Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
Mädchen mußte gelöst werden. Und schließlich mußte er noch irgendwo anhalten, um etwas zu essen. Es war ein Uhr, und der Anblick des essenden Goldfinger hatte ihn hungrig gemacht.
    »Homer« wurde lauter: Man war in den Vororten von Mâcon. Bond mußte noch dichter heran, auch wenn er gesehen wurde. Der starke Verkehr würde seinen niedrigen Wagen schon decken. Würde der Rolls die Saône in Richtung zur Straße nach Bourg überqueren oder an der Brücke nach rechts zur N 6 nach Lyon abbiegen? Weit unten in der Rue Rambuteau schimmerte es gelb. Über die Eisenbahnbrücke und den kleinen Platz fuhr der hohe gelbe Kasten weiter zum Fluß. Die Passanten blieben stehen und sahen dem leuchtenden Wagen nach. Der Rolls fuhr geradeaus weiter, also Richtung Schweiz! Man durchquerte die Vorstadt St. Laurent. Jetzt ein Fleischer, ein Bäcker und ein Weinhändler! Auf hundert Meter sah er den vergoldeten Kalbskopf in die Straße ragen. Bond warf einen Blick in den Rückspiegel: der Triumph war ganz knapp hinter ihm! Wie lange schon? Seit seiner Einfahrt in die Stadt hatte Bond nur Augen für den Rolls gehabt. Sicher hatte sie in einer Seitengasse auf der Lauer gelegen. Das schloß jeden Zufall endgültig aus - also mußte etwas geschehen. Tut mir leid, Liebling, jetzt passiert’s! Ich werde so zart wie möglich sein, nimm dich zusammen! Sie waren vor dem Fleischerladen, als er plötzlich anhielt und den Rückwärtsgang einschaltete: ein Krachen, er stellte den Motor ab und stieg aus.
    Er ging um den Wagen herum. Das Mädchen hatte ein zorn-verzerrtes Gesicht. Aus dem Wagen baumelte ein attraktives Nylonbein, an dem man sekundenlang bis zum weißen Schenkel hinaufsah. Sie nahm die Brille ab und pflanzte sich breitbeinig, die Arme in die Seiten gestemmt, vor Bond auf.
    Die hintere Stoßstange des Aston Martin steckte tief in dem Blechsalat aus Frontlichtern und Kühlerhaube. Bond sagte freundlich: »Wenn Sie mich nochmals da anrühren, müssen Sie mich heiraten!« Er war mit dem Satz noch nicht fertig, da hatte er auch schon seine Ohrfeige weg. Bond rieb sich die Wange, aus der gaffenden Menge kam Beifall.
    Ihr Zorn war noch nicht verraucht. »Sie Idiot! Was haben Sie da angestellt?« Bond dachte: Hübsche Mädchen müßten immer zornig sein, dann wären sie geradezu schön! Er sagte: »Ihre Bremsen sind aber nicht viel wert.«
    »Frechheit! Sie sind in mich hineingefahren!«
    »Der Schalthebel ist mir abgerutscht, und Sie waren so nahe dran.« Es war Zeit, sie zu beruhigen. »Es tut mir entsetzlich leid, ich komme natürlich für alles auf! Sehen wir uns den Schaden mal an. Versuchen Sie, zurückzufahren!« Bond setzte einen Fuß auf die beschädigte Stoßstange und wippte.
    »Rühren Sie ihn nicht an!« Wütend quetschte sie sich in den Führersitz, drückte auf den Anlasser. Unter der Haube klirrte es. Sie stellte ab und lehnte sich heraus: »Da haben Sie’s, Sie Idiot! Der Ventilator ist eingedrückt!«
    Das hatte Bond gehofft. Er stieg in seinen Wagen und löste sich vorsichtig von dem Triumph, dessen Scherben nun aufs Pflaster klirrten. Bond stieg wieder aus. Die Menge hatte sich inzwischen zerstreut, und ein Mann im Mechanikeranzug erbot sich, einen Abschleppwagen zu rufen. Bond ging zu dem Triumph zurück, neben dem das Mädchen ihn erwartete. Sie war jetzt gefaßter, und Bond bemerkte, daß sie ihn musterte. Er sagte: »Es wird schon nicht so arg sein! Wahrscheinlich ist der Ventilator schiefgedrückt. Man wird provisorische Scheinwerfer einsetzen, das Chrom ausbeulen, und morgen früh können Sie wieder losfahren. Freilich«, Bond griff nach der Brieftasche, »für Sie ist es sehr ärgerlich, wo Sie doch gar nichts für die Sache können. Bitte, hier sind tausend Francs für die Reparatur und alle sonstigen Auslagen. Nehmen Sie sie, bitte, an und verzeihen Sie! Ich würde ja gern hierbleiben und Ihnen behilflich sein, aber ich habe heut’ abend eine Verabredung und muß weiter.«
    »Nein.« Sie sagte es kühl und entschieden, hielt die Hände auf den Rücken und wartete. »Auch ich habe heute eine Verabredung. Ich muß unbedingt nach Genf, heute noch! Würden Sie mich, bitte, mitnehmen? Es sind ja nur hundertsechzig Kilometer, das machen wir in zwei Stunden mit dem da!« Sie wies auf den D.B.III. »Tun Sie es, bitte.«
    In ihrer Stimme lag verzweifelte Dringlichkeit.
    War sie etwas anderes als nur ein hübsches Ding, das sich von Goldfinger ansprechen lassen oder ihn erpressen wollte? In ihren Zügen war zuviel

Weitere Kostenlose Bücher