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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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deinem König aus«, antwortete er, »dass ich ihn bald schon in seinem Palast besuchen werde.«
- 8 -
    Nach dieser Unterredung brodelte es bei uns im Lager genauso wie auf sämtlichen elf Schiffen. Unter den fünfhundertfünfzig freien Männern, die Cortés bis hierher gefolgt waren, bildeten die Gefolgsleute von Gouverneur Velazquez nur eine kleine Minderheit. Doch zu ihr gehörten so einflussreiche Hauptleute wie die Kapitäne Montejo, Morla und Diego de Ordas.
    Auf Geheiß unseres Herrn trieb ich mich den halben Ostermontag über im Lager und auf den Schiffen herum und versuchte herauszufinden, was geredet wurde. Carapitzli war fast immer bei mir und die Männer glotzten sich die Augen nach ihr aus. Auf diese Weise vergaßen sie hoffentlich, sich darüber zu wundern, dass wir überall dort auftauchten, wo gerade über den weiteren Fortgang unserer Expedition gemurrt und gemunkelt wurde.
    Am frühen Nachmittag erstattete ich Cortés schließlich Bericht. Wieder einmal war ein heftiger Regenguss niedergegangen.Ein Wolkenbruch in dieser Gegend ist etwas völlig anderes als das stärkste Unwetter in Spanien. Wasser stürzt wie in Flutwellen vom Himmel, man vermag kaum mehr Luft zu holen und in Minutenschnelle ist alles knöcheltief überschwemmt. Nebel wallt auf, so dicht, dass man keine zwei Schritte weit sehen kann. Doch unsere Hütten, die Teudiles Diener scheinbar so flüchtig errichtet hatten, hielten selbst tosenden Regengüssen stand.
    Wir trafen in der großen Rundhütte zusammen, die für Cortés in der Mitte des Lagers erbaut worden war. Wiederum waren Alvarado, Sandoval und Portocarrero zugegen, außerdem Malinali und der Tätowierte. Um die Hütte herum hatte Sandoval zwanzig seiner treuesten Männer postiert, die ungebetene Zuhörer fernhalten sollten.
    »Das war ein kluger Schachzug, Hernán«, lobte Alvarado gerade, als Carapitzli und ich eintraten, »Morla und Montejo mit anhören zu lassen, wie der Häuptling uns anbot, hier eine Siedlung zu erbauen.« Er setzte sein verschlagenstes Grinsen auf und nickte Cortés zu.
    Unser Herr und seine drei Vertrauten thronten auf Stühlen, die anderen hockten am Boden. Cortés machte mir ein Zeichen und ich setzte mich auf die Flechtmatte ihm und Malinali gegenüber. Carlita kauerte sich neben mich und schaute sich neugierig um. Wenn ich nicht gerade heimlich die Gespräche unserer Männer belauschte, hatten sie und ich unermüdlich auf Gegenstände in unserer Nähe gezeigt und einander erklärt, wie diese Dinge auf Spanisch oder Nahuatl heißen. Strand, Meer, Segel, Ruder. Möwe, Angel, Fisch, Köder. Bart, Bauch, Messer, Schwert. Mir brummte der Kopf von den vielen fremdländischen Wörtern und von dem spanischen Stimmengewirr, dem ich Stunde um Stunde verstohlen gelauscht hatte.
    Ich bezweifelte nicht im Mindesten, dass Cortés einen ausgeklügelten Plan verfolgt hatte, als er Morla und Montejo an jener Unterredung teilnehmen ließ. Aber ich hatte mir vergeblich denKopf darüber zerbrochen, was er sich von diesem »Schachzug« versprach. Außer Unruhe und Unmut unter unseren Männern hatte es ihm meiner Ansicht nach nichts eingebracht.
    »Berichte mir, Orteguilla«, sagte Cortés. »Worüber reden sie?«
    Aller Augen richteten sich auf mich. Ich schaute kurz auf den Boden vor mir, um mich zu sammeln. »Was Sturmbezwinger Euch gestern angeboten hat, Herr«, begann ich, »hat sich auf allen unseren Schiffen herumgesprochen. Die Männer sind aufgewühlt und uneins. Einige sagen, wir hätten unsere Mission längst erfüllt und sollten so schnell wie möglich nach Kuba zurückkehren. Wir hätten herausgefunden, dass es in diesem Land sehr viel Gold und andere Reichtümer gibt, sagen sie, und nun sei es Eure Pflicht, Gouverneur Velazquez Bericht zu erstatten.«
    Ich unterbrach mich und versuchte, von Cortés’ Gesicht abzulesen, wie er diese Nachrichten aufnahm. Doch wie beinahe immer war seine Miene vollkommen ausdruckslos.
    »Weiter«, sagte er nur. »Berichte alles, was du in Erfahrung gebracht hast. Und vergiss nicht hinzuzufügen, wie du selbst die Sache einschätzt.«
    Mir stockte der Atem vor Schreck über diesen zusätzlichen Befehl, doch glücklicherweise stieß mich Carapitzli von der Seite an. Ihuiyohuia. Atmen.
    »Der Steuermann Cermeno gehört zu diesen Unzufriedenen«, fuhr ich fort, »ebenso Escobar, der früher Page bei Gouverneur Velazquez war. Sie berufen sich vor allem auf die Kapitäne Morla, Montejo und Ordas, und sie behaupten, Euch sei von

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