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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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»Ich Blödmann«, sagte er. »Da habe ich mir doch allen Ernstes eingebildet, Sie wären von jemandem geschickt worden, der tatsächlich einen Funken Interesse hat.«
    »Es tut mir leid.«
    »Ist nicht Ihre Schuld«, sagte er. »Was noch?«
    »Was noch?«
    »Ich wollte wissen, ob Sie mir noch etwas anderes mitzuteilen haben.«
    »Eigentlich nicht.« Falls er mitbekommen hatte, daß er Geld erben würde, so ließ er es sich nicht anmerken.
    »Es ist vermutlich völlig abwegig, daß mein Vater nach mir gefragt haben könnte.«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen weiterhelfen, aber man hat mir keine Einzelheiten genannt. Möglich ist es schon, aber vielleicht erfahren Sie es nie. Sie können die Anwältin fragen, wenn Sie mit ihr sprechen. Sie weiß wesentlich mehr als ich über die Umstände seines Todes.«
    Er lächelte schwach. »Dad hat eine Frau engagiert? Das klingt nicht nach ihm.«
    »Donovan hat sie engagiert. Sie hat mit seiner Frau studiert.«
    »Was ist mit Bennet und Jack? Sind sie verheiratet?« Er sprach die Namen aus, als hätte er sie seit Jahren nicht mehr im Mund gehabt.
    »Nein. Nur Donovan. Soweit ich weiß, haben Christie und er noch keine Kinder. Er leitet die Firma, die meines Wissens mittlerweile die drittgrößte Baufirma in Kalifornien ist.«
    »Gut für ihn. Donnie war schon immer vom Geschäft besessen«, sagte er. »Haben Sie auch mit den anderen beiden gesprochen?«
    »Kurz.«
    Sein Gesichtsausdruck hatte sich komplett gewandelt, während wir sprachen. Was mit so großer Beglücktheit begonnen hatte, war nun zu schmerzhafter Erkenntnis geworden. »Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber ich habe den Eindruck, daß sie nicht ernsthaft an mir interessiert sind. Die Anwältin hat gesagt, daß sie das tun müssen, also tun sie es. Ist es so? Ich meine, die drei sind nicht eben von warmen, sentimentalen Gefühlen beseelt, was mich betrifft, oder?«
    »Das stimmt, aber das rührt wahrscheinlich von der Situation her, in der Sie weggegangen sind. Ich habe gehört, Sie hatten eine Menge Ärger, also sind ihre Erinnerungen an Sie nicht gerade schmeichelhaft.«
    »Wohl nicht. Ebensowenig wie meine an sie, wenn ich es mir recht überlege.«
    »Außerdem hat niemand ernsthaft geglaubt, daß ich Sie finden würde. Wie lange ist es jetzt her — siebzehn Jahre?«
    »Ungefähr. Offenbar nicht lange genug aus ihrer Sicht.«
    »Wohin sind Sie denn gegangen, als Sie das Haus verlassen haben? Stört es Sie, wenn ich frage?«
    »Warum sollte mich das stören? Es war nichts Großartiges. Ich bin zur Landstraße gegangen, um zu trampen. Ich wollte nach San Francisco, war voll auf Acid und total high. Der Typ, der mich aufgelesen hat, war ein Pfarrer, der bei einer Kirche etwa eine Meile von hier angestellt worden war. Er hat mich aufgenommen. Ich war dermaßen vollgedröhnt, daß ich nicht einmal wußte, wo ich war.«
    »Und Sie sind die ganze Zeit hier gewesen?«
    »Nicht ganz«, antwortete er. »Ich bin ja nicht im Handumdrehen von selbst auf Entzug gegangen und clean geworden. Ich habe mehr als einmal Mist gebaut. Ich hatte Rückfälle... Sie wissen schon, ich hab mich betrunken und bin losgezogen... aber Pete und seine Frau haben mich jedesmal gefunden und wieder zurückgebracht. Schließlich habe ich kapiert, daß ich sie nicht abschütteln konnte. Ganz egal, was ich machte. Sie klebten an mir wie Leim. Dann habe ich mich besonnen und Jesus in meinem Herzen gefunden. Das hat wirklich mein ganzes Leben umgekrempelt.«
    »Und Sie haben sich nie bei Ihrer Familie gemeldet?« sagte ich.
    Mit einem bitteren Lächeln schüttelte er den Kopf. »Sie haben ja auch nicht gerade nach mir geschrien.«
    »Vielleicht ändert sich das, wenn ich mit ihnen spreche. Was kann ich ihnen sonst noch sagen? Arbeiten Sie?«
    »Sicher arbeite ich. Ich erledige Instandhaltungsarbeiten an der Kirche und verrichtete alle möglichen Jobs im Ort. Anstreichen, Reparaturen, Installationen, Elektrik. Was man eben so braucht. Meistens zum Mindestlohn, aber ich bin der einzige hier, der so was macht, also habe ich immer zu tun.«
    »Klingt, als hätten Sie sich ganz gut eingerichtet.«
    Er sah sich um. »Tja, ich besitze nur wenig, aber ich brauche auch nicht viel. Das Haus gehört mir nicht«, sagte er. »Die Kirche bezahlt meine Unterkunft, aber ich verdiene genug fürs Nötigste. Essen, Wasser, Strom und dergleichen. Ich fahre nicht Auto, aber ich habe ein Fahrrad, und in einem Ort von dieser Größe kommt man damit

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