Goldfieber
verwenden, die sie aus den kaum eine Tagesreise entfernten Steinbrüchen hätten herankarren lassen können, hatte jemand einen weichen, gelbgrünen Stein geliefert, der Feuchtigkeit aus der Luft aufsog, dunkler wurde, Flecken bekam und schließlich abblätterte, wodurch seine Außenschicht pockennarbig aussah. Auf den Straßen um das Al-Khar stolperte man immer wieder über einen Haufen Schutt.
Und der Mörtel ist noch schlechter als die Steine. Glücklicherweise sind die Mauern wirklich dick.
Doch als ich um eine Ecke bog und das Gefängnis sah, blieb ich erstaunt stehen.
Baugerüste zogen sich an der Mauer entlang. Und das Ausfugen war in vollem Gange. Irgendwelche Chemikalien verliehen dem Gestein eine Verjüngungskur.
Aber selbst der saubere Stein war abgrundtief hässlich.
Wie finanzierten sie diese Aufmöbelung? Bis vor kurzem war in TunFaire so gut wie niemand eingesperrt worden, also hatte man auch niemals Vorkehrungen getroffen, das selten genutzte Gefängnis zu erhalten.
Block hatte vermutlich sogar Hausbesetzer hinauswerfen müssen, als er eingezogen war.
Und jetzt war Oberst Block nicht nur drin, sondern er war auch bereit, mich zu empfangen. Und zwar auf der Stelle.
»Sie sind jetzt ein Bürokrat, Block. Selbst wenn Sie Ihre Augen fünfzehn Jahre lang nicht aufgemacht hätten, sollten Sie eigentlich zu beschäftigt sein, um irgendjemanden ohne einen Termin zu empfangen. Sie werden damit einen Präzedenzfall schaffen. Wohnen Sie wirklich hier? Im Gefängnis?«
»Ich bin ledig. Und ich brauche nicht viel Platz.«
Er wirkte ein wenig traurig und sehr erschöpft. Er hatte politisches Fingerspitzengefühl bewiesen, um die Wache überhaupt auf die Beine stellen zu können, aber vielleicht besaß er nicht das moralische Durchhaltevermögen, um die häufigen Versuche abzuwehren, mit Bestechung die Regeln des Gesetzes zu umgehen.
»Sie sehen heute etwas entspannter aus.« Blocks Unterkunft passte ganz eindeutig nicht zu seiner gesellschaftlichen Stellung. Ebenso wenig wie seine Kleidung. Er hätte eigentlich mit Orden überhäuft sein müssen wie ein Admiral mit einer zweihundertjährigen Dienstzeit, aber es kümmerte ihn einfach nicht.
»Diese Sache mit dem Serienmörder-Zauber, der sich immer wieder erneuerte, hat mir die Liebe des Prinzen eingebracht. Ich bin unantastbar. Fast. Meine zynische Seite versichert mir, dass es daran liegt, dass kein anderer den Job wollte. Denn der ist mit Sicherheit undankbar. Aber es läuft gut. Neue Übeltäter sprießen genauso schnell aus dem Boden, wie wir die alten abernten. Sie sind wie diese Drachenzähne aus den uralten Märchen. Es überrascht mich immer wieder, wie viele Gauner den Krieg überlebt haben.«
Ich zuckte mit den Schultern. Von Drachenzähnen wusste ich nichts.
Block ist ein fähiger, dünner Mann mit kurzem braunem Haar, das bereits ergraut. Er brauchte dringend eine Rasur. Außerdem hätte er einen ausgezeichneten Spion abgegeben, weil an ihm nichts Bemerkenswertes war. Man würde ihn erst dann wahrnehmen, wenn er einem ins Gesicht brüllt. Das erste Mal begegnete ich ihm zu einer Zeit, in der das Gesetz mehr durch die Entgegennahme von Schmiergeldern geehrt wurde als dadurch, ihm Geltung zu verschaffen. Damals redete er genauso schmutzig wie Der Gottverdammte Papagei und hatte die Manieren einer hungrigen Schlange.
Mir war nicht klar, ob mir der neue, manierliche, friedfertige und hingebungsvolle Block angenehmer war als der alte, wütende.
»Früher schienen Sie nie der pflichtbewusste Typ zu sein. Sie haben nur das Nötigste getan, um durchzukommen.«
Ein Schatten verdunkelte sein Gesicht. »Ich habe eine Religion entdeckt, Garrett.«
»Häh?«
»Ich habe Daumen Schrauber nachgegeben und ihn als Vollzeitangestellten akzeptiert. Das war ein großer Fehler. Seine Überzeugung steckt jeden an, der in seine Nähe kommt.«
»Allerdings.« Würde man Daumen Schrauber freie Bahn lassen, wäre selbst das Konzept von Verbrechen am Jahresende ausgemerzt. Er ist ein Ein-Mann-Kreuzzug. Und entsprechend unheimlich.
»Also, was liegt an, Garrett? Sammeln Sie alte Gefälligkeiten ein?«
»Nicht ganz. Ich möchte Ihnen einige Fragen zum RUF stellen. Und ich möchte mit Ihnen über Max Weider sprechen. Jemand versucht ihn unter Druck zu setzen.« Ich brach mit der alten Schlapphut-Tradition und fütterte ihn mit sämtlichen Einzelheiten.
Er blieb skeptisch. »Warum sagen Sie mir das alles?«
An seiner Stelle wäre ich auch misstrauisch. Ich
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