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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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die Sitze? Oft hilft das, man zeigt sozusagen dem Unglück die Kehrseite.«
    Goldfinger hielt inne und blickte Bond ernst an. »Das geht leider nicht, Mr. Bond. Ich könnte dann nicht spielen. Wie ich Mr. Du Pont schon sagte, leide ich an Platzangst. Agoraphobie, Angst vor weiten Räumen. Ich ertrage den leeren Horizont nicht, ich muß das Hotel vor Augen haben.« Er gab weiter.
    »Oh, wie bedauerlich.« Bonds Stimme war voll ernsten Interesses. »Eine höchst seltene Veranlagung. Klaustrophobie, das kann ich verstehen, aber das Gegenteil? Woher kommt so etwas?«
    Goldfinger nahm seine Karten auf und ordnete sie. »Keine Ahnung«, sagte er gleichmütig.
    Bond erhob sich. »Nun, ich glaube, ich werde mir ein wenig die Beine vertreten. Mal sehen, was am Bassin los ist.«
    »Tun Sie das nur«, sagte Mr. Du Pont aufgeräumt. »Wir können das Geschäftliche immer noch beim Essen besprechen. Ich möchte doch sehen, ob ich Freund Goldfinger nicht diesmal kriegen kann. Also, bis nachher!«
    Goldfinger blickte nicht von den Karten auf. Bond begab sich an das andere Ende des Daches und sah in das Schwimmbecken hinab. Eine Zeitlang folgte er dem Betrieb da unten. Rosa, braune und weiße Körper in den Deckstühlen, Geruch von Sonnenöl, im Wasser ein paar Kinder und junge Leute, auf dem Sprungturm ein Springer, vielleicht der Schwimmlehrer. Jetzt sprang er, schlug auf - und schwamm langsam das Bassin hinunter. Da und dort klang Händeklatschen auf.
    Bond blickte zurück auf die beiden Canastaspieler unter dem Hotelmassiv. Dieser Goldfinger mußte also das Hotel vor Augen haben. Oder - sollte Mr. Du Pont das Hotel im Rücken haben? Und wenn, aus welchem Grund? Wie war doch gleich die Nummer von Goldfingers Appartement? Nr. 200, das HawaiiAppartement! Er, Bond, hatte Nr. 1 200. Da mußten ja Goldfingers Räume genau unter den seinen liegen, nur zehn Etagen tiefer, keine zwanzig Meter über dem Dach des Cabana Clubs - keine zwanzig Meter über dem Kartentisch! Bond zählte die Fensterreihen der Fassade von oben nach unten ab und musterte eingehend die Fensterfront, die zu Goldfingers Zimmern gehören mußten. Nichts. Nur ein leerer Sonnenbalkon und eine offene Tür in das dunkle Innere der Zimmersuite. Bond schätzte die Entfernung und die möglichen Blickwinkel ab.
    4
    Während der Siesta bestätigte Du Pont, der inzwischen um weitere zehntausend Dollar erleichtert worden war, daß Goldfinger eine Sekretärin mitgebracht habe. »Sie läßt sich nie sehen, bleibt auf dem Zimmer. Wahrscheinlich so ein Flittchen für den täglichen Ritt.« Er lachte schmutzig. »Warum? Haben Sie einen Verdacht?«
    Bond wollte sich nicht festlegen. »Ich weiß noch nicht. Möglicherweise komm’ ich heute nachmittag gar nicht hinunter. Sagen Sie dann einfach, ich hätte genug vom Zusehen und sei in die Stadt gegangen.« Er überlegte. »Was auch geschieht,
    Sie dürfen nicht überrascht sein. Bleiben Sie ruhig, auch wenn er sich komisch benimmt! Behalten Sie ihn im Auge. Ich kann nichts versprechen, aber ich glaube, ich hab’ ihn.«
    Mr. Du Pont war begeistert. »Großartig, alter Junge!« rief er überschwenglich. »Hätt’ ich den Schuft nur schon im Visier: ab, und zur Hölle mit ihm!«
    Bond fuhr zu seiner Suite hinauf. Dort entnahm er seinem Koffer eine Leica, Belichtungsmesser, Filter und Blitz. Er schraubte eine Lampe in den Halter und machte die Kamera schußfertig. Wo würde die Sonne um halb vier stehen? Neben der offenen Balkontür stellte er den Belichtungsmesser ein: Belichtung eine Hundertstelsekunde. Jetzt noch Blende 11, Distanz vier Meter, Probeaufnahme. In Ordnung. Er steckte den Blitzlichthalter an und legte die Kamera weg.
    Nochmals ging er zum Koffer, entnahm ihm ein dickes Buch, Die Bibel, einmal anders, schlug es auf und zog den Berns-Martin-Halfter mit der Walther-PPK heraus. Er schob den Halfter links unter den Hosenbund, prüfte jede Einzelheit seines Appartements, in der Annahme, es gleiche dem unteren. Er überzeugte sich, daß der Hauptschlüssel in jedes Schloß paßte, übte mehrmals lautloses Türöffnen und setzte sich schließlich mit einem bequemen Stuhl vor die offene Balkontür, um sein weiteres Vorgehen zu überdenken.
    Spielbeginn war drei Uhr. Um drei Uhr fünfzehn trat Bond an die Brüstung und spähte hinab auf die zwei kleinen Gestalten an dem grünen Filzquadrat. Dann ging er ins Zimmer zurück, schlüpfte in seine dunkelblaue TropenKammgarnjacke, rückte die Krawatte zurecht, hängte sich die Leica um

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