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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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frei.
    Sie gab ihm keine Möglichkeit, ihren Paß zu sehen. Sobald der Wagen hielt, sagte sie etwas von »sich zurechtmachen« und verschwand bei den »Damen«. Bond hatte die Kontrolle schon passiert und hatte gerade mit dem Triptik zu tun, als sie mit ihrem bereits gestempelten Paß erschien. Beim Schweizer Zoll mußte sie plötzlich etwas aus ihrem Koffer holen, und Bond fand keine Zeit, ihren Bluff aufzudecken.
    Er beeilte sich, Genf zu erreichen, und fuhr dort vor dem imposanten Eingang des Bergues vor. Der Gepäckträger nahm ihren Koffer und die Golfschläger. Vor der Tür reichte sie Bond die Hand:
    »Adieu.« Die aufrichtigen blauen Augen blieben ungerührt. »Und vielen Dank noch, Sie fahren großartig!« Der Mund lächelte. »Kaum zu glauben, daß Sie in Macon den falschen Gang erwischt haben!«
    Bond zuckte die Achseln. »Passiert nicht oft, aber diesmal bin ich froh darüber. Wenn ich meine Sache erledigt habe, könnten wir uns vielleicht wiedersehen.«
    »Das wäre nett.« Ihre Stimme verriet das Gegenteil. Sie wandte sich um und schritt durch die Drehtür.
    Bond eilte zu seinem Wagen. Zum Teufel mit ihr! Jetzt nichts wie Goldfinger nach und dann zu dem kleinen Büro auf dem Quai Wilson! Er drehte am »Homer« und wartete zwei Minuten. Goldfinger war in der Nähe, entfernte sich aber. Entweder folgte er dem linken oder dem rechten Seeufer. Dem Ton nach war er mindestens einen Kilometer außerhalb der Stadt. Aber wo? Links, auf dem Weg nach Lausanne? Rechts, nach Evian? Doch der D.B.III war schon auf der Straße nach links. Bond beschloß, seiner Nase zu folgen.
    Er erblickte die gelbe Silhouette kurz vor Coppet. Rasch fuhr er hinter einen Laster. Als er das nächstemal Ausschau hielt, war der Rolls verschwunden. Bond fuhr weiter und behielt die linke Straßenmitte im Auge. Beim Dorfeingang kam eine hohe Mauer mit solidem, geschlossenem Gittertor. Staub hing in der Luft. Eine unauffällige Tafel verkündete in verblichenem Gelb auf blauem Grund »Entreprises Auric S.A.«.
    Bond fuhr bis zur nächsten Abzweigung links. Er folgte ihr bis zu einer Straße, die durch die Weingärten zum Wald hinter Coppet führt. Unter den Bäumen hielt er an. Er mußte jetzt gerade oberhalb der Entreprises Auric sein. Den Feldstecher! Er stieg aus und folgte einem Fußweg zum Dorf hinunter. Bald lief zu seiner Rechten ein Eisengitter, das oben durch gerollten Stacheldraht gesichert war. Hundert Meter hügelab ging es in eine hohe Steinmauer über. Langsam schritt Bond den Pfad zurück und hielt Ausschau nach jenem Durchschlupf, den die Dorfkinder gemacht haben müßten, um an die Kastanienbäume zu gelangen. Er fand ihn: Zwei Gitterstangen waren gerade so weit auseinandergebogen, daß ein kleiner Körper durchschlüpfen konnte. Bond erweiterte die Öffnung und kroch hindurch.
    Vorsichtig und auf dürre Zweige achtend, bewegte er sich unter den Bäumen weiter. Sie wurden lichter, und hinter einem kleinen manoir tauchten ein paar niedrige Gebäude auf. Bond bezog Posten hinter dem dicken Stamm einer Tanne. Das nächste Gebäude war etwa hundert Meter entfernt. Mitten in dem offenen Hof stand der staubige Silver Ghost.
    Bond griff zum Feldstecher und suchte alles genau ab. Das Haus selbst war ein wohlproportionierter Rohziegelquader mit Schieferdach. Es hatte zwei Stockwerke und eine Mansarde, wahrscheinlich vier Schlafzimmer und zwei Haupträume. Seine Mauern waren zum Teil von einer sehr alten, blühenden Glyzinie überwuchert. Die Hintertür führte auf den großen, gepflasterten Hof mit dem Rolls. Zu Bond hin öffnete sich der Hof, seine beiden übrigen Seiten waren durch einstöckige Wellblechschuppen begrenzt, über deren gemeinsamer Ecke sich ein hoher Blechrauchfang mit Windhaube erhob. Darüber drehte sich ein Gebilde mit quadratischer Öffnung, das Bond an einen Decca Navigator erinnerte - ein Radarsucher, wie man ihn auf der Brücke vieler Schiffe sieht. Der Apparat drehte sich gleichmäßig, und Bond konnte sich nicht vorstellen, welchen Zweck er haben sollte.
    Plötzlich kam Bewegung in das Bild: Von irgendwo schlug es blechern fünf, die Hintertür des Hauses ging auf, Goldfinger erschien, immer noch im weißen Automantel, doch ohne Haube. Ihm folgte ein komisch-beflissenes Männchen mit Bürstenschnurrbart und Hornbrille. Goldfinger wirkte zufrieden. Er trat an den Rolls und klopfte auf die Motorhaube. Der andere lachte höflich, zog eine Signalpfeife aus der Westentasche und pfiff. Die Tür der Werkstatt zur

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