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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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geglaubt, was er gesagt hat. Er war ein faules Ei.«
    »Aber Donovan, sehen Sie sich doch an, was er für Verstöße begangen hat. Nichts davon war wie das hier«, wandte ich ein. »Als Junge war es Vandalismus. Später hat er Autos und Stereoanlagen geklaut, um für die Drogen bezahlen zu können. Fälschung ist ein viel zu kompliziertes Vergehen für jemanden, der seine Tage damit verbringt, sich zuzudröhnen. Glauben Sie mir. Ich habe auch mal Drogen genommen. Man bildet sich ein, man sei tiefsinnig, dabei kann man kaum klar sehen.«
    »Guy war ein schlaues Kerlchen. Er lernte schnell.«
    »Ich rede lieber mal mit Paul«, sagte ich, weil ich nicht einlenken wollte.
    »Er wird Ihnen dasselbe sagen. Ja, durch ihn ist Guy wahrscheinlich überhaupt erst auf die Idee gekommen. Wenn man einen guten Freund hat, dessen Vater mit seltenen Dokumenten handelt, muß man seinen Kopf nicht groß anstrengen, um sich einen Plan zurechtzulegen.«
    »Ich höre, was Sie sagen, aber es klingt irgendwie schief.«
    »Kennen Sie sich mit Lügnern aus?« fragte Donovan.
    »Sicher, das kann ich wohl behaupten. Was ist mit ihnen?«
    »Ein Lügner — ein wirklich überzeugter Lügner — lügt, weil er es beherrscht, weil er gut darin ist. Er lügt aus reinem Vergnügen, weil es ihm Spaß macht, damit zu spielen. Genauso war Guy. Wenn er Ihnen eine Lüge erzählen konnte — selbst wenn sie nichts bedeutete, selbst wenn dadurch nichts zu gewinnen war — , konnte er nicht widerstehen.«
    »Sie behaupten also, er war ein pathologischer Lügner«, sagte ich und formulierte in skeptischem Tonfall seine Aussage um.
    »Ich behaupte, daß ihm das Lügen Spaß gemacht hat. Er konnte es nicht lassen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich. »Ich bin nämlich davon überzeugt, daß ich Lügner ziemlich gut durchschauen kann.«
    »Sie wissen, wann manche Leute lügen, aber nicht alle.«
    »Was macht Sie denn zu einem solchen Experten?« fragte ich und war langsam wirklich beleidigt. Donovan war ebenso verärgert über mich.
    Er winkte ab. Ich nahm an, er war es nicht gewohnt, daß ihm Frauen widersprachen. »Vergessen Sie’s. Denken Sie, was Sie wollen«, sagte er. »Ich merke ja, daß ich Sie von rein gar nichts überzeugen kann.«
    »Ich Sie auch nicht«, gab ich giftig zurück. »Was ist mit der älteren Schwester passiert?«
    Donovan verzog genervt das Gesicht. »Glauben Sie mir das dann, oder soll das ein Vorwand für einen weiteren Streit sein?«
    »Ich streite mich wegen Guy, nicht wegen der Maddisons, okay?«
    »Okay. Claire — die ältere — mußte ihre Pläne für ein Medizinstudium aufgeben. Sie hatte kein Geld, und ihre Mutter verfiel zusehends. Sie kam eine Zeitlang zurück und kümmerte sich um sie. Das dauerte vielleicht sechs Monate oder so. Nachdem die Mutter gestorben war, ging sie wieder an die Ostküste — Rhode Island oder da in der Gegend. Könnte auch Connecticut gewesen sein. Sie hat irgendeinen Kerl geheiratet, aber die Ehe ging nicht gut. Vor einem Jahr hat sie dann Schluß gemacht.«
    »Sie hat Selbstmord begangen?«
    »Ja, das hat sie. Ihre ganze Familie war dahin. Sie hatte niemanden. Die Familie war schon immer ein bißchen wackelig — ein manisch-depressiver Haufen. Irgend etwas muß sie dann wohl in den Abgrund getrieben haben.«
    »Was hat sie denn gemacht — ist sie von einem Gebäude gesprungen?«
    »Ich weiß nicht, wie sie es gemacht hat. Es war nicht wörtlich gemeint. In der Zeitung war eine kleine Meldung darüber. Es ist irgendwo im Osten passiert.«
    Ich schwieg erneut. »Dann hat ja vielleicht jemand von den Maddisons Guy umgebracht. Wäre das nicht schlüssig?«
    »Sie suchen vergebens. Ich habe Ihnen gerade gesagt, daß sie alle tot sind.«
    »Aber woher wollen Sie denn wissen, daß niemand mehr übrig ist? Cousinen zum Beispiel? Tanten und Onkel? Pattys beste Freundin?«
    »Kommen Sie. Würden Sie allen Ernstes jemanden umbringen, der eine Verwandte von Ihnen übers Ohr gehauen hat? Eine Schwester vielleicht. Aber eine Cousine oder Nichte?«
    »Tja, ich nicht, aber ich stehe meinen Verwandten auch nicht nahe. Stellen Sie sich nur vor, so etwas würde Ihrer Familie zustoßen.«
    »Meiner Familie ist ja etwas zugestoßen. Guy wurde ermordet«, sagte er.
    »Wollen Sie keine Rache?«
    »So sehr, daß ich einen Mord begehen würde? Ganz bestimmt nicht. Außerdem — wenn es mir so wichtig wäre, daß ich jemanden umbringen würde, würde ich nicht so lange warten. Hier waren es volle siebzehn

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