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Goldfinger

Titel: Goldfinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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den Hals, trat auf den Korridor und begab sich zum Lift. Er fuhr bis zum Erdgeschoß und betrachtete dort die Auslagen im Foyer. Als der Lift wieder oben war, ging er zur Treppe und stieg langsam zur zweiten Etage hinauf. Sie entsprach in allem der zwölften, auch T ür Nr. 200 entsprach seiner eigenen. Er nahm den Hauptschlüssel heraus, öffnete, trat ein und schloß die Tür geräuschlos hinter sich. Ein kleiner Vorraum, zwei Mäntel und ein Hut an der Hakenwand. Die Leica eng ans Gesicht gehoben, probierte Bond, die Zimmertür zu öffnen. Sie gab nach. Noch bevor er sah, was er schon wußte, hörte er die tiefe, angenehme Frauenstimme. ». . . kauft Fünf und Vier . . . komplettiert Fünfercanasta mit zwei Zweiern . . . wirft die Vier ab . . . hat an Einzelkarten: König, Buben, Neuner, Siebener.«
    Bond glitt ins Zimmer.
    Das Mädchen saß auf dem Tisch innerhalb des Zimmers, einen Meter von der geöffneten Balkontür entfernt. Zwei Kissen gaben ihr die nötige Augenhöhe. Wegen der großen Hitze trug sie nur Büstenhalter und Schlüpfer, beide schwarz. Sie ließ gelangweilt die Beine baumeln, während sie ihre Fingernägel lackierte. Vor sich hatte sie ein Stativ mit Feldstecher und Mikrophon, von dem ein Kabel zu einem plattenspielergroßen Kasten unterm Tisch lief. Von dort führten weitere Kabel zur Innenantenne auf einem Wandregal.
    Der Schlüpfer spannte sich, als sie sich vorbeugte, um durch den Feldstecher zu blicken: »Kauft Dame und König . . . Damendrilling . . . Kann Könige mit Joker verbinden . . . wirft Siebener ab.« Sie schaltete das Mikrophon aus.
    Während sie weiter konzentriert durch das Glas blickte, trat Bond lautlos hinter sie. Jetzt hatte er alles im Sucher: ihren Kopf, den Feldstecher, das Mikrophon - und zwanzig Meter tiefer den Tisch mit beiden Spielern und Mr. Du Ponts Kartenblatt, Rot und Schwarz gut unterscheidbar. Er drückte ab. Ein knallender Blitz - ein Aufschrei. Sie wirbelte herum.
    »Wer sind - was wollen Sie?« Ihre Hand war am Mund.
    »Was ich will, hab’ ich. Keine Sorge, alles schon vorbei. Bond mein Name, James Bond.«
    Behutsam legte er die Kamera auf den Stuhl und trat in den Bereich ihres Parfüms. Sie war sehr schön mit ihrem blonden, auf die Schultern fallenden Haar, tiefblauen Augen in dem leichtgebräunten Gesicht und dem kecken Mund.
    Jetzt glitt sie vom Tisch, nahm die Hand vom Mund. Die Brust straffte den Halter.
    »Was haben Sie vor?« Die Stimme klang fest, in den Augen war keine Angst mehr.
    »Mit Ihnen gar nichts. Ich will nur Goldfinger ein wenig ärgern. Bitte, lassen Sie mich sehen!«
    Bond trat an ihre Stelle und blickte durchs Glas. Das Spiel war im Gang, Goldfinger war nichts anzumerken.
    »Hört er auf, wenn er keine Anweisungen bekommt?«
    Sie zögerte. »Manchmal fällt ein Stecker heraus. Dann wartet er ab, bis ich mich wieder melde.«
    Bond lächelte ihr zu. »Dann lassen wir ihn jetzt ein bißchen schmoren. Da!« Er streckte ihr die Chesterfieldpackung hin. »Außerdem sind Ihre Fingernägel noch nicht fertiglackiert.«
    Sie lächelte flüchtig, nahm eine Zigarette: »Wie lange sind Sie schon hier drin? Das war vielleicht ein Schock!«
    »Goldfinger versetzt dem armen Mr. Du Pont seit einer Woche Schock um Schock.«
    »Ja«, meinte sie unsicher. »Das ist wohl ziemlich gemein! Aber Du Pont ist doch furchtbar reich, nicht?«
    »Das schon, seinetwegen mach’ ich mir auch keine Sorgen. Aber wenn Goldfinger einen Ärmeren erwischt? Warum tut er das überhaupt? Er ist doch selbst ein vielfacher Millionär?«
    Ihr Gesicht belebte sich. »Ich versteh’ das auch nicht. Einfach eine Manie von ihm. Er sagt immer, ein Narr, wer nicht Geld macht, wenn die Chancen günstig sind. Und er ist nur darauf aus, günstige Chancen zu schaffen. Als er mich hierzu überredete« - sie wies auf das Fernglas - »und ich ihm das Risiko vorhielt, meinte er nur: >Merken Sie sich eines: sind die Chancen nicht günstig, dann macht man sie günstig.<«
    »Sein Glück, daß ich nicht von der Polizei bin!«
    Sie hob die Schultern. »Ach, da würde er sich schon loskaufen! Der kauft sich jeden. Dem Gold widersteht keiner.«
    »Gold?«
    »Ja, er führt immer eine Million in Gold mit sich, außer beim Zoll natürlich, da hat er nur den Gürtel voll Goldmünzen. Aber sonst ist es in dünnen Platten in den Kofferwänden. Eigentlich sind es lederüberzogene Goldkoffer.«
    »Die müssen ja furchtbar schwer sein!«
    »Sein Wagen hat Spezialfederung, und sein Chauffeur ist ein

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