Goldfieber
möglich gemacht hatten, dass das Leben in Garretts Heimstatt wieder normal verlief. Jedenfalls so normal wie möglich in einem Heim, das von einer ganzen Menagerie verseucht ist. Ich erlebte eine gute Woche. Kein einziger Möchtegern-Klient hämmerte gegen meine neue Tür.
Dean hatte dafür gesorgt, dass die Bude wieder respektabel aussah. Eierkopf und Winger hatte den Toten Mann auf seinen hölzernen Thron zurückverfrachtet. Mein Partner hatte sein Abenteuer offenbar glimpflich überstanden. Er sah aus, als wäre er niemals von zu Hause weggewesen. Um einzuschlafen, war er viel zu aufgekratzt. Strategisch gesehen wäre jetzt der ideale Zeitpunkt gewesen, einen neuen schweren Fall anzunehmen. Der Knochensack war zu allem bereit, bei dem er glänzen konnte. Der einzige Wermutstropfen war, dass er nicht aufhören wollte, sich darüber zu beschweren, dass man ihn in diesen Bottich gestopft hatte. Dabei überging er geflissentlich die Tatsache, dass dieser Plan sein eigenes Hirngespinst gewesen war. Ich hatte weder etwas mit der Planung noch mit der Ausführung zu tun gehabt und auch erst spät und auf höchst zweideutige Art erfahren, dass er vorhatte, zum Abschlussball zu kommen.
Dean meckerte noch mehr als der Tote Mann. Ihm hatte es keinen Spaß gemacht, auszuziehen, auch wenn es nur zum Schein war. Er weigerte sich, die Erklärung zu akzeptieren. Und sorgte dafür, dass ich sein Unglück spürte.
Glücklicherweise kam Tinnie ab und zu vorbei, um ihm beim Saubermachen zu helfen und ihn aufzumuntern und ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, einfach nur deshalb, weil es ihn gab. Ihre Besuche brachten mir große Linderung.
Ich begann wieder meine Gespräche mit Eleanor. Ich entsetzte Mrs. Cardonlos, als ich ihr steckte, ich wüsste, dass sie eine Informelle Mitarbeiterin der Geheimpolizei wäre. Aber das würde mir nichts ausmachen. Ich bin jetzt davon überzeugt, dass Schrauber sie unter dem Daumen hat. Aber das stört mich nicht. Dass ich ihr gesagt habe, ich wüsste, dass sie eine Spionin wäre, hat sie vertrieben. Anscheinend legt sie keinen Wert darauf, dass meine weniger toleranten Nachbarn es spitzkriegen.
Und zu meinem vollkommenen und ewigen Erstaunen haben alle, die mich engagiert haben, sämtliche Honorare und Spesen bezahlt, die ich gefordert hatte. Ich war so verblüfft, weil es so wenig Feilschereien gab. Selbst Adolph Sankt Norden erstaunte mich, weil er nicht jedem Kupferstück nachtrauerte, das er mir herüberschieben musste. Ich hatte ganz deutlich den Eindruck, dass er sich so schnell wie möglich von meiner Gegenwart freikaufen wollte.
Trotz all der guten Nachrichten war mein Leben nicht befriedigend. Viele Leute waren verletzt worden, und nur wenige von ihnen hatten es verdient. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass ich mehr hätte tun können, um das Böse in Schach zu halten.
Manchmal macht das Leben keinen Sinn, aber man kann es trotzdem nicht einfach aufgeben. Man muss weitermarschieren. Vermutlich kann man nicht gewinnen, aber wenn man den Kampf aufgibt, dann windet sich die Finsternis herein und verschluckt alles. Aber andererseits wird man müde, wenn man ständig für das Gute kämpft. Block, Schrauber, ja selbst ich, wir alle fühlen uns ausgebrannt, wie die Esse, wenn der Stahl geschmiedet und keine Glut mehr da ist.
108. Kapitel
Ich war entspannt. Mir war wohl zu Mute. Es wurde Zeit, mit dem Alten Lachsack eine Rückschau vorzunehmen. Er hatte den schlimmsten Verdruss überwunden, der ihn immer dann packte, wenn er darüber lamentierte, wie unfair es war, dass alle alles genau so machten, wie er es vorhergesagt hatte.
Ich strolchte über den Flur. Kapitän Krummschnabel übte gerade seine neuen Texte, mit denen er Meuterei oder Unheil auslösen wollte. Ich hatte kaum das Zimmer Ihro Gnaden betreten, als ich auch schon gewahr wurde, dass er keineswegs schlief. »Können wir jetzt reden? Du hast eine Woche Zeit gehabt. Das sollte reichen, um alles zu überdenken.«
Er sagte nicht nein.
»Dieser Alte bei Weiders neulich. Das war wirklich Glanz Großmond, hab ich Recht?«
Ja.
»Er war eine ziemliche Enttäuschung, was?«
Allerdings. Die Zeit ist wie eh und je der größte Übeltäter.
Ich wartete. Aber er fügte nichts hinzu. Also musste ich ihn fragen. »Welchen miesen Trick hat die Zeit dir gespielt?«
Die Zeit verursacht Veränderung. Aus dem heißblütigen Idealisten vergangener Jahre hat sie einen kaltblütigen, zynischen, machtgierigen
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