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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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es allen Ernstes fertiggebracht, mir vorzuwerfen, ich würde Jacks Glaubwürdigkeit untergraben, was meilenweit von der Wahrheit entfernt ist. Lonnie und ich reißen uns für ihn ein Bein raus.«
    »Tatsächlich.«
    »Und dann hat er auf einmal Lonnie angerufen. Ich nehme an, er führt jetzt einen telefonischen Feldzug und überfällt jeden, den er kennt, mit seinen wilden Geschichten. Ach, was soll’s. Es spielt keine Rolle. Er meint es sicher nur gut, aber er tut niemandem einen Gefallen damit.«
    »Wollten Sie darüber mit Bennet sprechen?«
    »Nein, das war etwas anderes. Lonnie bat mich zu überprüfen, wo Bennet am Dienstag abend war.«
    »Bennet wird sich bestimmt gern mit Ihnen unterhalten. Ich weiß, daß er bei der Polizei schon ausgesagt hat, und dort schien man zufrieden zu sein. Ich kann ihm einen Zettel schreiben.«
    »Wunderbar. Da bin ich Ihnen dankbar. Darf ich Sie noch etwas fragen? Können Sie sich an die Akte erinnern, die ich mir ausgeliehen habe?«
    »Die mit den Zeitungsausschnitten?«
    »Genau. Ich interessiere mich für das Etikett. Haben Sie das selbst getippt?«
    »Ich doch nicht. Ich habe nie Maschinenschreiben gelernt. Davor hat mich meine Mutter gewarnt. Vermutlich hat Bader das Etikett selbst getippt oder es seine Sekretärin machen lassen. Er hielt tippen für erholsam. Da sieht man mal, wie wenig Ahnung er hatte.«
    »Das muß aber schon eine Weile her sein. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich eine Schreibmaschine in seinem Arbeitszimmer gesehen hätte, als ich dort war.«
    »Er hat sich vor ein paar Jahren einen PC zugelegt.«
    »Und was ist mit der Schreibmaschine passiert?«
    »Die hat er Bennet vermacht, glaube ich.«
    Ich schloß die Augen und bemühte mich, ruhig zu atmen. Christies Gebaren hatte sich verändert, und sie klang nun wieder freundlich. Ich wollte sie nicht darauf aufmerksam machen, wie wichtig diese Information war. »Was hat Bennet damit gemacht? Das ist nicht die Maschine, die er im Restaurant benutzt, oder?«
    »Wohl nicht. Sie steht vermutlich in seinem Zimmer. Worum geht es eigentlich?«
    »Nichts Großartiges. Keine bedeutende Sache. Nur eine kleine Theorie von mir. Aber ich würde die Maschine gern mal sehen. Ist es Ihnen recht, wenn ich vorbeikomme und einen Blick darauf werfe?«
    »Tja, mir ist es schon recht, aber Bennet könnte etwas dagegen haben, natürlich außer, wenn er selbst hier ist. Sein Zimmer ist wie sein Heiligtum. Es betritt niemand außer ihm. Außerdem sind wir gerade am Gehen. Wir haben um elf einen Termin. Warum fragen Sie Bennet nicht selbst, wenn Sie mit ihm sprechen?«
    »Das kann ich machen. Kein Problem. Das ist eine gute Idee«, sagte ich. »Noch eine kurze Frage. Haben Sie an dem Abend, als der Mord geschah, Donovan wirklich gesehen? Oder haben Sie nur angenommen, daß er fernsah, weil im Nebenzimmer das Gerät lief?«
    Christie brach wortlos das Gespräch ab.
    Sowie ich aufgelegt hatte, schrieb ich Dietz eilig einen Zettel, schob ein paar leere Blätter in den Aktendeckel und stopfte ihn in meine Handtasche. Ich ging zur Seitentür hinaus und jagte die Treppe zur Straße hinunter, wobei ich zwei Stufen auf einmal nahm. Ich wußte nicht genau, welches »wir« um elf einen Termin hatte, aber ich hoffte, daß es sich um Christie und Donovan handelte. Wenn ich es, bevor Bennet nach Hause kam, zu den Maleks schaffte, konnte ich mir vermutlich den Weg nach oben irgendwie freischwindeln und einen Blick auf die Maschine werfen. Schon mehr als einmal hatte ich daran gedacht, daß Jack oder Bennet hinter den Briefen und der Mitteilung an die Presse stecken könnten. Ich konnte zwar kein Motiv erkennen, aber die Schreibmaschine in die Hände zu bekommen würde uns auf dem Weg zu einer Klärung des Zusammenhangs wesentlich weiter bringen. Außerdem lachte ich innerlich Dietz ein bißchen aus, weil ich ihm gleich gesagt hatte, daß derjenige, der die Briefe geschrieben hatte, die Maschine nicht wegwerfen würde. Bei Schußwaffen ist es das gleiche. Jemand begeht mit einer Pistole ein Verbrechen, und anstatt sich der Waffe zu entledigen, bewahrt er sie zu Hause im Schrank auf oder schiebt sie unters Bett. Besser wirft man sie ins Meer.
    Ich raste die Strecke entlang, die ich schon so viele Male gefahren war, und kam in Rekordzeit bei den Maleks an. Als ich mich dem Anwesen näherte, sah ich, wie die Tore aufschwangen und die Schnauze eines Autos gerade um die Kurve in der Auffahrt gebogen kam. Ich trat mit aller Kraft auf die Bremse und

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