Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
legte mehrere Bücher, eine Aktentasche und einen Stapel Zeitungen auf den Fußboden und setzte mich.
    »Also, womit kann ich Ihnen helfen? Ich kann wirklich nicht mehr über Jack beisteuern als das, was ich Ihnen neulich schon erzählt habe«, sagte er.
    »Da ging es um etwas anderes«, sagte ich, während mir die Siebenkilokatze auf den Schoß sprang und es sich zwischen meinen Knien bequem machte. Aus der Nähe roch Lady Chatterley wie ein Paar feuchte, zwei Wochen alte Socken. Ich kratzte die kleine Stelle direkt über ihrem Schwanz, worauf sich der Hintern der Katze hob, bis ihre Rosette mir direkt ins Gesicht blickte. Ich drückte das Hinterteil wieder nach unten. Meine Vorrede würzte ich mit unzähligen beruhigenden Floskeln — »ganz im Vertrauen«, »nur unter uns« und anderen treffenden Ausdrücken der Verschwiegenheit — , bevor ich zur Sache kam. »Ich wüßte gern, was Sie mir über die Maddisons sagen können — über Patty und ihre Schwester Claire.«
    Er schien die Frage gelassen aufzunehmen. »Was möchten Sie denn wissen?«
    »Alles, was Sie mir sagen möchten«, antwortete ich.
    Paul rückte den Stapel Bücher vor sich zurecht und vergewisserte sich, daß alle Kanten aufeinander lagen und die oberen rechten Ecken sich deckten. »Die Schwester kannte ich nicht. Sie war älter als wir. Als die Familie hierherzog, war sie auf dem College, und Patty fing an, sich mit Guy herumzutreiben.«
    »Die Maddisons waren neu in der Stadt?«
    »Tja nun, eigentlich nicht. Sie hatten vorher in Colgate gewohnt und sich dann ein zentraler gelegenes Haus gekauft. Sie hatten nie soviel Geld wie wir, wir anderen — nicht daß wir reich gewesen wären«, fügte er hinzu. »Bader Malek hat damals gut verdient, aber er war nicht das, was man reich nennen würde.«
    »Erzählen Sie mir von Patty.«
    »Sie war hübsch. Dunkler Typ.« Er hob eine Hand bis auf Augenhöhe und deutete Ponyfransen an. »Haare bis hierher«, sagte er. »Sie hat immer so durch sie hindurchgestarrt. Sie war seltsam, hatte eine Menge Phobien und nervöse Ticks. Schlechte Haltung, Riesenbusen. Sie hat ihre Nägel immer bis aufs Fleisch abgekaut und sich gern mit irgendwelchen Dingen gestochen.« Trasatti legte die Hände in den Schoß und versuchte, nichts auf seinem Schreibtisch anzurühren.
    »Sie hat sich gestochen? Womit?«
    »Nadeln. Stifte. Sicherheitsnadeln. Einmal habe ich gesehen, wie sie sich selbst verbrannt hat. Sie hielt sich eine glühende Zigarette an die Hand — ganz beiläufig, als passierte es jemand anders. Sie zuckte nicht einmal zusammen, aber ich konnte die verbrannte Haut riechen.«
    »Hat Guy es ernst mit ihr gemeint?« Ich schubste das Hinterteil der Katze erneut hinunter, und sie fing an, ihre Krallen in die Knie meiner Jeans zu bohren.
    »Ihr war es ernst mit ihm. Ich habe keine Ahnung, wie er zu ihr stand.«
    »Was ist mit den anderen? Donovan und Bennet?«
    »Was soll mit ihnen sein?«
    »Ich wollte nur wissen, was sie zu dieser Zeit getrieben haben.«
    »Donovan hat für seinen Vater gearbeitet, wenn ich mich recht erinnere. Er hat ja immer für seinen Vater gearbeitet, also kann man das wohl als gegeben annehmen. Jack war damals auf dem College, deshalb war er nur gelegentlich zu Hause. An Weihnachten und in den Frühjahrsferien.«
    »Und zur Beerdigung seiner Mutter«, sagte ich. Ich zog die Krallen der Katze aus meinem Knie und hielt ihre linke Pfote zwischen meinen Fingern. Ich spürte, wie die Krallen ausgefahren und wieder eingezogen wurden, doch die Katze schien zufrieden zu sein. Wahrscheinlich dachte sie an Mäuse. »Was ist mit Bennet? Wo war er?«
    »Hier in der Stadt. Er und ich haben beide unseren Abschluß an der UCST gemacht.«
    »In welchem Fach?«
    »Mein Hauptfach war Kunstgeschichte. Seines war Betriebswirtschaft oder Marketing, vielleicht auch Volkswirtschaft. Er hat öfter gewechselt. Ich weiß es nicht mehr.«
    »Hat es Sie überrascht, als Patty auf einmal schwanger war?«
    Trasatti schnaubte und schüttelte den Kopf. »Patty hat mit jedem gebumst. Sie suchte verzweifelt nach Anerkennung, und wir waren ihr gern zu Diensten.«
    »Tatsächlich«, sagte ich. »Donovan hat nichts davon erwähnt, daß sie viele Partner hatte.«
    »Sie war nicht die einzige. Damals wurde wie verrückt herumgebumst. Freie Liebe nannten wir das. Wir haben alle Dope geraucht. Ein Haufen Kleinstadt-Hippies waren wir oder vielmehr das, was wir uns darunter vorstellten. Ständig geil und ausgehungert. Die Hälfte der

Weitere Kostenlose Bücher