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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Aguilar an und forderte ihn durch herrische Gesten auf, ihr zu übersetzen, was ich eben gesagt hatte. Noch während der Tätowierte vor sich hin murmelte, begann sie, seine Worte auf Nahuatl zu wiederholen. Und nachdem sie damit fertig geworden war, starrten auch sie und Carapitzli mich an.
    »Er hat recht!«, brach es schließlich aus Portocarrero heraus. »Der verdammte Milchbart hat mitten ins schwarze Teufelsherz getroffen – stimmt’s, Hernán?«
    Auch Sandoval und Alvarado machten ihrer Erregung durch Ausrufe Luft, doch unser Herr schenkte ihnen keine Beachtung. Sein Blick ruhte auf mir, und während er mich schweigend anschaute, versuchte ich erneut zu ergründen, was er mit alledem bezweckte.
    Was unter den Männern geredet wurde, hätte er sich auch ohne meine Späherdienste leicht zusammenreimen können. Und Montejo und Morla hatte er gewiss nicht deshalb an der gestrigen Unterredung teilnehmen lassen, weil er eine Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten herbeiführen wollte, die für ihn gleichermaßen unannehmbar waren. Cortés wollte nicht als Haziendero, als Ratsherr oder Bürgermeister einer neu gegründeten Stadt am Rand des Totonakenreichs enden und ebenso wenig wollte er unverrichteter Dinge nach Kuba zurückkehren. Aber warum legte er solchen Wert darauf, aus meinem Mund ausgesprochen zu hören, was er selbst im Geheimen plante?
    Vielleicht liegt in dieser Frage schon ein Teil der Antwort beschlossen, sagte ich mir dann. Gegenüber den Abgesandten Montezumas hat Cortés immer beteuert, dass er nach Tenochtitlankommen werde, um persönlich mit dem Aztekenherrscher zu sprechen. Aber anscheinend hat er es bisher nicht einmal vor seinen engsten Vertrauten gewagt, sich allen Ernstes zu diesem irrsinnig scheinenden Plan zu bekennen. Aus Angst, dass selbst der tollkühne Sandoval ihm sonst von der Fahne gehen könnte oder dass der durchtriebene Alvarado ihn eines Tages vor einem spanischen Gericht des Hochverrats bezichtigen würde, um seinen eigenen Hals zu retten. Deshalb hatte Cortés stattdessen mich dazu gebracht, diesen Stein ins Wasser zu werfen – so konnte er nun in aller Ruhe zuschauen, was die anderen davon hielten. Und seine Verblüffung zeigte mir, dass ich meine Aufgabe sogar noch besser erfüllt hatte, als er es erwartet hatte.
    »Nun, darüber werde ich nachdenken«, wiegelte er ab, »wenn Teudile mir tatsächlich eine Einladung seines Königs überbringen sollte. Aber ich gebe dir recht, Orteguilla«, fügte er hinzu, »das würde wirklich manches ändern.«
    Er wirkte nun ungemein zufrieden, aber irgendetwas an ihm beunruhigte mich dennoch. Ich versuchte, mir darüber klar zu werden, was es war. Sein Blick ruhte nicht auf mir, oder jedenfalls nicht allein auf mir – er schaute gleichzeitig Carapitzli an, und als ich rasch zu ihr hinübersah, fuhr ich regelrecht zusammen.
    Sie starrte mich vollkommen fassungslos an. So entgeistert und zerquält sah sie aus, dass ich in diesem Moment durch ihre weit aufgerissenen Augen bis auf den Grund ihres Herzens schauen konnte.
    Carlita ist keine Händlerstochter aus Texcoco, das wurde mir schlagartig klar. Sie stammt aus Tenochtitlan, wie Malinali vermutet hat – und die bloße Möglichkeit, dass sie mit uns dorthin zurückkehren müsste, schien sie fast zu Tode zu erschrecken.
    Ich spürte Cortés’ Blick auf Carapitzli und mir, schwer wie eine Hand. Und nun kannte ich auch eine zweite Antwort auf meine Frage: Unser Herr wollte herausfinden, wie Carapitzli reagierenwürde. Ihr Erschrecken hatte ihm genauso wie mir selbst verraten, dass sie irgendetwas über Tenochtitlan und Montezuma weiß, das für uns höchstwahrscheinlich von großem Nutzen ist.
- 9 -
    Der Ostermontag neigte sich bereits, als der Tributeintreiber Teudile wieder in unserem Lager erschien. Wie beim letzten Zusammentreffen empfing ihn Cortés bei den Goldtischen im Freien. In Scharen waren unsere Männer herbeigeströmt und standen und hockten in einem großen Kreis um uns herum.
    Der Tributeintreiber trug einen noch prächtigeren Umhang und auf dem Kopf einen noch höher aufgetürmten Kopfschmuck als bei seinen vorherigen Besuchen. Er fiel vor Cortés auf die Knie und küsste den Boden. Unser Herr tat es ihm gleich und verharrte noch in dieser Haltung, als Teudile bereits wieder aufrecht stand.
    »Der Große Montezuma hat Eure Geschenke und Grußworte erhalten«, erklärte der Azteke. »Er lässt Euch seinen aufrichtigen Dank ausrichten und hat mir befohlen, Euch weitere

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