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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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seine Telefonate im Stehen führte, mit einer Pobacke auf dem Tisch, der stabiler aussah. Alles in diesem Büro wirkte, als wäre es geliehen oder billig erstanden worden. Der Papierstreifen, der aus der Rechenmaschine hing, war mit einer langen Reihe von Zahlen bedruckt, die sich zu nichts addierten. Ich hätte die Schubladen durchsuchen können, aber dazu war ich dann doch zu höflich. Außerdem hatte mich mein jüngster Zusammenstoß mit Paul Trasatti ein bißchen gezügelt. Ich wollte nicht, daß Lonnie an einem einzigen Tag gleich zwei Beschwerden bekäme.
    Auf einem Rollwagen stand eine mechanische Schreibmaschine. Mein Blick glitt beiläufig über sie hinweg und kehrte dann wieder zu ihr zurück. Es war eine uralte schwarze Underwood mit runden, vergilbten Tasten, die aussahen, als müßten sie mit viel Kraft gedrückt werden. Das Farbband war so abgenutzt, daß es in der Mitte ganz dünn war. Mein Blick schweifte zu dem Metalltor hinüber und dann über die leeren Restauranträume. Immer noch kein Mensch. Meine böse Fee schwebte zu meiner Linken. Sie war es, die mich auf das offene Paket Schreibmaschinenpapier hinwies, das da vor meinen Augen lag.
    Ich zog ein Blatt heraus und spannte es in die Maschine, während ich mich auf den wackeligen Schreibtischstuhl setzte. Ich tippte meinen Namen. Dann schrieb ich diesen alten Standardsatz: The quick brown fox jumps over the lazy dog. Ich tippte den Namen Max Outhwaite. Dann schrieb ich Sehr geehrte Miss Milhone. Ich beäugte das Schriftbild. Die Vokale schienen nicht verschmutzt zu sein, was (wie Dietz ausgeführt hatte) nicht viel heißen mußte. Es könnte trotzdem die Maschine sein, die für die Briefe verwendet worden war. Vielleicht hatte Bennet sich mittlerweile eben darum gekümmert, seine Typen zu säubern. Ich zog das Blatt heraus und faltete es zusammen. Dann stand ich auf und schob es in die Tasche meiner Jeans. Wenn ich ins Büro zurückkäme, würde ich sehen, ob an den Typen für a und i mit einem Vergrößerungsglas eine Beschädigung sichtbar wäre. Ich hatte den anonymen Brief zwar immer noch nicht gesehen, den Guy am Montag, bevor er ums Leben kam, erhalten hatte, aber vielleicht würde Betsy Bower ja nachgeben und mich unerlaubterweise eine Kopie machen lassen.
    Das Telefon klingelte. Ich starrte es kurz an und hob dann den Kopf, um auf Schritte zu lauschen, die sich näherten. Nichts. Es klingelte noch einmal. Ich war schon versucht, den Hörer abzunehmen, doch das war gar nicht nötig, da sich der Anrufbeantworter einschaltete. Bennets Ansage war kurz und sehr geschäftsmäßig. Genau wie der Anrufer.
    »Bennet. Hier ist Paul. Ruf mich so bald wie möglich an.«
    Der Apparat schaltete sich ab. Das Anzeigelämpchen begann zu blinken. Meine böse Fee tippte mir auf die Schulter und deutete auf das Gerät. Ich streckte den Finger aus und drückte auf LÖSCHEN. Eine körperlose männliche Stimme teilte mir mit, daß die Nachricht getilgt worden war. Ich ging zur Vordertür und beschleunigte meinen Schritt, als ich die Straße erreicht hatte. Trasatti war ganz schön fleißig; er rief alle an.
    Eine Harley-Davidson tauchte röhrend in meinem Blickfeld auf. Mist. Ausgerechnet jetzt kam Bennet zurück, wo ich mich schon in Sicherheit wähnte. Ich ging wieder langsamer, als hätte ich jede Menge Zeit. Bennet steuerte Jacks Motorrad keine drei Meter von mir entfernt an den Randstein. Er stellte den Motor ab und trat den Ständer herunter. Dann nahm er den Helm ab und klemmte ihn sich unter den Arm. Mir fiel auf, daß ihm das Haar in dichten Kringeln am Kopf klebte und schweißnaß war. Trotz der Hitze trug er eine schwarze Lederjacke zum Schutz, falls er das Motorrad ins Schleudern brachte und stürzte. »Wieder am Arbeiten?«
    »Ich bin immer am Arbeiten«, erwiderte ich.
    »Wollten Sie mich sprechen?« Seine Jacke knarrte beim Gehen. Er betrat das Restaurant.
    Ich folgte ihm. »Wie läuft’s mit den Bauarbeiten? Es sieht ziemlich gut aus«, sagte ich. Es sah zwar aus wie ein Bombenkrater, aber ich wollte ihm schöntun. Unsere Schritte hallten wider, als wir über den nackten Betonboden gingen.
    »Es geht recht langsam voran.«
    »Aha«, sagte ich. »Wann möchten Sie denn aufmachen?«
    »Im April, wenn alles gutgeht. Wir haben noch viel zu tun.«
    »Was für eine Art von Restaurant?«
    »Cajun und karibische Küche. Wir bieten aber auch Salate und Burgers an, alles zu vernünftigen Preisen. Vielleicht zwei Abende die Woche Jazz. Wir peilen vor allem

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