Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
Vom Netzwerk:
bekräftigt durch ein weiteres Zeichen, dass Ihr der wiedergekehrte Quetzalcoatl seid – so wird Euchder Große Montezuma mit Freuden alles zu Füßen legen, was Ihr begehrt!«
    Cortés warf erst Alvarado, dann Malinali einen raschen Blick zu. Beide nickten, und mir ging durch den Kopf, dass Malinali nun offenbar auch zu den Vertrauten unseres Herrn gehörte.
    »Wird mich Montezuma dann auch in seinem Palast empfangen?«, fragte Cortés.
    »Gebt uns ein Zeichen, Herr!«, wiederholte Teudile. »Befreit uns von jedem Zweifel, dass ihr der wiedergekehrte Quetzalcoatl seid, und Montezuma wird alles für Euch öffnen – seine Stadt, seinen Palast und sein Herz!«
    Cortés neigte zustimmend seinen Kopf. Die beiden Diener, die die Kleidungsstücke herbeigetragen hatten, traten aufs Neue vor und nahmen ihm seinen Hut und seinen schwarzen Samttalar ab. Der eine hob den Umhang aus roten Vogelfedern auf, der andere den ebenso rot gefiederten Kopfschmuck. Sie kleideten Cortés damit ein und währenddessen erklärte uns Malinali, dass diese Kleidungsstücke aus den unermesslich kostbaren Federn des Quetzalvogels gefertigt worden seien.
    Unser Herr ähnelte nun wahrhaftig einem prächtigen Riesenvogel.
    »Edler Herr!«, rief Teudile und warf sich vor ihm zu Boden. »Ein Zeichen noch, ein einziges Zeichen – ich flehe Euch an!«
    Cortés beugte sich mit wehendem Federschmuck zu Sandoval hinüber und flüsterte ihm etwas zu. Hinter einem der Tische lagen noch die Säcke aufgestapelt, in denen unsere minderwertigen Tauschgaben für den Goldhandel aufbewahrt wurden. Ich beobachtete, wie Sandoval in einem dieser unansehnlichen Säcke herumzukramen begann, und mich beschlich ein ungutes Gefühl. Sie wollten dem Tributeintreiber doch hoffentlich nicht irgendwelchen »Klimperkram« präsentieren – als angeblichen Beweis, dass unser Herr der wiedergekehrte Götze Quetzalcoatl war?
    Schließlich zog der »Tollkühne« einen funkelnden Gegenstand aus dem Sack hervor und reichte ihn an Cortés weiter. Zumindest handelte es sich nicht um eine Handvoll wertloser Glasperlen, sondern um einen vergoldeten Helm, wie ihn unsere Männer zu feierlichen Anlässen tragen. Allerdings war die goldene Beschichtung stellenweise abgeblättert und das Eisenblech darunter von Rost zernagt.
    In seinem Federkleid beugte sich Cortés über die goldene Kalenderscheibe hinweg und reichte Teudile den Helm. »Diese Kopfbedeckung bringe deinem König!«, sagte er. »Montezuma soll ihn bis zum Rand mit Goldstaub füllen und mir wieder überreichen, wenn er mich vor seinem Stadttor empfängt.«
    Der Tributeintreiber nahm den Helm in Empfang und drehte ihn in seinen Händen hin und her. Er schien wenig begeistert von diesem Gegengeschenk. Selbst der kleinste und bescheidenste der goldenen Gegenstände aus seiner Kiste war um ein Vielfaches wertvoller als die rostige Kopfbedeckung, die Sandoval hervorgekramt hatte.
    Wieder einmal versuchte ich verzweifelt zu erraten, was unser Herr eigentlich im Schilde führte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien auch Teudile unsere Gegengabe eher als Verspottung anzusehen – und als Beweis, dass Cortés ein wiedergekehrter Aztekengötze sei, taugte ein spanischer Paradehelm sowieso nicht. Die Aufforderung, den Helm auch noch mit Gold gefüllt zurückzuerstatten, musste in seinen Ohren vollends wie Hohn klingen.
    Er wandte sich zu den beiden Dienern um, die Cortés in die roten Gewänder gekleidet hatten. Sie redeten halblaut auf ihn ein, beide wirkten aufgewühlt. An den ehrfürchtigen Gebärden, mit denen sich Teudile ihr Gemurmel anhörte, erkannte ich, dass es keine gewöhnlichen Diener, sondern so etwas wie Priester oder Gelehrte waren. Offenbar sollten sie ihm helfen herauszufinden, ob Cortés tatsächlich der wiedergekehrte Quetzalcoatl war. Undihre entgeisterten Blicke verrieten mir, dass unser rostiger Goldhelm die Ursache ihrer Verwirrung war.
    »Wer seid Ihr, Herr?«, wandte sich Teudile mit bebender Stimme an Cortés. »Einen Helm wie diesen hier trägt nicht der friedliebende Quetzalcoatl – sondern Huitzilopochtli, unser mächtiger Kriegs- und Sonnengott!«
    Der Helm fiel ihm beinahe aus der Hand, so sehr zitterten seine Finger. Mit untertänigen Gebärden, doch ohne Cortés um seine Zustimmung zu bitten, kamen die beiden gelehrten Diener neuerlich herbei und nahmen ihm den Umhang und den Kopfschmuck wieder ab. Unser Herr ließ es regungslos geschehen.
    »Bleibt an diesem Ort, bärtiger Fremder!«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher