Goldfieber
habe?«
»Ja.« Meine andere Frage beantwortete sie nicht einmal. »Garrett, was zum Teufel geht hier vor? Warum will jemand Todd kidnappen?«
»Es ergibt keinen Sinn, gut. Wir sollten diesen Clown zusammenschnüren. Ausquetschen können wir ihn später.« Ich wollte die anderen jagen.
Ich bin eben kein Mathematik-Genie. Was wohl auf der Hand lag. Da oben warteten noch mindestens zwei oder drei von den anderen, und außerdem war Zauberei im Spiel. Diesen Faktor sollte ich nicht vergessen.
»Womit soll ich ihn verschnüren?«, fragte Alyx. Da hatte sie Recht. Es hing nirgendwo kein Stück Schnur von einem handlichen Haken herunter.
»Gut. Ich such oben etwas. Gib ihm noch eins über den Schädel, wenn er sich bewegt.« Ich brachte im Moment wenig Mitgefühl für Mr. Jerry Stockfisch auf.
Zögernd betrat ich den dritten Stock. Mittlerweile hatte ich die mathematische Seite meiner Unternehmung überdacht. Es dürfte selbst einer Bande von niederen Angestellten nicht schwer fallen, einen einzelnen Marine zusammenzuschlagen, vor allem, wenn er seit seinen ruhmreichen Tagen etwas aus der Übung gekommen war.
Die Angestellten schienen ihre einmalige Chance jedoch nicht mit ebensolcher Klarheit erkennen zu können. Von ihnen war nichts mehr zu sehen. Im dritten Stock war es so ruhig wie in einer Krypta.
Das war mein erster Besuch hier seit Jahren. Die Weider-Sprösslinge und einige Diener hatten hier gewohnt. Suiten für Erstere und Rattenlöcher für Letztere. Eine Tür stand einen Spalt offen. Ich näherte mich ihr behutsam. Musste am Alter liegen. Es machte mich vorsichtig.
Ich vermisste den guten alten Morpheus Ahrm. Wenn ich mich in eine gefährliche Situation begab, befand sich Morpheus normalerweise immer direkt hinter mir. Oder manchmal sogar vor mir, wenn ihn gerade das Elfenfell juckte. Aber auch er veränderte sich. Vielleicht würde er sogar legal werden, so richtig legal, und von der Unterwelt Abstand nehmen. Er schien sich Sorgen zu machen, dass er allmählich zu alt wurde, um noch länger mithalten zu können.
Niemand sprang mich an, als ich mich durch die Tür zwängte. Die bösen Buben waren offenbar woanders, kümmerten sich um ihre Angelegenheiten und lachten sich halb tot, weil sie mich hustend in ihrem Staub zurückgelassen hatten.
Das war Todds Zimmer. Es gab nur wenig Möbel. Eine Auswahl von Lederriemen hing an einigen Haken neben der Tür, für den Fall, dass Todd zu lebhaft wurde.
Die Luft war so dick, dass es mich würgte.
Vielleicht sollten sie Todd in eine andere Umgebung bringen. Irgendwas Ländliches oder Waldiges. Ich fragte mich, warum es mich überhaupt kümmerte, was mit dieser Welt geschah, in der eine einzige, endlose, trübselige Jahreszeit herrschte, die nur durch Schmerz und Tod geprägt war. Ich hielt den Atem an und wuchtete mich nach draußen, wo wenigstens die Luft besser war.
Ich stand keuchend im Flur, während sich mein Kopf langsam klärte. Es verwunderte mich, dass ein Raum so vom Wahnsinn seines Bewohners verseucht werden konnte. Oder war es anders herum? Hatte dieser Raum Todd erschaffen? Konnte es an dieser erstickenden Luft liegen?
Jemand kam von der Haupttreppe den Flur hoch, sah mich und ging in Deckung. Ich sah nur einen Fetzen roter Kleidung verschwinden. Ich versuchte zwar, hinterher zu stürmen, aber plötzlich lähmte mich ein schrecklicher Anfall von Lethargie. Ich brauchte schon einen doppelten Schuss Ehrgeiz, um nur weiterzuatmen.
Als ich schließlich ankam, war nichts Rotes mehr zu sehen. Natürlich nicht.
Ich durchsuchte die anderen Räume und Suiten, aber ich fand nichts Interessantes.
Wo steckte Alyx? Ich hatte eigentlich erwartet, dass sie trotz meiner Ermahnung längst wieder aufgetaucht wäre.
35. Kapitel
Als sich der Nebel der Depression langsam hob, wurde ich unruhiger. Ich ging zur Treppe zurück.
Man wird selten enttäuscht, wenn man immer nur das Schlimmste erwartet. Aber manchmal wird man angenehm überrascht.
Leider war das diesmal nicht der Fall.
Alyx war bewusstlos. Jemand hatte ihr auf den Kopf geschlagen und stürmte vernehmlich die Treppe hinunter. Mr. Jerry Stockfisch war nicht mehr zu sehen. Todd Weider war ebenfalls weg. Jemand hatte sich darangemacht, Alyx auszupacken, bevor ich aufgetaucht war. Das war nun ein Unterfangen, das kein einigermaßen heißblütiger karentinischer Jüngling verachten würde, aber ich würde eine Treppe nicht unbedingt für den romantischsten Ort dafür halten. Und bewusstlose
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