mittendrin lagen die beiden, die Baski getötet hatte, und der Verletzte mit dem abgebissenen Schwanz. Wie eine höhnische Fahne steckte Kianas Schleier noch immer auf dem Stachel eines der Skorpione, der jedoch zu abgelenkt schien, um sich darum zu kümmern.
    „Es ist ein Spä hertrupp, den wir da bei seiner Tagesruhe gestört haben.“ Nesrin sah hinüber zu Kiana. „Warum wundert es mich nicht, dass du dir von tausend Quadratmeilen Wüste, die dir zum Hinpinkeln zur Verfügung stehen, ausgerechnet den Platz ausgesucht hast, unter dem der Kopf eines schlafenden Skorpionkriegers lag? Irgendwie hast du schon einen Hang zum Chaos. Oder war dir einfach nur langweilig?“
    „Du hast den Rastplatz doch ausgesucht!“, zischte Kiana gekränkt zurück.
    In Nesrins Augen blitzte es ebenso hitzig auf, doch dann siegte ihr ureigener Humor, und ihr typisches Lächeln schlängelte sich durch die Sandschicht auf ihrem Gesicht. „Hast ja Recht, Ki. Bei diesen komischen Sandhügeln hätte ich schon schnallen müssen, dass da was drunter steckt. Aber was soll’s! Den Viechern haben wir’s gezeigt, was?“ Sie hob die flache Hand. „Gib mir fünf, Baby!“
    „Fünf von was soll ich dir g eben?“
    „Deine fünf Finger. Das macht man so im Westen der Trüben Welt. Los, schlag ein!“
    Kiana haute ihre flache Hand gegen die ihrer Freundin und stellte fest, wie fremdartig befriedigend das war.
     
    Majestätisch langsam zog eine Karawane den Horizont

Weitere Kostenlose Bücher