Goldfinger
Athlet. Ein anderer darf nicht an die Koffer heran.«
»Und warum schleppt er das Zeug mit sich herum?«
»Für den Notfall, sagt er. Es könnte ihm alles erkaufen. Außerdem liebt er das Gold um des Goldes willen, wie andere Juwelen oder Briefmarken oder Frauen.« Sie lächelte.
Bond lächelte zurück. »Liebt er Sie?«
Sie wurde rot und sagte entrüstet: »Aber nein!« Dann, überlegter: »Denken Sie, was Sie wollen, aber er tut’s wirklich nicht. Das heißt - er möchte schon, daß die Leute glauben, daß es eine Liebesbeziehung ist, wissen Sie. Er ist nicht sehr anziehend. Ich vermute, es ist eher Eitelkeit.«
»Verstehe. Sie sind also nur eine Art Sekretärin?«
»Begleiterin. Ich muß nicht maschineschreiben.« Sie fuhr sich an den Mund. »Aber Sie werden ihm doch nichts erzählen? Er entläßt mich fristlos oder tut sonst etwas!«
»Nein, nein, ich sage nichts. Aber das ist doch kein Leben! Warum tun Sie das?«
Ihr Ton wurde bitter. »Hundert Pfund die Woche und all dies« - sie wies auf das Zimmer -, »das kommt nicht von nichts. Wenn ich genug gespart habe, werde ich gehen.«
Gehen? Würde Goldfinger das zulassen? Wußte sie nicht zuviel? Forschend blickte Bond ihr ins Gesicht. War ihr bewußt, wie gefährlich Goldfinger ihr werden konnte?
Verlegen lachend sagte sie: »Mir scheint, ich bin nicht sehr passend angezogen. Darf ich mir etwas umnehmen?«
Bond traute der Sache nicht recht. Schließlich zahlte nicht er ihr hundert Pfund pro Woche. So meinte er nur leichthin: »Sie sehen so korrekt aus wie die unten am Strand. Aber jetzt wollen wir Mr. Goldfinger aufs Korn nehmen!«
Während der Unterhaltung hatte Bond immer wieder durch das Glas gesehen. Alles hatte normal geschienen. Als er aber jetzt hinunterblickte, schien Du Pont völlig verändert, lebhaft, überschwenglich. Eben legte er eine ganze Handvoll Karten auf ein Königscanasta aus. Jetzt einen Zoll höher: Goldfingers rotbraunes Mondgesicht. Es war ungerührt, wartete geduldig. Eben drückte die Hand das Hörgerät fester ins Ohr.
Bond trat zurück. »Hübscher kleiner Apparat! Auf welcher Frequenz senden Sie?«
Sie verdrehte die Augen. »Einhundertsiebzig Mega . . .«
»Megahertz? Möglich. Würde mich wundern, wenn er nicht eine Menge Taxi- und Polizeirufe draufhätte. Muß sich unerhört konzentrieren können!« Er grinste. »Fertig? Dann wollen wir ihm kurz den Sessel wegziehen!«
Eine Hand lag plötzlich auf seinem Ärmel: »Muß das sein? Können Sie ihn nicht in Ruhe lassen?« Ihre Stimme vibrierte. »Bitte!« Sie zögerte, wurde rot. »Ich . . . ich würde alles tun, alles, was Sie wollen . . .« Sie blickte zu Boden.
Lächelnd löste Bond ihre Hand von seinem Arm und drückte sie. »Tut mir leid, aber ich werde dafür bezahlt. Ich muß es tun, und ich tu es auch! Höchste Zeit, daß man diesen Mr. Goldfinger staucht. Kann’s losgehen?«
Ohne die Antwort abzuwarten, sah er wieder durch das Glas in Goldfingers Gesicht. Dann drückte er den Schalter.
Goldfinger mußte es gehört haben. Zwar blieb sein Ausdruck derselbe, doch der Kopf hob und senkte sich langsam.
Leise sprach Bond ins Mikrophon. »Hören Sie mir jetzt gut zu, Goldfinger.«
Pause. Kein Mienenspiel, nur eine leichte Kopfneigung, als studierte er eifrig die Karten.
»Hier spricht James Bond. Sie wissen, Ihr Spiel ist aus, jetzt bezahlen Sie. Ich habe hier ein Foto mit allem drauf, Blondine, Feldstecher, Mikrophon und Sie mit Ihrem Hörgerät. Dieses Foto wird weder dem FBI noch Scotland Yard vorgelegt, wenn Sie jetzt tun, was ich sage. Nicken Sie!«
Unbewegten Gesichts beugte der Kopf sich vor.
»Legen Sie die Karten offen auf den Tisch!« Es geschah.
»Ziehen Sie Ihr Scheckbuch. Stellen Sie einen Barscheck auf fünfzigtausend aus: fünfunddreißig für Mr. Du Pont, zehn für mein Honorar, fünf für die kostbare Zeit, die Sie Mr. Du Pont gestohlen haben.«
Bond sah, wie sein Befehl ausgeführt wurde. Er stellte auf Mr. Du Pont ein. Der schien nach Luft zu schnappen.
Langsam trennte Goldfinger den Scheck ab und unterschrieb auf der Rückseite.
»In Ordnung. Drehen Sie jetzt Ihr Scheckbuch um und notieren Sie: Sie reservieren mir für heute abend ein Abteil im Silver Meteor nach New York. Sie lassen eine Flasche erstklassigen Champagner einkühlen und mit ausreichend Kaviar-Sandwiches ins Abteil stellen. Und Sie bleiben mir vom Leib! Das Foto geht jetzt mit genauem Bericht zur Post. Bin ich morgen nicht wohlbehalten in New York, wird der Brief
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