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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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gehört, so wenig fügte sich eine zur anderen. Ob der Mann seine Häßlichkeit unter einem Übermaß an Sonnenbräune zu verbergen hoffte? Das Gesicht unter dem karottenfarbenen Bürstenhaarschnitt, nicht so häßlich, aber ebenso auffallend wie der Körper, wirkte mondförmig. Im ganzen wohl das Gesicht eines Denkers, eines Wissenschaftlers. Rücksichtslos, sinnlich und hart in einem: eine seltsame Mischung.
    Und sonst? Im allgemeinen mißtraute Bond kleinen Menschen. Das waren doch nur personifizierte Minderwertigkeitskomplexe! Stets wollten sie groß sein, größer als die anderen, wie Napoleon oder Hitler. Von wem kam denn die Unruhe in der Welt? Auf welche Weise Goldfinger wohl zu einem der reichsten Männer geworden war?
    Doch das würde erst später von Interesse sein. Jetzt galt es, seine Spielmethode zu durchschauen.
    »Fertig?« rief Mr. Du Pont dem sich nähernden Goldfinger entgegen. Im bequemen, dunkelblauen Anzug mit offenem Hemd machte er beinahe eine gute Figur. Aber der große, rotbraune Kugelkopf blieb, und der fleischfarbene Hörapparat im Ohr machte ihn auch nicht schöner. Du Pont saß mit dem Rücken zum Hotel. Goldfinger setzte sich ihm gegenüber und hob ab. Du Pont schob die Karten Goldfinger hin, schlug drauf, und Goldfinger begann zu geben. Nun erst schlenderte Bond heran, zog einen Stuhl an Du Ponts Seite, ließ sich darauffallen, entfaltete umständlich die Sportseite seiner Zeitung und sah beim Geben zu. Fast hatte er es erwartet: Das war kein Falschspieler. Goldfinger gab rasch und gut, aber mit keinerlei Anzeichen eines berufsmäßigen Handgriffs. Nichts von der gewissen Fingerhaltung, die es ermöglicht, nach Belieben vom unteren oder vom zweiten Paket zu geben. Auch kein Siegelring am Finger, um die Karten zu zinken, kein Pflaster, um sie zu markieren.
    Du Pont wandte sich Bond zu:
    »Man gibt fünfzehn Karten«, erklärte er. »Dann kauft man zwei und wirft eine dafür ab. Ansonsten strenge Regeln. Keine europäischen Mätzchen.«
    Du Pont nahm seine Karten auf. Er steckte sie fachmännisch, reihte sie nicht nach ihrem Wert, teilte auch die Joker, von denen er zwei hatte, nicht links ein, weil alles Schablonenhafte einem wachsamen Gegner hilft. Er hielt vielmehr die guten Karten in der Mitte seines Blattes und steckte die Einzelkarten und Paare rechts und links.
    Das Spiel begann. Du Pont kaufte zuerst und hatte Glück: zwei Joker. Mit undurchdringlicher Miene warf er ab. Noch zwei passende Karten, und er konnte glatt auslegen. Allerdings erhöhte das Kaufen von zwei Karten auch die Gefahr, nutzlose zu bekommen. Goldfinger spielte betont überlegt, ja aufreizend langsam. Immer wieder ordnete er seine Karten neu, ehe er sich entschied, abzuwerfen.
    Nach dem dritten Kauf brauchte Du Pont nur mehr eine von fünf Karten, um auszumachen und seinen Gegner mit dem gesamten Blatt sitzenzulassen. Doch als ob dieser es gespürt hätte, kam er Du Pont zuvor, legte mit fünfzig heraus und machte ein Canasta mit drei Jokern und vier Fünfern. Dann kamen noch etliche Drillinge, so daß Goldfinger nur vier Karten im Blatt blieben. Normalerweise wäre das herzlich schlecht gespielt gewesen, so aber machte das vierhundert Pluspunkte statt eines Verlustes von über hundert, denn beim nächsten Kauf hatte Du Pont, was er brauchte, und machte mit den nötigen zwei Canastas glatt aus.
    »Donnerwetter, diesmal hätt’ ich Sie beinahe erwischt!« Du Ponts Stimme klang ärgerlich. »Was, zum Teufel, hat Sie bewogen, so rasch auszukneifen?«
    »Ich rieche die Gefahr.« Unbewegt addierte Goldfinger seine Punkte, sagte sie an, notierte sie und wartete, daß Du Pont das gleiche tat. Dann hob er ab, lehnte sich zurück und blickte Bond mit höflichem Interesse an.
    »Bleiben Sie längere Zeit, Mr. Bomb?«
    Bond lächelte. »Ich heiße Bond, B - O - N - D. Nein, ich muß noch heute abend nach New York zurück.«
    »Schade.« Mit höflichem Bedauern wandte Goldfinger sich wieder den Karten zu. Bond nahm die Zeitung zur Hand und starrte, ohne zu lesen, auf die BaseballResultate, während er dem Spielablauf zuhörte. Goldfinger gewann dieses Blatt und die beiden nächsten auch. Er gewann die Partie. Fünfzehnhundert Punkte
    - fünfzehnhundert Dollar für Mr. Goldfinger.
    »Jetzt geht es schon wieder los!«
    Bond ließ seine Zeitung sinken. »Gewinnt er für gewöhnlich?«
    »Was heißt >gewöhnlich    »Warum wechseln Sie nicht

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