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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Velazquez untersagt worden, Land zu besiedeln oder gar zu erobern. Sie glauben, dass der Gouverneur nach unserer Rückkehr unverzüglich eine weitere Expedition ausrüsten und sich persönlich an ihre Spitze setzen werde. Angeblich will er sich zum Vizekönig der neu entdeckten Länder krönen lassen, während Ihr selbst, Herr …«
    Ich unterbrach mich erneut und biss mir auf die Unterlippe.
    »Während ich selbst …?«, wiederholte Cortés. »Sprich nur weiter, Orteguilla!«
    Ich starrte ihn an und meine Augen begannen zu brennen. »Euch, Herr, sagen sie, komme diese Ehre nicht zu!«, stieß ich hervor. »Ihr wärt nur ein kleiner Hidalgo, ein Emporkömmling, der es mit Glück zu einem Vermögen gebracht habe – Velazquez dagegen sei ein Ritter von altem Adel und habe im Kampf gegen die Mauren und als Gefolgsmann des großen Christoph Kolumbus unsterbliche Verdienste angehäuft.«
    Ich verstummte erneut und Sandoval und Alvarado brachen in schallendes Gelächter aus. »Vor allem hat er Unmengen Gold angehäuft, der verfluchte Räuber!«, brüllte Portocarrero.
    Cortés jedoch schien weiterhin ungerührt. »Wie viele Männer sind es ungefähr«, wollte er von mir wissen, »die diese Meinung teilen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Von den etwa zweihundertfünfzig Männern, die ich heute wild durcheinanderreden hörte, vielleicht ein Zehntel oder wenig mehr«, antwortete ich. »Alle anderen sagen, sie seien schließlich hierhergekommen, um reich zu werden. In diesem Land gebe es offenbar unermessliche Mengen an Gold und der Boden sei fruchtbarer als irgendwo in Spanien. Die Gelegenheit, hier eine Siedlung zu gründen, bestehe jetzt – und später wohl niemals mehr. Wenn wir nun abzögen, hätten die Azteken reichlich Zeit, sich für unsere Rückkehr zu wappnen. Wenn wir aber jetzt eine Stadt erbauten und mit hohen Mauern umwallten, dann besäßen wir einen uneinnehmbaren Stützpunkt, der große Mengen weiterer Siedler aus Spanien aufnehmen könne. Und aus diesen Gründen, so sagen die meisten Eurer Männer«, schloss ich, »sollten wir das Angebot der Totonaken annehmen. Gouverneur Velazquez und unser König Karl würden schon erkennen, dass wir auf diese Weise zum Besten unseres Landes und des Heiligen Vaters gehandelt hätten.«
    »Amen!«, schrie Portocarrero. »Das ist doch beides Teufelsdreck! Wer zur Hölle will schon bei diesen stinkenden Wilden hier als Ackerbauer leben? Und schon gar nicht sind wir hergekommen, um mit zwei lausigen Truhen voller Gold wieder abzuhauen – das bedeutet für jeden von uns gerade mal eine Handvoll gelber Köttel!«
    Sandoval legte ihm eine Hand auf den Arm und der »Dröhnende« schrie noch ein paar Atemzüge lang weiter und verstummte dann.
    »Und nun deine Einschätzung, Orteguilla!«, befahl Cortés. »Sollten wir tun, was Velazquez’ Gefolgsleute fordern – oder eine Siedlung errichten, wie es die Mehrheit meiner Männer will?«
    Ich schaute erneut zu Boden und schluckte krampfhaft. Warum verlangte Cortés von mir, dass ich vor aller Ohren in einer so heiklen Frage Stellung bezog? Er selbst wollte weder das eine noch das andere, da war ich mir sicher. Aber er erwartete doch nicht etwa, dass ich an seiner Stelle aussprach, was niemand außer ihm bisher auch nur zu denken wagte: dass wir einfach weiter und weiter marschieren sollten, bis ins goldene Herz des Aztekenreichs?
    Rasch schaute ich zu Carapitzli, die neben mir auf der Matte kauerte. Sie lächelte mich an und berührte mit ihrem Zeigefinger ganz kurz meine Hand.
    »Bitte lacht mich nicht aus, Herr«, sagte ich. »Ich bin nur ein Junge und in der Erforschung neuer Welten vollkommen unerfahren. Aber Montezumas Gesandte haben uns doch mitgeteilt, dass ihr König noch mit sich ringt, ob und in welcher Weise er Euch in seiner Hauptstadt empfangen soll. Und gewiss würden es doch weder Gouverneur Velazquez noch König Karl gutheißen, wenn Ihr unter diesen Umständen einfach wieder abreisen würdet, ohne Montezumas Entscheidung abzuwarten. Ihr würdet ihn dadurch nur verärgern, und wer auch immer eine weitere Expedition hierher anführen würde – er müsste den Zorn und dieFeindseligkeit büßen, die Ihr, Herr, durch Eure übereilte Abreise im Herzen des Aztekenherrschers entfacht hättet.«
    Alvarado, Sandoval und Portocarrero starrten mich an, als ob irgendjemand von uns den Verstand verloren hätte, entweder sie oder ich. Auch Cortés sah verblüfft aus, jedenfalls für seine Verhältnisse. Malinali stieß

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