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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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bin sicher, ein Experte für Dokumente würde noch weitere entdecken. Ich habe mir die Briefe nur flüchtig angesehen.«
    »Die verschmutzten Buchstaben besagen nicht viel. Wenn man sich mit Reinigungsmittel über sie hermacht, sind sie in Null Komma nichts wieder sauber.«
    »Sicher, aber meinst du nicht auch, daß die meisten Leute, die anonyme Briefe schreiben, sich einbilden, sie seien sicher vor Entdeckung?«
    »Sie bilden es sich vielleicht ein, aber sie sind es nicht«, sagte Dietz. »Das FBI besitzt umfangreiche Archive mit anonymen Briefen. Außerdem haben sie Schriftproben von fast allen Schreibmaschinen. Ebenso das Post- und das Finanzministerium. Sie können Hersteller und Modell von fast jeder Maschine bestimmen. So machen sie auch Verrückte dingfest, vor allem Leute, die Drohbriefe an hochrangige Personen schicken. Die einzige Methode, bei der man kein Risiko eingeht, ist die Maschine zu zerlegen.«
    »Ja, aber wer wirft schon eine Schreibmaschine weg? Wenn man sich einbildet, man sei so sicher, daß man seine eigene Maschine verwenden kann, wirft man sie doch hinterher nicht plötzlich in den Müll. Und warum sollte der- oder diejenige sich in diesem Fall überhaupt die Mühe machen? Diese Briefe waren ärgerlich, aber man kann kaum gerichtlich gegen den Verfasser Vorgehen.«
    Dietz lächelte. »Was, du stellst dir vor, sie steht ganz einfach bei jemandem auf dem Schreibtisch?«
    »Vielleicht. Möglich wäre es.«
    »Dann halt die Augen offen.«
    »Das sagst du doch nur, um mich bei Laune zu halten«, sagte ich.
    »Was wußte denn Donovan sonst noch über die Maddisons zu berichten?«
    »Nicht viel. Er behauptet, sie seien alle tot, aber ich finde, wir sollten uns nicht auf seine Aussagen verlassen.«
    »Dem sollten wir auf jeden Fall nachgehen«, sagte Dietz. »Für eine Geschichte ist es nicht übel.«
    »Was soll das heißen — >nicht übel    »Die einzige Spur«, korrigierte er mich.
    Ich überging seinen Hinweis auf das Offensichtliche. »Darüber hinaus haben wir Outhwaite, der anscheinend direkt zu den Maddisons zurückführt.«
    »Es dürfte nicht allzu schwierig sein, den Namen Maddison mit zwei d zu recherchieren. Selbst wenn sie keine alteingesessene Familie waren, müssen sie ja irgendwoher gekommen sein.«
    »Donovan sagt, der Vater sei irgendwann um Thanksgiving 1967 herum gestorben und nicht lange danach Patty, vermutlich im Mai oder Juni 1968. Die Mutter starb fünf Jahre später, aber mehr weiß ich nicht. Von Claire findest du vielleicht überhaupt keine Spur. Donovan meinte, sie sei wieder an die Ostküste gezogen und hätte dort geheiratet. Er konnte sich daran erinnern, in der Lokalzeitung von ihrem Tod gelesen zu haben, also muß eine entsprechende Meldung im Dispatch gestanden haben. Vielleicht hatte sie ja ihren Mädchennamen behalten?«
    »Ich mache mich gleich an die Suche.«
    »Ehrlich? Nicht zu fassen, daß du freiwillig mithilfst. Ich dachte, dir sei solches Zeug zuwider.«
    »Gutes Training. Es ist angenehm, in Übung zu bleiben. So weiß ich wenigstens, daß ich den Anschluß nicht verloren habe«, sagte er. »Wir könnten es im Zeitungsarchiv versuchen, falls wir Katzenbach zur Mitarbeit bewegen können. Vielleicht haben sie neben den Nachrufen auch alte Zeitungsausschnitte über die Maddisons.«
    »Das ist ein verführerischer Vorschlag.«
    »Ich bin eben ein verführerischer Typ«, sagte er.
    Als wir nach Hause kamen, zog ich meine Joggingsachen an, weil ich laufen gehen wollte. Ich hatte meinen gewohnten Dauerlauf um sechs Uhr morgens verschlafen und spürte nun die Auswirkungen. Ich ließ Dietz mit hochgelegtem Bein im Wohnzimmer zurück, wo er sein kaputtes Knie kühlte. Er schaltete von einem Fernsehsender zum anderen und schaute sich abwechselnd CNN, Talk-Shows und drittklassige Sportveranstaltungen an. Ich verließ das Haus, dankbar für die Gelegenheit, eine Weile allein zu sein.
    Vom Meer her kam kaum ein Lüftchen. Die spätnachmittägliche Sonne verblaßte immer mehr, aber der den ganzen Tag von der Sonne aufgeheizte Sand strahlte nach wie vor Wärme ab. Die Luft war erfüllt vom Geruch von Tang und Salzwasser, und die Palmwedel wirkten wie aus Zeichenpapier ausgeschnittene flache, dunkle Formen vor einem weiten, blauen Himmel. Ich machte längere Schritte und lief in einem Tempo, bei dem ich mich wohl fühlte. Verkrampfung und

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