Goldfieber
Tor gelassen zu werden, aber Adolph und Mr. Rammler hatten Wort gehalten. Das Tor war jetzt gut bewacht. Zwar nicht so stark, um einen Trupp Zentauren auszulöschen, aber vermutlich doch stark genug, um diese Schwadron von vornherein zu entmutigen.
Was war aus den Zentauren geworden? Hatten Block und Schrauber sie ihren Kontaktleuten beim Militär gegenüber erwähnt? Oder hatten Mr. Rammler oder Oberst Dajahn es gemacht? Einer sollte es unbedingt tun. Wir durften nicht zulassen, dass irgendwelche bewaffneten Banden die Landschaft unsicher machten.
Ein junger Soldat, der mich an mich selbst erinnerte, vor sechs oder sieben Jahren vielleicht, begleitete mich zum Haus. »Sie sind den ganzen Weg hierher gelaufen?« Er fragte, als könnte er es kaum glauben.
»Sie müssen zur Kavallerie gehören«, antwortete ich.
»Jawohl.«
»Hab ich mir gedacht.«
»Was soll das heißen?«
»Ist nicht persönlich gemeint. Ich mag nur einfach keine Pferde. Ist seit gestern noch etwas Interessantes vorgefallen?« Vermutlich war es besser, das Thema zu wechseln. Kavalleristen sind ziemlich dämlich, was ihre Gäule angeht. Man findet selbst unter tausend von ihnen nicht ein Gramm vernünftige Paranoia, Pferde betreffend.
»Wir haben das Zeltlager bezogen. Aber die großen Tiere waren auch ziemlich beschäftigt. Der Alte ist ziemlich wütend geworden, nachdem er erst mal seinen Stolz heruntergeschluckt hat.«
Sankt Norden hatte sein kleines Miss-Abenteuer breitgetreten? Ich fragte nach.
»Nein, er prahlt nicht damit herum. Aber andere wussten es. Es hat sich schnell herumgesprochen.«
Interessant. Adolph hatte mir erzählt, dass er der einzige Überlebende dieses Hinterhalts wäre. Und ich hätte der Einzige sein sollen, dem er die wahre Geschichte erzählte. »Nur aus Neugier, welche Geschichte haben Sie gehört?«
Seine Geschichte passte zu der, die Adolph erzählt hatte.
Interessant, wirklich interessant.
Warum wollte er, dass es alle wussten? Die meisten von uns ziehen es vor, unsere Demütigungen und Pannen zu verheimliche. Adolph Sankt Norden hatte bisher genau zu dieser Art Mann gepasst. Was war der taktische Vorteil seines unerwarteten Verhaltens?
Oder hatte er sich jemandem anvertraut, der das Geheimnis nicht bewahrt hatte? Oder … Vielleicht hatte ja einer seiner Angreifer die Geschichte weitererzählt.
95. Kapitel
Meine Rückkehr musste für Sankt Norden ein Omen gewesen sein. Eine Viertelstunde, nachdem ich das Haus betreten hatte, befand ich mich allein mit ihm in seinem dämmrig beleuchteten Heiligtum. Seine Miene deutete an, dass er ungewöhnlich interessiert an dem war, was ich ihm zu erzählen hatte. Noch bevor er mich löchern konnte, fragte ich ihn: »Wissen Sie eigentlich, dass jeder Mann hier auf dem Anwesen weiß, was neulich nachts passiert ist? Und zwar nicht die offizielle Version, sondern die, die Sie mir erzählt haben?« Wenn die Männer es wussten, dann musste auch Tama es wissen. Es war vielleicht ein guter Zeitpunkt, um herauszufinden, ob sie sich auch schon eine Meinung dazu gebildet hatte.
Adolphs Augen schienen sich zu verschleiern. »Ich habe es nur Ihnen erzählt«, knurrte er. Er beobachtete mich aufmerksam. Ich wusste nicht, was er erwartete.
»Und ich habe es keiner Menschenseele weitererzählt«, log ich. »Sie sagten, die Männer, die Sie angegriffen haben, sahen aus, als gehörten sie zur Bewegung?«
Sankt Norden knurrte. Er musste mehr darüber nachgedacht haben, als er zugeben wollte. Anscheinend hatte er es sich zu Herzen genommen. Der Junge, der mich zum Haus geführt hatte, hatte mir verraten, dass Adolph sich heute versteckte und niemanden außer Tama zu sich ließ. Und es standen auch keine Leibwächter herum, also war er vielleicht allen gegenüber übermäßig misstrauisch.
»Ich habe Belinda getroffen«, verriet ich ihm. »Sie schwört, dass sie nichts mit dem Angriff zu tun hat und dass sie auch nicht für diese Einladung verantwortlich war. Ich glaube ihr.«
Sankt Nordens Benehmen wurde allmählich ziemlich vulgär. Er grunzte wieder, anscheinend damit beschäftigt, die Möbel in seinem Oberstübchen zurechtzurücken. Meine Worte schienen ihn nicht sonderlich zu überraschen. Schließlich riss er sich zusammen. »Sagen Sie mir, was Sie davon halten«, drängte er mich.
Ich gab einige Ideen zum Besten, die mir während des Spaziergangs von der Stadt hierher durch den Kopf geschossen waren. Adolph hörte mir noch aufmerksamer zu als zuvor. Irgendwie schien
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