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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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schweigen von den Hochwohlgeborenen, die er und Block beeindrucken wollten. Vielleicht wusste ich ja wirklich nicht mehr, was hier lief.
    Als wir ankamen, wurde sofort klar, dass die Wache beide beeindruckt hatte, die Ansässigen und die Zuschauer. Sie hatten bereits ein Dutzend Gauner in Ketten gelegt, aber keiner davon war vom Kaliber eines Beutler oder Sattler.
    Ich erwartete Regierungstruppen in Divisionsstärke oder so was. Aber Schrauber hatte nur ein Dutzend Leute von der Wache mitgebracht, so viele, wie er auch woanders für einen solchen Auftrag eingesetzt hätte. Die Zuschauer waren den Gesetzeshütern zahlenmäßig sogar überlegen, als wir ankamen. Block stellte mich vor. Ich kannte einige Zeugen, wenn auch nicht besonders gut. In meinem Beruf lernt man eine Menge Leute kennen. Einige sind einem wohl gesonnen, andere nicht. Einigen tritt man unausweichlich auf die Zehen, wenn man versucht, seinen Job zu tun.
    Ich war eindeutig overdressed. Selbst der schlimmste Geck zeigte kein bisschen Spitze. Sie waren alle schmutzig.
    Ich trennte mich von den Figuren und ging zu Schrauber. Mürrische Kinder betrachteten ihn aus sicherer Entfernung. Sie waren genauso freundlich wie wilde Katzen und warteten nur darauf, ihren angeketteten Freunden zu Hilfe zu kommen. Vielleicht wollten sie aber auch nur jemanden aus einer rivalisierenden Bande umbringen. Sie waren schmutzig. Und keiner trug etwas Schickeres als einen Lendenschurz. Einige verfügten nicht einmal über so viel Eleganz.
    Bei den sanitären Einrichtungen des Slums ist die Ausnahme häufiger als die Regel. Das Viertel verfügt nicht einmal über die rudimentären Abwasserkanäle, die man sonst überall findet. Es gab kaum Straßen, wie wir sie kennen, sondern einfach nur schmale Flächen, auf denen zufällig keine Häuser stehen. Der Slum hat sein besonderes Aroma – und davon eine ganze Menge!
    »Glauben Sie, dass Beutler und Sattler wissen, was hier vorgeht?«
    Schrauber sah seine Gefangenen an und dann mich, als hätte er plötzlich festgestellt, dass ich geistig zurückgeblieben war. »Wahrscheinlich. Wir haben viel zu lange hier herumgestanden und darauf gewartet, dass wir endlich anfangen können.«
    »Es tut mir Leid. Aber …«
    »Ich weiß, dass dies ein harter Schlag für Sie wird. Aber so wichtig Sie auch sind, wir haben nicht auf Sie gewartet.«
    »Ich bin am Boden zerstört. Also, wer ist das Hemmnis?«
    »Ein schneidiger junger Edelmann, ein Zauberer, der den Titel Pirscher Traumalp trägt. Oder vielleicht auch Albtraum Pirscher. Er wollte unbedingt dabei sein. Solchen Leuten können wir schlecht etwas abschlagen. Er sollte bereits vor einigen Stunden hier sein. Offenbar hat man ihn bei seiner Ausbildung nicht gelehrt, auf die Zeit zu achten.«
    Schraubers Sarkasmus war ziemlich gewagt. Ich fing langsam an zu glauben, dass der Mann einfach keinen Verstand hatte. In TunFaire hielten wir unsere Meinungen über die Damen und Herren des Hügels weise zurück. Sie können einem erheblich Schlimmeres antun, als einen in einen Frosch zu verwandeln, wenn man sie verärgert.
    »Ups!«
    »Was denn?«, fragte Schrauber.
    »Ich habe meinen Vogel vergessen.«
    »Dann holen Sie doch rasch das Primadonna-Huhn!«
    »Zu spät. Ich muss mich wohl allein amüsieren.« Ich vermisste diese angemalte Krähe kein bisschen.
    Schraubers Mann Narzisus kam auf uns zu. Ein Kind von ungefähr vierzehn Jahren schoss aus einem Spalt zwischen zwei Gebäuden. Es hatte ein rostiges Messer in der ausgestreckten Hand. Ich kannte die Taktik. Es wollte einfach nur stehlen, bevor sein Opfer reagieren konnte. So etwas passierte jeden Tag irgendwo in TunFaire, obwohl diese Taschendiebe gewöhnlich viel versprechendere Ziele auswählen. Das Kind musste offenbar eine bestimmte Zahl von Versuchen vorweisen können.
    Seine Kumpel wollten schon jubeln, als Narzisus gelassen zur Seite trat, das lange Haar des Diebes schnappte und es mit einem Messer absäbelte, das plötzlich wie durch Zauberei in seiner Hand erschien. Der wimmernde Junge brach mitten im Schlamm zusammen. Narzisus ging weiter, als hätte er einfach nur im Vorbeigehen einen Käfer zertreten.
    Kaltherzige Demonstrationen dieser Art hatten der neuen Wache ihren gefürchteten Ruf eingebracht.
    Sie waren wirklich widerlich, diese neuen Wächter.
    Das sind Fanatiker ja so oft.
    »Traumalp ist hier«, verkündete Narzisus. »Was für ein Idiot. Er beschwert sich schon jetzt darüber, dass wir seine wertvolle Zeit

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